38. Fortsetzung der gesammelten Nachrichten und Informationen zu den
Ereignissen in der Ukraine, ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit
und fast ohne Kommentar (aktualisiert: 18:10 Uhr)
• Über den Krieg der Bilder und den Blick dahinter
Der Schweizer Tages-Anzeiger hat in seiner Onlineausgabe am 25.7.14 einen Beitrag über den "Krieg der Bilder"
in der Ostukraine veröffentlicht. Anhand zweier Beispiele von den
berichten über die Absturzstelle von MH 17 wird gezeigt, wie die
ostukrainischen Aufständischen von westlichen Medien als Unmenschen
dargestellt werden, als die sie immer wieder von den Kiewer Putschisten und von deren faschistischen Handlangern bezeichnet wurden und werden. Auf das
Beispiel des Aufständischen mit dem Plüschtier in der Hand hatte die Bloggerin "Magda" auf freitag.de schon hingewiesen. Ich halte es für eine unmenschliche Allianz, die sich da zeigt.
• Niederlande prüft Militäreinsatz an MH 17-Absturzstelle
"Die
Niederlande schließen einen bewaffneten Militäreinsatz zur Sicherung
der Absturzstelle von Flug MH17 in der Ostukraine nicht aus.
Nötig
sei aber die Zustimmung der Regierung in Kiew wie auch der
prorussischen Separatisten in der umkämpften Region, sagte
Ministerpräsident Mark Rutte am Freitag in Den Haag.
Acht
Tage nach dem mutmaßlichen Abschuss der malaysischen Boeing 777-200
zeigte sich, dass noch immer nicht alle 298 Todesopfer geborgen sind.
Ermittler entdeckten an der Absturzstelle ein neues großes Wrackteil
sowie weitere Leichen. Den dritten Tag in Folge flogen die Niederlande
und Australien bereits geborgene Leichen von Charkow nach Eindhoven aus.
Bislang kann in dem umkämpften Rebellengebiet keine geordnete
internationale Such- und Ermittlungsmission stattfinden. ..." (dpa, 25.7.14)
Die auflagenstärkste niederländische Zeitung De Telegraaf hatte am 20.7.14 gefordert: "Eingreifen!" Die Nato solle den Ort des Absturzes absichern, gab Die Welt online am 22.7.14 den Text wieder, in einem Bericht über die zunehmenden Rufe in den Niederlanden nach Rache. ,,Special Forces müssen die Täter dieses Massenmords aufspüren und nach Holland bringen", forderte danach der Kommentator des niederländischen Blatts.
• Kiew dementiert Informationen zu möglichem MH 17-Absturz infolge einer Übung
"Das
ukrainische Verteidigungsministerium hat die Informationen, laut denen
das malaysische Passagierflugzeug Boeing 777 am 17. Juli während einer
Übung der Flugabwehr-Einheiten abgeschossen worden sei, als falsch
zurückgewiesen.
Zuvor hatte ein Informant aus Kiewer Militärkreisen RIA Novosti mitgeteilt, dass ein Fehler bei einer Flugabwehrübung die Ursache des Absturzes gewesen sein könnte.
„Die
Boeing wurde nicht während einer Übung der ukrainischen Flugabwehr
abgeschossen. Der Informant hat falsche Angaben“, teilte ein
Pressesprecher im ukrainischen Verteidigungsministerium am Freitag dem
Moskauer Radiosender Govorit Moskva mit. Er empfahl, sich aus
offiziellen Quellen wie der Webseite des Verteidigungsministeriums zu
informieren. „Die Informationen darüber, dass die Boeing während einer
Fla-Übung abgeschossen wurde, sind absoluter Wahnsinn.“ ..." (RIA Novosti, 25.7.14)
• Russland setzt Importstopp ukrainischer Produkte fort
Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur ITAR-TASS am 25.7.14 haben die russischen Behörden einen Importstopp für Milchprodukte aus der Ukraine verfügt. Es gehe vor allem um Käse, der mit "Palmöl unbekannter Qualität und Herkunft" produziert wurde. Die Produkte entsprächen nicht den Gesundheits- und Herkunftsanforderungen.
Derzeit gebe es ein Verbot der Einfuhr von Waren aus dreizehn ukrainischen Käsereien, Kartoffeln aus dem gesamten Gebiet des Landes wegen enthaltener Fadenwürmer und Schweinefleisch aufgrund der Gefahr einer Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest.
• Kiewer Truppen melden Vormarsch
"Ukrainisches
Militär hat für die letzte Woche 10 Siedlungen von den Terroristen
befreit. Das teilte während des Briefings in Kiew der Sprecher des
informationsanalytischen Zentrums des Nationalen Sicherheits- und
Verteidigungsrates der Ukraine Andrij Lysenko mit, berichtet ein
Ukrinform-Korrespondent.
„Im Allgemeinen hat das ukrainische
Militär für die letzte Woche von den Terroristen 10 Ortschaften
befreit: Dserzhynsk, Soledar, Karlowka, Netajlowo (Donezk),
Lisitschansk, Sjewjerodonezk, Popasnoe, Rubizhne, Jubilejne, Perwomajsk
(Luhansk)“, sagte er.
Darüber hinaus nahmen die
Sicherheitskräfte unter Kontrolle die strategisch wichtige Siedlung
Georgiewka in der Region von Luhansk. Auch befreiten die ATO-Kräfte die
Flughäfen „Donezk“ und „Luhansk“, fügte Lysenko hinzu." (Ukrinform, 25.7.14)
• Fehler bei Übung einer ukrainischen Fla-Raketeneinheit Ursache des MH 17-Absturzes?
"Eine
unvorhergesehene Entwicklung bei der Übung einer Fla-Einheit der
ukrainischen Streitkräfte kann laut einer Quelle in den bewaffneten
Strukturen der Ukraine die Ursache der Boeing-Tragödie am 17. Juli
gewesen sein, erfuhr RIA Novosti.
„Dem Chef des 156.
Fla-Raketenregiments war befohlen worden, am 17. Juli eine Übung
abzuhalten, bei der es um die Deckung der Bodengruppierung in einem
Vorort von Donezk ging“, hieß es. Nach der Aufstellung der Divisionen
bestand die Aufgabe, „Das Beobachten von Zielen zu trainieren und die
ganze Reihenfolge der Begleitung und der Vernichtung von Zielen mit
einer Rakete vom Typ Buk-M1 im Trainingsmodus auszuführen.“
Die
Chefs der Batterien haben zwar laut der Quelle die Schlüssel zu den
Startanlagen bekommen, ein realer Start von Raketen 9M38M1 war aber
nicht vorgesehen.
„Zur Teilnahme an der Übung wurden zwei
Kampfjets des Typs Su-25 vom Luftwaffenstützpunkt der 229. Brigade der
taktischen Fliegerkräfte Kulbakino in Nikolajew nach Dnepropetrowsk
geschickt. Ihnen wurde die Aufgabe gestellt, eine Luftaufklärung
durchzuführen und als Kontrollziele im Raum der Konzentration der
Gruppierung der Antiterrortruppen westlich von Donezk zu dienen“, so die
Quelle.
„Als eines dieser Flugzeuge in den
Erfassungsbereich des Fla-Raketensystems Buk kam, wurde es von der
Batterie in der Nähe des Ortes Sarostschenskoje unter Kontrolle
genommen. Der tragische Zufall könnte dazu geführt haben, dass die
Flugrouten der malaysischen Boeing und der Su-25, die sich auf
unterschiedlichen Höhen befanden, sich überkreuzten und auf dem
Bildschirm als ein großer Punkt erschienen, was für die Zivilmaschine
fatal wurde, weil sich das Beobachtungssystem in dem Fall automatisch
auf das größere Ziel umstellt“, teilte die Quelle mit.
Die
Ursache eines eventuellen nicht vorgesehenen Raketenstarts konnte der
anonyme Sprecher nicht erklären. „Mit dieser Frage befassen sich
Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der Ukraine, die den Chef und die
Mannschaft der Batterie gegen halb zehn Uhr abends abgeholt haben.“ ..." (RIA Novosti, 25.7.14)
Übrigens berichtete von zwei Kampfflugzeugen in der Nähe von MH 17 ein spanischsprechender Fluglotse aus Kiew auf Twitter, dessen Twitteraccount gelöscht ist ... Das hatte u.a. das Handelsblatt online am 17.7.14 gemeldet.
• Weiter Beschuss von Lugansk
"Zwei zivile
Einwohner der ostukrainischen Stadt Lugansk sind am Donnerstag beim
Beschuss der Stadt ums Leben gekommen, sieben weitere sind verletzt
worden, teilt der Stadtrat am Freitag auf seiner Webseite mit.
Mehrere
Stadtbezirke gerieten unter einen Artilleriebeschuss. Mehr als zwei
Dutzend Gebäude wurden beschädigt. Rund 1000 Einwohner im
Gajewoi-Viertel blieben ohne Wasserversorgung. In mehreren Stadtvierteln
wurden Gasleitungen beschädigt." (RIA Novosti, 25.7.14)
• Erhält Ukraine Status als US-Verbündeter außerhalb der NATO?
Die
USA könnten der Ukraine den Status als Verbündeter außerhalb der NATO
geben. Das erklärte der Ex-Chef des ukrainischen Auslandsgeheimdienstes
Nikolai Malomuzh nlaut einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur ITAR-TASS vom 25.7.14, die sich auf Angaben der ukrainischen Agentur UNIAN
stützt. Über diesen Weg könnten die USA Waffen und Militärgerät liefern
bzw. die Ukraine dieses bei US-Konzernen kaufen. Die USA hätten bisher
medizinische und technische Ausrüstung für die Kiewer Truppen geliefert,
ebenso 300.000 Lebensmittelpakete. Das US-Repräsentantenhaus könne die
Entscheidung innerhalb weniger Tage treffen
Den Status als
US-Verbündeter außerhalb der NATO, wie ihn z.B. Israel und Japan haben,
wünschte sich der ukrainische Präsident Petro Poroschenko in einem CNN-Interview am 21.7.14.
Er begründete das u.a. damit, dass der Konflikt in der Ukraine die
globale Sicherheit bedrohe und gab Russland dafür die Schuld.
• NATO will näher an Russland ran
"Oberbefehlshaber
der NATO-Streitkräfte in Europa, Philip Breedlove, hat vorgeschlagen,
einen Allianzstützpunkt der Krisenreaktionskräfte in Osteuropa näher an
die Grenzen mit der Russischen Föderation zu stationieren. Darüber
schreibt die britische Tageszeitung The Times.
Breedlove
begründet solchen Schritt mit der Notwendigkeit einer schnellen Reaktion
auf die Bedrohung durch Russland im Falle einer Krisensituation.
Solcher
Stützpunkt müsse mit allem Notwendigen - Waffen, Munition und Rationen -
für die schnelle Antwort auf die Aktionen des Feindes ausgestattet
sein, um rasch Tausende von Soldaten einzusetzen. Er werde mehr
Sicherheitsvertrauen den osteuropäischen NATO-Mitgliedern Polen,
Litauen, Lettland und Estland geben“." (Ukrinform, 25.7.14)
Die Nachrichtenagentur RIA Novosti gibt in einer Grafik eine Übersicht über Manöver in der Ukraine im Jahr 2014, an denen NATO-Länder und die NATO selbst beteiligt sind
• Putin: "Wir müssen wachsam sein"
Die Tageszeitung junge Welt hat am 25.7.14
die Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin vor dem
Sicherheitsrat der Russischen Föderation am 22. Juli 2014 in deutscher
Übersetzung wiedergegeben:
"... Wir für unseren Teil halten uns
aufs Strengste an die Normen des internationalen Rechts, auch mit
unseren Verpflichtungen gegenüber unseren Partnern, und wir erwarten,
daß andere Länder, Staatenbündnisse und militärpolitische Allianzen
dasselbe tun, während Rußland glücklicherweise keiner Allianz angehört.
Auch das ist eine Garantie unserer Souveränität.
Jede
Nation, die Mitglied einer Allianz ist, gibt ihre Souveränität teilweise
auf. Das entspricht nicht immer den nationalen Interessen des
betreffenden Landes, aber es ist dessen souveräne Entscheidung. Wir
erwarten, daß unsere nationalen Interessen respektiert werden und daß
Kontroversen, wie es sie immer gibt, ausschließlich auf dem Wege
diplomatischer Bemühungen, durch Verhandlungen, gelöst werden. Niemand
sollte sich in unsere inneren Angelegenheiten einmischen.
Nichtsdestoweniger hören wir heutzutage immer häufiger von Ultimaten und
Sanktionen. Schon der Begriff staatliche Souveränität selbst wird
ausgehöhlt. Unerwünschte Regimes, Länder, die eine unabhängige Politik
verfolgen oder die irgend jemandes Interessen im Weg stehen, werden
destabilisiert. Die Mittel für diesen Zweck sind sogenannte bunte
Revolutionen, oder, klar formuliert, von außen angezettelte und
finanzierte Machtübernahmen.
Der Fokus dabei liegt
natürlich auf internen Problemen. Jedes Land hat selbstverständlich eine
Menge Probleme, insbesondere die instabileren Staaten oder solche mit
kompliziertem Regime. Es gibt Probleme – es fragt sich nur, weshalb sie
dafür benutzt werden sollten, ein Land zu destabilisieren und zu spalten
– so, wie wir es heute häufig in verschiedenen Teilen der Welt erleben.
..."
• Aufständische versuchen, Position zu stabilisieren
"...
Im Donbass versuchen die Rebellen derweil offenbar, nach mehreren
Rückzügen ihre Positionen in den Städten Donezk und Lugansk zu
konsolidieren. Sprecher des Kiewer Regimes berichteten, die Kämpfer der
Aufständischen hätten weitere Brücken gesprengt, um den Vormarsch der
Armee zu verlangsamen. Dadurch seien auch Wasserleitungsrohre beschädigt
worden. Gleichzeitig starteten die Aufständischen lokale Gegenangriffe
im Raum Donezk.
An der Propagandafront erhob die
ukrainische Seite neue schwere Vorwürfe gegen die Aufständischen. Der
Pressesprecher des nationalen Sicherheitsrates, Andrej Lisenko,
erklärte, sie hätten vor ihrem Abzug aus Slowjansk in den dortigen
Schulen Sprengstoffpakete mit Zeitzündern versteckt, um sie zum
Schulbeginn Anfang September zu zünden. Gleichzeitig ruderte der Mann in
der Auseinandersetzung um den Abschuß des malaysischen
Passagierflugzeugs zurück: Seine Aussage, das Flugzeug sei von einer
»hochqualifizierten Mannschaft aus Rußland« abgeschossen, sei keine
Tatsachenbehauptung gewesen, sondern nur »eine mögliche Version«. Der
Kommandeur des auf seiten der Aufständischen kämpfenden Bataillons
»Wostok«, Alexander Chodakowski, warf der britischen Agentur Reuters
vor, ein Videointerview mit ihm gefälscht zu haben. Er habe nie gesagt,
seine Einheit habe ein weitreichendes Raketenabwehrsystem vom Typ »BUK«.
Der Kommandeur kündigte an, seine eigene ungeschnittene
Videoaufzeichnung des Gesprächs zu veröffentlichen, um seine Vorwürfe zu
beweisen.""(junge Welt, 25.7.14)
• Anhaltende Kämpfe behindern MH 17-Ermittlungen
"»Die
Experten sind noch immer in Kiew und Charkow, sie konnten sich aus
Sicherheitsgründen nicht zum Absturzort begeben«, teilte die
niederländische Sicherheitsbehörde OVV mit, die die Untersuchungen
leitet, weil 193 der Todesopfer aus den Niederlanden stammen. Die
EU-Staaten berieten derweil über schärfere Sanktionen gegen Moskau.
Laut
den Berichten von AFP-Reportern nahmen die Kämpfe zwischen
Regierungstruppen und Separatisten im Osten der Ukraine deutlich zu. ..." (Neues Deutschland, 25.7.14, S. 8)
• Beschämendes Vorgehen gegen Kommunisten
Die Tageszeitung Neues Deutschland
veröffentlichte am 25.7.14 ein Interview mit Alla Alexandrowna, Erste
Sekretärin der KP der Ukraine im Gebiet Charkow und 14 Jahre lang
Abgeordnete der Werchowna Rada, des ukrainischen Parlaments:
"... Worauf führen Sie diese Verfolgung zurück?
Der Hintergrund für die Verfolgung ist unsere Kritik an der Regierung,
vor allem unsere harte Kritik an der sogenannten Anti-Terror-Operation,
die sich gegen das eigene Volk richtet. Da werden unschuldige,
friedliche Menschen getötet, die Armee setzt Flugzeuge und Panzer ein,
um Wohngebiete und Zivilisten zu bombardieren. Das muss aufhören.
Was bedeutet die Auflösung der KPU-Fraktion in der Rada für die Partei?
Die Möglichkeit der KPU, an der parlamentarischen Arbeit und der
Beschlussfassung teilzunehmen, wird erheblich beschränkt. Die Partei
verliert einen Großteil ihrer Fähigkeit zur Wählervertretung. Die KPU
hatte die Unterstützung von fast 3 Millionen Wählern. Diese Stimmen
finden nur noch sehr eingeschränkt Gehör in der Werchowna Rada. ...
Die
zivilen Rechte und Freiheiten der Bürger in der Ukraine sind sehr
bedroht. Wer seine Meinung sagt, läuft Gefahr, gekidnappt zu werden,
Rechtsradikale Organisationen sind mächtig und rücksichtslos."
Aus der selben Quelle: "Noch
als Übergangspräsident hatte Turtschinow selbst das Justizministerium
beauftragt, eine Parteiverbotsklage gegen die KPU vorzubereiten. Die
wird seit Donnerstag vor einem Kiewer Verwaltungsgericht verhandelt. Die
Kommunisten werden verfassungswidriger Aktivitäten beschuldigt,
darunter «Unterstützung von Separatisten und Terroristen» in der
Ostukraine und Beihilfe zur «militärischen Aggression» Russlands. Der
KPU-Chef Petro Symonenko nennt die Vorwürfe «unseriös und lächerlich».
Gar
nicht lächerlich war am Donnerstag der Auflauf dutzender Nationalisten
vor dem Gericht. Unter Polizeischutz durften sie laut Agentur UNIAN auf
Plakaten unter anderem «Komunjaku na Giljaku!» fordern - Kommunisten an
den Galgen ... «"
• Niederlande fordert internationale Polizeitruppe zum Schutz der MH 17-Ermittlungen
"Eine
Woche nach dem Flugzeugabsturz in der Ostukraine sind am Donnerstag
weitere 74 Särge mit Opfern in den Niederlanden eingetroffen. Unter der
Anteilnahme der Bevölkerung wurden sie vom Flughafen Eindhoven zu einer
Militärbasis bei Hilversum transportiert. Dort sollen die Opfer
identifiziert werden.
In Charkiw in der Ostukraine, wo der
mutmaßliche Abschuss von Flug MH-17 stattfand, gehen die Untersuchungen
unterdessen weiter. Ukrainische Truppen und prorussische Separatisten
lieferten sich dort weiter Gefechte, die internationalen
Ermittler wurden außerdem von Unbekannten massiv behindert. Die
Niederlande fordern deshalb eine internationale Polizeitruppe, die den
Ermittlern sicheren Zugang zur Absturzstelle verschaffen soll.
Da
seien Verrückte, die die Ermittler von der Untersuchung abhalten
wollten, sagte der Chef der niederländischen Polizeimission, Jan
Tuinder. Es sei sehr schwierig, zur Absturzstelle zu kommen. Man könne
diese Leute als Terroristen bezeichnen oder als Kriminelle, aber
grundsätzlich sei das fast das Gleiche.
Beobachter der OSZE
und Experten aus Malaysia und Australien konnten die Unglücksstelle
inzwischen besuchen und die Lage von Wrackteilen dokumentieren.
Ermittler des niederländischen Sicherheitsrats, der die internationale
Untersuchung des Absturzes leitet, können jedoch noch immer nicht zu
der Stelle, da ihre Sicherheit nicht gewährleistet ist. ..." (Euronews, 25.7.14)
• Keine weiteren Untersuchungen an MH 17-Absturzort
Die New York Times berichtet am 24.7.14, dass nach Abzug der Rettungskräfte derzeit "trotz all des diplomatischen Spektakels nach dem Desaster"
keine weiteren Untersuchungen am Ort des Absturzes von MH 17
stattfinden. Es seien kaum Menschen zu sehen, so der Bericht von vor
Ort, "nur zwei neugierige 12-jährige Mädchen, die ein Teil des Hecks der Boeing 777 anschauen". Das sei nicht verwunderlich, da das malaysische Flugzeug im "Niemandsland"
abstürzte, das die ostukrainischen Aufständischen zu ihrem Staat
erklärt haben. Die Aufständischen seien wieder in den Krieg gezogen.
Geheimdienstmitarbeitern seie das Absturzgebiet aber wichtig für die
weitere Untersuchung. "Es ist niemand hier", wird Michael
Bociurkiw, der Sprecher der OSZE-Sondermission in der Ukraine, zitiert.
Er habe auch den Berichten über Plünderungen der MH 17-Trümmer
widersprochen. Die malaysischen Experten vor Ort haben laut der New York Times gesagt, die Wertsachen der getöteten Flugzeuginsassen seien unberührt geblieben.
• US-Regierung: Russland beschiesst ukrainische Armee
"Die
US-Regierung verfügt nach eigenen Angaben über Beweise dafür, dass
Russlands Truppen von russischem Territorium aus ukrainische
Armeestellungen mit Artillerie beschießt. Moskau plane zudem, weitere
Raketenwerfer an die prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine zu
liefern, sagte die stellvertretende Sprecherin des US-Außenministeriums,
Marie Harf, am Donnerstag in Washington. Sie berief sich auf
"Geheimdienstinformationen". Nähere Details nannte sie nicht.
Die
ukrainische Regierung hat Moskau wiederholt unterstellt, die Rebellen
im Osten militärisch zu unterstützen und deren Vorgehen zu koordinieren.
Am Mittwoch warf Kiew dem Kreml vor, dass zwei ukrainische
Kampfflugzeuge von russischem Territorium aus abgeschossen worden seien.
..." (Der Standard online, 24.7.14)
• Rücktritt von Jazenjuk wenig überraschend
"Angesichts
des Bruchs der Regierungskoalition in der Ukraine hat Ministerpräsident
Arseni Jazenjuk den Rücktritt seiner Regierung erklärt. Er ziehe die
Konsequenzen aus der Auflösung der Regierungskoalition, erklärte
Jazenjuk am Donnerstag. Der bisherige stellvertretende Ministerpräsident
Wladimir Groisman soll die Regierung übergangsweise führen.
Jazenjuk
wies in seiner Rücktrittserklärung auf die verzweifelte Lage der
Ukraine hin. Im Parlament waren zuvor mehrere Wirtschaftsgesetze
gescheitert - auch eines, das die Beteiligung ausländischer Investoren
am maroden Gastransportsystem der Ukraine ermöglicht hätte. Damit sollte
die Abhängigkeit von Russland verringert werden.
Präsident
Petro Poroschenko begrüßte den Schritt, damit ein kompletter politischer
Machtwechsel im Land erzielt werden könne. Zugleich kritisierte er den
Bruch der Regierungskoalition, der inmitten einer schweren
wirtschaftlichen Krise und ungeachtet der Kämpfe der Armee mit
prorussischen Separatisten im Osten erfolgt sei. ..." (Der Standard online, 24.7.14)
Dass
dieser Schritt weniger überraschend ist, als er in manchen
Medienberichten dargestellt wird zeigen zwie Meldungen aus den letzten
Monaten:
"Der ukrainische Präsident Pjotr Poroschenko rechnet
nach eigenen Worten damit, dass das Parlament (Werchowna Rada) sich auf
eigene Initiative auflöst, meldet die Agentur Unian am Mittwoch.
Gleich
nach seinem Wahlsieg hatte Poroschenko über die Notwendigkeit einer
vorgezogenen Parlamentswahl gesprochen, denn das jetzige Parlament
widerspiegele nicht mehr die Interessen der ukrainischen Gesellschaft.
Am
Dienstag schlug die Partei Udar (Schlag) von Vitali Klitschko vor, über
eine Selbstauflösung abzustimmen, damit der Präsident vorgezogene
Wahlen anberaumen kann. Den Vorschlag unterstützte die Partei
Batkiwschtschina (Vaterland) von der bisherigen Oppositionskoalition.
..." (RIA Novosti, 18.6.14)
"Knapp
vier Monate nach dem Umsturz in der Ukraine haben sich am Sonntag
wieder Tausende Menschen auf dem Kiewer Hauptplatz Maidan Nesaleschnosti
zu einer „Volksversammlung“ eingefunden, berichtete der ukrainische
Fernsehsender „5 Kanal“.
Die Teilnehmer forderten vom neuen
Staatspräsidenten Pjotr Poroschenko, das Parlament (Rada) aufzulösen und
Neuwahlen anzusetzen, wie die Nachrichtenagentur Unian meldete. ..." (RIA Novosti, 15.6.14)
Poroschenko kündigte laut der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform
am 22. Mai 2014 in Lviv an, als Präsident zuerst das Parlament, die
ukrainische Werchowna Rada, aufzulösen und Neuwahlen anzuordnen. Denn
das jetzige Parlament, dass sich dem Staatsstreich nicht widersetzte,
sei nicht auf die neue „Nationalidee“ – die Europäische Integration – ausgerichtet. Das möchte der Schokoladen-Oligarch gern ändern.
• Kiew: Krieg kostet monatlich 128 Millionen Dollar
"Die
finanziell angeschlagene Ukraine gibt nach Angaben ihres
Finanzministeriums monatlich 128 Millionen US-Dollar für den seit April
andauernden Militäreinsatz gegen die Regierungsgegner im Osten des
Landes aus.
„Die Anti-Terror-Operation kostet die
Staatskasse mehr als 1,5 Milliarden Griwna (128,5 Millionen Dollar) im
Monat", teilte das Kiewer Finanzministerium am Donnerstag mit. Die
Regierung musste bereits mehrfach die Sozialausgaben beschneiden, um den
Militäreinsatz zu finanzieren. Der Internationale Währungsfonds (IWF),
der Kiew Rettungskredite zugesagt hat, fordert eine weitere Verkürzung
der Sozialprogramme. ..." (RIA Novosti, 24.7.14)
• Russland lässt ukrainische Soldaten medizinisch betreuen
"Das
russische Krankenhaus Gukowo an der Grenze zur Ukraine hat weitere
verletzte ukrainische Soldaten auf Bitte der ukrainischen Seite zu
Dringlichkeitsoperationen aufgenommen. Die ukrainische Armee kämpft seit
Wochen im Grenzgebiet zu Russland gegen Regierungsgegner.
Die
ukrainische Seite habe am 24. Juli um 14:00 Uhr am russischen
Grenzübergang Gukowo um eine schnellstmögliche medizinische Hilfe für
schwerverletzte ukrainische Soldaten gebeten, teilte die für das Gebiet
Rostow zuständige Grenzstelle des Inlandsgeheimdienstes FSB mit.
Russische Grenzer haben zwei ukrainische Armeeangehörige - einen in
kritischem Zustand - ins Krankenhaus Gukowo gebracht, wo diese operiert
worden seien. Dies sei bereits die dritte Bitte des ukrainischen
Militärs um medizinische Dringlichkeitshilfe.
In der
vergangenen Woche waren bereits 24 ukrainische Soldaten, die bei
Gefechten mit Volksmilizen in der Ostukraine zum Teil schwer verletzt
worden waren, in Krankenhäuser in Südrussland eingeliefert worden. ..." (RIA Novosti, 24.7.14)
• EU weitet Sanktionen gegen Russland aus
"Die
Europäische Union wird in der Ukrainekrise ihre Sanktionsliste gegen
Russen und prorussische Ukrainer erweitern. Die EU-Botschafter
verständigten sich am Donnerstag in Brüssel darauf, Einreiseverbote und
Kontensperrungen gegen zusätzliche 15 Personen zu verhängen. Die Zahl
der von diesen Maßnahmen Betroffenen erhöht sich damit auf 87, wie
Diplomaten sagten.
Erstmals wurden auch 18 Organisationen
und Unternehmen auf eine schwarze Liste der EU gesetzt. Sie dürfen in
der EU keine Geschäfte mehr machen.
Über andere wichtige
Verschärfungen der EU-Sanktionen soll erst später entschieden werden.
Dabei geht es vor allem um einen erschwerten Zugang Russlands zu den
Finanzmärkten, einen Lieferstopp für Hochtechnologiegüter für
Erdölförderung und um ein Verbot von Waffenlieferungen an Moskau.
Entsprechende Vorschläge der EU-Kommission müssten genau geprüft werden,
hieß es. Die EU-Botschafter beschlossen, sich sowohl am
Freitagnachmittag als auch am Dienstag zu Sondersitzungen zu treffen, um
diese Sanktionen beschlussreif zu machen. ..." (Der Standard online, 24.7.14)
• Moskau vermisst Beweise für US-Vorwürfe
"Die
USA haben laut Russlands Vizeverteidigungsminister Anatoli Antonow bis
jetzt keine Dokumente vorgelegt, die beweisen würden, dass die Rakete,
die die Boeing über der Ostukraine abgeschossen hat, vom Territorium der
Volkswehr abgefeuert wurde.
„Es wurde erklärt, dass die
Daten der technischen Aufklärung der Vereinigten Staaten und
Satellitenfotos einen Raketenstart vom Territorium der Rebellen
bestätigen. Frage: Wo sind diese Daten? Warum wurden sie nicht der
Öffentlichkeit vorgestellt?“ sagte Antonow in einem Interview für den
TV-Sender Rossija24. Er äußerte die Vermutung, dass diese Beweise
„sozusagen noch in der Produktion‘“ sind." (RIA Novosti, 24.7.14)
• OSZE-Beobachter an russisch-ukrainischer Grenze
"Nach
zehn Tagen Beratungen hat sich die Organisation für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa (OSZE) am Donnerstag auf die Entsendung von
Beobachtern an die russisch-ukrainische Grenze geeinigt. Russland hatte
nach einem wiederholten Beschuss aus der kriegsgebeutelten Ukraine den
Beobachtereinsatz gefordert.
Der Ständige Rat der OSZE
beschloss am Donnerstag, dass 16 Beobachter der Organisation für drei
Monate an den Grenzübergängen Donezk und Gukowo stationiert werden.
Russland begrüßte die Entscheidung. „Wir rechnen mit einer baldigsten
Ankunft der OSZE-Beobachter“, teilte das Außenministerium in Moskau mit.
Die Behörde warf der Ukraine, den USA und Kanada vor, die Einigung über
den Beobachtereinsatz behindert zu haben. ..." (RIA Novosti, 24.7.14)
• Verbotsverfahren gegen Kommunistische Partei begonnen
"In
Kiew beginnt am Donnerstag, das Gerichtsverfahren, mit dem die
ukrainische Regierung ein Verbot der Kommunistischen Partei durchsetzen
möchte. Hochrangigen Kommunisten wird vorgeworfen, die Annexion der Krim
und prorussische Separatisten unterstützt zu haben. Mit einem Urteil
ist erst in drei bis vier Monaten zu rechnen.
Schon seit
Monaten weht der Kommunistischen Partei der Ukraine (KPU) ein scharfer
Wind entgegen: Während sie zuvor als informeller Koalitionspartner von
Wiktor Janukowitsch gegolten hatte, sah sie sich gleich nach dem
Machtwechsel Repressalien ausgesetzt: Rechtsradikale besetzten Ende
Februar die Parteizentrale im Kiewer Stadtteil Podil. Nachdem die
Polizei wochenlang untätig geblieben war, zogen die Besetzer nach einem
ersten Räumungsversuch Anfang April ab. Unbekannte setzten jedoch kurze
Zeit später das Gebäude in Brand.
In der Rada, dem
Parlament, setzten die Kommunisten ihrerseits auf Fundamentalopposition.
Zuletzt traten elf Abgeordnete aus der Fraktion aus, die jetzt nur noch
23 Mitglieder (bei insgesamt 450 Parlamentssitzen) umfasst.
Eine
erst am Dienstag beschlossene Novelle zur Rada-Geschäftsordnung, wonach
Fraktionen mindestens 32 Mitglieder haben müssen, dürfte bereits heute
zur Auflösung des KP-Klubs führen. Am Mittwoch flüchtete Parteichef
Petro Symonenko nach einer kurzen Rauferei aus dem Plenarsaal.
Abgeordnete der rechtsradikalen Swoboda-Partei hatten versucht, ihn
gewaltsam aus der laufenden Sitzung zu entfernen." (Der Standard online, 24.7.14)
• Kiewer Truppen rücken weiter auf Donezk vor
"Einheiten
der ukrainischen Armee sind am Donnerstag weiter auf die ostukrainische
Rebellenhochburg Donezk vorgerückt. Reuters-Reporter in der Stadt, in
der über eine Million Menschen leben, berichteten, dass aus dem Süden
und Nordwesten Artilleriefeuer zu hören sei.
Im Stadtteil
Petrowski ist die Stromversorgung ausgefallen, weil durch die
Kampfhandlungen mehrere Verteilerstationen beschädigt wurden.
Die
Rebellen räumten den Platz vor dem Donezker Bahnhof, laut ukrainischem
Militär wurde beobachtet, dass sie gepanzerte Fahrzeuge in die
naheliegenden Städte Horlivka und Ilovaisk verlegten.
Am
Vortag waren in der Nähe zwei ukrainische Kampfflugzeuge abgestürzt. Die
Moskauer Regierung widersprach am Donnerstag Angaben des ukrainischen
Sicherheitsrats, wonach die Raketen von russischem Territorium aus
abgefeuert worden seien. ..." (Der Standard online, 24.7.14)
• Äußerungen von Rebellenkommandeur zu MH 17-Absturz nicht korrekt wiedergegeben
"Der
Kommandeur des ukrainischen Volkswehr-Bataillons Wostok, Alexander
Chodakowski, hat die ihm von Reuters zugeschriebenen Worte, dass die
Volkswehr über Boden-Luft-Raketen vom Typ Buk verfügt hat, nie gesagt.
Das belegt die Videoaufnahme des Interviews, die nun RIA Novosti
vorliegt.
Am Mittwoch hatte Reuters ein Interview mit
Chodakowski veröffentlicht, in dem dieser gesagt haben soll, dass die
Milizen über ein Buk-Raketensystem verfügt haben konnten und dass der
Einsatz dieses Systems von den regulären ukrainischen Kräften durch
Luftangriffe auf Bodenziele provoziert werden konnte.
Doch
das Video des Interviews mit Reuters zeigt, dass Chodakowski diese
Behauptungen nie gemacht hat. In dem Video sagt Chodakowski zum
Reuters-Korrespondenten unmissverständlich, dass sein Bataillon über
keine Buk-Systeme verfügt habe. „Nein, dem Wostok-Bataillon wurden keine
Buk übergegeben. Das sage ich Ihnen ganz eindeutig. Das ist absolut
sicher. Wir haben tragbare Fla-Raketen, die haben jedoch eine
beschränkte Schusshöhe“, so Chodakowski im Wortlaut. Vom
Reuters-Korrespondenten nach der möglichen Absturzursache der
malaysischen Verkehrsmaschine befragt, schlägt Chodakowski vor, die
bereits kursierenden Vermutungen über die Schuld der Milizen oder des
ukrainischen Militärs gemeinsam zu analysieren. ..." (RIA Novosti, 24.7.14)
• Washington: Putin verantwortlich für MH17-Katastrophe
"Die
Vereinigten Staaten glauben, dass die prorussischen Rebellen, die die
malaysische Boeing über Donbass abgeschossen haben, das ohne Hilfe
Russlands nicht tun konnten. Das erklärte auf einem Briefing Marie Harf,
stellvertretende Sprecherin des US-Außenministeriums, teilt Radio
Svoboda mit.
„Russische Separatisten, die nach unserer
Überzeugung, diese Rakete abgefeuert haben, konnten dort ohne die
Unterstützung des russischen Präsidenten Wladimir Putin und der
russischen Regierung nicht handeln, sie konnten die Waffen ohne die
Unterstützung von Präsident Putin und der russischen Regierung nicht
kriegen. Sie würden das dort nicht tun. Sie konnten nicht SA-11
(Luftabwehrsystem genannt Buk - Red.) ohne die Unterstützung von
Präsident Putin und der russischen Regierung abfeuern. Ja, die direkte
Verantwortung liegt auf ihnen“, sagte sie." (Ukrinform, 24.7.14)
• Washington und Kiew bleiben Beweise schuldig
"Auf
dem Kriegsschauplatz »Information« haben die USA die von ihnen
angekündigten »unwiderlegbaren Beweise« für eine russische Beteiligung
am Abschuß der malaysischen Boeing-777 über dem Donbass bisher nicht
vorgelegt. Auf einer Pressekonferenz am Dienstag erklärten
US-Geheimdienstler nur noch, Rußland habe »die Bedingungen geschaffen«,
damit die Aufständischen das Flugzeug durch einen Irrtum hätten
abschießen können. »Bedingung« kann alles sein – bis hin zu der
unwiderlegbaren, aber auch nicht sehr aussagekräftigen Tatsache, daß die
in der Ukraine gebräuchlichen Flugabwehrsysteme aus sowjetischer
Produktion stammen. Sie werden von beiden Seiten benutzt. ...
Russische
Experten verwiesen unterdessen auf Schwachstellen der westlichen
Beweisführung. Neben den Unstimmigkeiten in einem Video, das angeblich
den eiligen Rücktransport des »Buk«-Raketenwerfers nach Rußland zeigen
sollte, tatsächlich aber offensichtlich im von den Kiewer Truppen
kontrollierten Krasnoarmejsk entstand, verwiesen sie auf einen vom
ukrainischen Sicherheitsdienst vorgelegten Mitschnitt eines angeblichen
Gesprächs zweier Anführer der Aufständischen über den Abschuß. Dieses
sei nicht nur aus mehreren Aufnahmen zusammengeschnitten worden (jW
berichtete). Im Anzeigefeld »Eigenschaften« der Youtube-Version dieses
Videos sei zudem als Datum der Dateierstellung der 16. Juli, 19.10 Uhr,
angegeben worden – 21 Stunden vor dem Abschuß. ..." (junge Welt, 24.7.14)
• Kommunisten als Störfaktor
Die Tageszeitung junge Welt veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 24.7.14 ein Interview mit Pjotr Simonenko, Erster Sekretär der KP der Ukraine und Vorsitzender der KPU-Parlamentsfraktion:
"... Warum soll Ihre Partei, die inzwischen die älteste politische Organisation im Land ist, verboten werden?
Wir sind ein politischer Störfaktor. Wir störten die herrschenden
Kreise unter Wiktor Janukowitsch, wir stören sie unter Petro
Poroschenko. Deshalb sollen wir weg.
Ihre Partei hat aber mit der Partei der Regionen von Janukowitsch in einer Regierung von 2010 bis 2014 kooperiert.
Das
trifft zu. Wir stimmten mit der Partei der Regionen in einigen Punkten
überein, weshalb wir Gesetzesentwürfe unterstützten, die sich im
Einklang mit unserem Wahlprogramm befanden. Aber wir lehnten alle
antisozialen Initiativen von Janukowitsch und seiner Partei ab, etwa bei
der Reform des Gesundheitswesens oder bei den Renten. Da fand er
Unterstützung bei der damaligen Opposition, die ihn im Februar
wegputschte und nun die Macht stellt. Jetzt arbeitet die Partei der
Regionen faktisch für Präsident Poroschenko. Da gibt es keine
Gemeinsamkeiten mehr.
Welche Gründe werden für das Verbot angeführt?
Der
Vorwurf lautet ganz allgemein, die Partei gehöre zu den Feinden der
Ukraine, sie unterstütze die Separatisten, wir wären die »Agenten
Putins«. Dabei greift man sogar auf unsere Initiative zurück, als wir
damals – unter Janukowitsch – ein gesamtukrainisches Referendum
forderten, bei dem über die künftige Außenpolitik entschieden werden
sollte. Diesen Volksentscheid wollten damals weder der Präsident noch
die Opposition. Unsere Initiative wurde auf dem Gerichtsweg gestoppt.
..."
• Was Jazenjuk vom Westen erwartet
"Bilder
sind bisweilen verräterisch. Sie offenbaren mitunter mehr, als es denen
lieb ist, die sie verbreiten. Beispiel: In ihrer jüngsten Ausgabe
illustrierte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) ein
ganzseitiges Interview mit dem Kiewer Putsch-Ministerpräsidenten Arseni
Jazenjuk mit einer Fotoserie. Die Bilder zeigen ihn in stets gleicher
Pose auf einem Sofa sitzend. Auf dem dritten Foto hält der Politiker
lässig in der Rechten eine Flasche, deren Inhalt vermutlich Bier ist.
Jazenjuk war zuvor schon im schwarzen T-Shirt bei seinen Soldaten an der
Front zu sehen oder – mal auf dem Gestühl der Ministerrunde, mal auf
dem Podium der Werchowna Rada – auf englisch in die Mikrofone bellend,
Rußland plane den Dritten Weltkrieg oder führe ihn bereits.
Jazenjuk, der seinen Durst mit einem Schluck aus der Pulle löscht, sagt
in der FAS z.B.: »Sie haben es genannt.« Das ist seine Antwort auf die
Frage des etwas verstörten Reporters: »Was sollten Amerika, Deutschland,
die EU oder die NATO tun? Erwarten Sie Geld, Waffen, härtere
Sanktionen?« Und der Ministerpräsident – mit der Flasche in der
Hand – spricht weiter von »betrunkenen Gorillas«, die im Osten seines
Landes unterwegs seien. ..." (junge Welt, 24.7.14)
Jazenjuk weiter in dem FAS-Interview: "... Bis
heute hat der Westen seine Militärhilfe für die Ukraine auf
nicht-tödliche Ausrüstung beschränkt, auf Schutzwesten oder Verpflegung.
Erwarten sie mehr? Erwarten Sie Waffen?
Wir brauchen präzise Waffen, wir brauchen neue Waffen.
Was genau? Sprechen Sie darüber mit dem Westen?
Ich will ihnen folgendermaßen antworten: Jeder weiß, was die Ukraine braucht. ..."
• Ehemaliger Raketen-Offizier: MH 17 wahrscheinlich nicht von einer Flugabwehrrakete getroffen
Oberst a. D. Bernd Biedermann macht in Neues Deutschland,
24.7.14, S. 2, darauf aufmerksam, dass das Flugzeug brennend vom Himmel
gefallen wäre, wenn es von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden
wäre. Er war Fla-Raketenoffizier der NVA der DDR, unterrichtete u.a. an
der Militärakademie in der Fachrichtung Fla-Raketentruppen und war
zuletzt als Oberst in der Bundeswehr. Er schreibt:
"Aus Sicht
eines Experten ist ein Abschuss der Boeing 777 Flug MH 17 durch eine
bodenständige Flugabwehrrakete mit hoher Wahrscheinlichkeit als
Absturzursache auszuschließen. Diese Einschätzung ist trotz des
unglaublichen Medienrummels möglich, wenn man sich an fachlich fundierte
Erkenntnisse und Erfahrungen hält.
Es ist eine gesicherte Erfahrung,
dass Flugzeuge, die sich in Höhen unter 20 000 Metern bewegen, sofort
in Brand geraten, wenn sie von den Splittern einer Flugabwehrrakete
getroffen werden. Das konnten die Angehörigen der Fla-Raketentruppen der
NVA bei den jährlichen Gefechtsschießen in der Sowjetunion immer wieder
beobachten. Nicht nur auf den Bildschirmen der Raketenleitstationen,
sondern auch mit bloßem Auge war zu sehen, dass die von Fla-Raketen
getroffenen Ziele alle in Flammen aufgingen und dann brennend zur Erde
fielen. Ausgelöst wurden die Brände von der großen Reibungshitze, die
die Splitter beim Durchschlagen des Flugkörpers erzeugen. Ein einziger
der Splitter enthält die gleiche kinetische Energie wie ein 40 Tonnen
schwerer Güterwagen, der mit 60 km/h auf einen Prellbock läuft.
...
Die Detonationsgeschwindigkeit ist bei russischen Fla-Raketen extrem
hoch, weil der Sprengstoff zum größten Teil aus dem hochbrisanten Hexal
besteht.
... Wenn ein Splitter mit dieser Energie die Konstruktion
eines Flugzeugs durchschlägt, entfacht die dabei entstehende
Reibungshitze alle brennbaren Materialien wie Treibstoff, Anstrich- und
Kunststoffe ja sogar Leichtmetalle. Die Verzögerung zwischen dem Treffer
und dem Brand liegt im Bereich von wenigen Sekunden. ...
Auf den
Videoaufnahmen vom Absturz war zu erkennen, dass große Wrackteile der
Boeing 777 vom Himmel fielen und erst nach dem Aufschlag auf dem Boden
vereinzelte Brände ausbrachen, offensichtlich dort, wo heiße
Flugzeugteile mit brennbaren Materialien in Berührung gekommen waren.
Angesichts
der Behauptungen, Spekulationen, Indizienbeweise und Fotos in den
Medien ist es sinnlos, darüber zu diskutieren, welche Ursachen zum
Absturz von MH17 geführt haben könnten. Den Nachweis kann nur eine
qualifizierte internationale Untersuchungskommission vor Ort und in den
Labors erbringen. ..."
• Russland übergab Daten zur MH 17-Katastrophe an die EU und die USA
Russland
hat am 22. Juli alle Daten des russischen Vetreidigungsministeriums zum
Absturz von MH 17 an die EU und alle anderen Beteiligten übergeben. Das
sagte laut der Nachrichtenagentur ITAR-TASS am 23.7.14 der russische Botschafter bei der EU Wladimir Tschischow. Die EU habe aber noch nicht darauf reagiert. Die USA hätten dagegen reagiert und die russischen Daten angezweifelt.
hier geht's zu Folge 38
→ alternative Presseschau aus ukrainischen, ostukrainischen und russischen Quellen
→ Faktensammlung "Tatort MH17" des Bloggers MopperKopp auf freitag.de
siehe auch: "Das Morden geht weiter, Europa schaut verschämt weg"
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