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Mittwoch, 27. Mai 2020

Sars-Cov 2-Test von Drosten: Untauglich, aber nützlich

Obwohl die Covid-19-Epidemie offensichtlich abebbt, nicht anders wie eine Grippewelle, hält die Regierung an ihren wenig gelockerten Maßnahmen fest. Kritik an den Daten und Test-Methoden ist in den Mainstream-Medien nur wenig zu vernehmen und wird dort schnell als „gefährlich“ und als „Verschwörungstheorie“ diffamiert. Dabei zeigen fundierte Analysen, dass die von der Regierung verwendeten Daten und Werte unsicher und ungenau sind – doch genau die können dazu benutzt werden, die Pandemie und die Krise zu verlängern.

Die regierende Politik begründet die fortgesetzten Beschränkungen des öffentlichen Lebens in der Corona-Krise weiterhin mit unsicheren Daten und anscheinend willkürlich wechselnden Kriterien. Mit den Maßnahmen soll angeblich verhindert werden, dass sich das Virus Sars-Cov 2 und die von ihm angeblich ausgelöste Krankheit Covid-19 ungehindert ausbreiten. Doch alle vorhandenen Angaben selbst des tonangebenden Robert-Koch-Instituts (RKI) deuten daraufhin, dass die aktuelle Corona-Epidemie wie eine Grippewelle von allein zurückgegangen ist und die massiven Beschränkungen dabei keine Rolle spielten.

Nichtsdestotrotz setzt die Bundesregierung ihren Kurs fort, alle bisherigen Kollateralschäden ignorierend, und hat am Dienstag die Kontaktbeschränkungen bis Ende Juni verlängert. Die unklaren Datenlage und die für die normale Bevölkerung verwirrenden Zahlenspiele scheinen dabei das Mittel zu sein, die am 11. März von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgelöste Pandemie und die dadurch ausgelöste Corona-Krise immer weiter zu verlängern. Darauf deuten Studien und Analysen kritischer Wissenschaftler hin.

Bundesländer wie Thüringen scheren derzeit anscheinend aus diesem Kurs aus und wollen die landesweiten Beschränkungen Anfang Juni aufheben. Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) erlebt deshalb so etwas wie einen veritablen politischen „Shitstorm“, unter anderem aus dem CSU-regierten Bayern. Fakt ist: Das Festhalten von Kanzlerin Angela Merkel an dem eingeschlagenen Kurs, unterstützt nicht nur von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, wird laut mehrerer Umfragen von einer Bevölkerungsmehrheit unterstützt. Anscheinend wirkt die gezielte politische und mediale Angstmache vor dem unsichtbaren, vermeintlich allgegenwärtigen Virus.

Drosten-Aussagen widerlegt

Bei dieser Angstmache spielen die unsicheren Daten und die für die meisten unverständlichen Zahlenspielerein, so die um die sogenannte Reproduktionszahl R, eine wichtige Rolle. Dazu gehören die Ergebnisse der Virus-Teste nach der PCR-Methode, die der Virologe Christian Drosten bereits im Januar mitentwickelt hat. Sie bilden die Grundlage für die täglich gemeldeten Infiziertenzahlen.

Auch wenn der Anteil der positiv Getesteten nie höher als zehn Prozent war und derzeit bei unter drei Prozent liegt, wird weiter gegenüber der Bevölkerung Angst geschürt. Frühzeitig haben Kritiker wie der erfahrene Lungenarzt und Epidemiologe Wolfgang Wodarg darauf hingewiesen, dass der verwendete PCR-Test nicht so sicher ist, wie Charité-Virologe und Regierungsberater Drosten behauptet.

Der äußerte sich in seinem Podcast im Norddeutschen Rundfunk (NDR) am 18. März zu Wodargs Vorwurf. Bei „Hunderten von Proben mit anderen Corona-Viren und anderem Erkältungsvirus“ sei „nicht ein einziges Mal hat es da eine falsch positive Reaktion gegeben“, so der Virologe. Der Test reagiere „gegen kein anderes Corona-Virus des Menschen und gegen kein anderes Erkältungsvirus des Menschen“.

Doch inzwischen sind diese Aussagen widerlegt, unter anderem durch Testergebnisse, bei denen nicht nur Tiere, sondern sogar Obst als Corona-positiv angezeigt wurden. Ein Anfang Mai veröffentlichte Studie der Gesellschaft zur Förderung der Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien e.V. (INSTAND) bestätigt ebenfalls, dass die PCR-Teste nicht so sicher sind wie behauptet. Grundlage ist ein sogenannter Ringversuch, an dem bundesweit zahlreiche Labore beteiligt waren. Dabei wurde der „Drosten-Test“ auch auf Proben mit anderen bei Menschen vorkommenden Corona-Viren angewendet.

Corona-freie Proben als infiziert gemeldet

Zu den Ergebnissen gehört, dass der Test nicht zu 100 Prozent Proben mit anderen Corona-Viren als negativ auswies. So wurde beim Virus HCoV 229E nur 92,4 Prozent der Proben als negativ erkannt, das heißt, 7,6 Prozent wurden als mit Sars-Cov 2 infiziert ausgegeben. Bei Proben mit dem Virus HCoV OC43 waren es 97,8 Prozent negative Ergebnisse und selbst bei Proben ohne Corona-Viren wurden nur 98,6 als solche erkannt, das heißt, 1,4 Prozent wurden als infiziert ermittelt. Das wird als „falsch positiv“ bezeichnet, das heißt Proben bzw. Menschen werden als infiziert gemeldet, die es gar nicht sind. Selbst bei Proben mit Sars-Cov 2 schwanken die Positiv-Ergebnisse zwischen 99,7 Prozent und 93 Prozent.

Was aussieht wie zu vernachlässigende kleine Prozent-Anteile und von INSTAND unter anderem mit Fehlern in den Laboren erklärt wird, hat aber konkrete Folgen für die gesamte Bevölkerung der Bundesrepublik. Schon ein falscher Wert von 1,4 Prozent hat massive Konsequenzen für mehr als 80 Millionen Menschen hierzulande, wie der Mathematiker Klaus Pfaffelmoser in einem Beitrag für das Online-Magazin „Multipolar“ zeigt: Damit können die Pandemie und die Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens von den Regierenden unendlich fortgesetzt werden.

Bei 100.000 durchgeführten Testen werden bei einer Fehlerquote von 1,4 Prozent immerhin 1.400 Getestete als positiv gemeldet, obwohl sie es gar nicht. Darauf macht die „Multipolar“-Redaktion im Vorspann des Beitrages aufmerksam. Das sei in der aktuellen Situation dramatisch, da in der 20. Kalenderwoche vom 11. bis 17. Mai nur noch 1,7 Prozent der Getesteten als positiv gemeldet wurden. Das sind 1.700 von 100.000 Menschen, von denen dann 1.400 als „falsch positiv“ getestet gelten müssen.

Damit werde die Zahl kaum noch aussagefähig, so die Magazin-Redaktion, die außerdem feststellt:

Die Ergebnisse lassen sich bei Bedarf leicht manipulieren, je nachdem, wie viele Tests durchgeführt werden – was politisch beeinflusst werden kann. Der von Politikern diskutierte Grenzwert von 35 Infizierten auf 100.000 Einwohner ließe sich beispielsweise auch ganz ohne tatsächlich Infizierte allein schon durch Ausnutzung des Messfehlers erreichen, indem man 2.500 Tests je 100.000 Menschen durchführt. Das entspräche einer Verfünffachung der aktuellen Testanzahl.“

Grundsätzlich fehlerbehaftet“

Autor und Mathematiker Pfaffelmoser belegt das in seinem Beitrag mit umfangreichen Berechnungen und Grafiken, gestützt auf die Ergebnisse der INSTAND-Studie. „Die Messungen mit dem PCR-Test sind grundsätzlich mit Fehlern behaftet“, hebt er hervor. Die Test-Qualität werde bestimmt durch die Sensivität, die angibt, wie viele der getesteten Personen positiv ist, einschließlich der Zahl derer, die als „falsch negativ“ gemeldet werden, also bei denen die Infektion nicht erkannt wird. Der andere entscheidende Wert ist derjenige der Spezifität, die angibt, wie viele Personen der Test als nicht infiziert, also negativ, erkennt. Dazu gehören die „falsch positiven“ Ergebnisse, die Infektionen melden, wo keine sind.

Beide Werte müssen so nah wie möglich an 100 Prozent liegen, schreibt Pfaffelmoser, damit sie als ausreichend aussagefähig und sicher gelten. Er verweist dabei auf die erwähnte Studie zum PCR-Test, bei der selbst 1,4 Prozent der Proben ohne irgendeinen Corona-Virus als infiziert gemeldet wurden. Wie andere Experten weist er daraufhin, dass die genaue Qualität der seit Januar eingesetzten PCR-Teste „sich nicht eindeutig bestimmen“ lässt. Er geht in seinen Berechnungen von der beim INSTAND-Ringversuch ermittelten „Falsch positiv“-Rate von 1,4 Prozent aus.

Das bedeutet, dass selbst wenn Sars-Cov 2 verschwunden ist, bei 100.000 Tests immer noch 1.400 Infizierte gemessen werden“, betont der Mathematiker. Und: „Die Güte des PCR-Tests zur Bestimmung von Sars-Cov-2 hat Auswirkungen auf die Kenngrößen, die zur Bestimmung der politischen Maßnahmen herangezogen werden.“ Er verweist auf die Daten des RKI, wonach bis zum 20. Mai der Anteil der positiv Getesteten auf 1,7 Prozent gesunken war, nachdem der Höhepunkt in der 14. Kalenderwoche Ende März/Anfang April bei 9 Prozent lag. „Der Anteil der positiv Getesteten bewegt sich bereits auf den Anteil der zu erwartenden falsch positiv Getesteten zu“, so Pfaffelmoser.

Er macht deutlich, dass im eingetretenen Fall, dass die reale Zahl der Infizierten sich auf 0 zu bewegt, deren ermittelte Zahl sowie der daraus errechnete Wert der Reproduktionszahl R von der Anzahl der Teste abhängig ist. Und die wird gegenwärtig in der Bundesrepublik weiter erhöht. Anfang Mai haben Bund und Länder als Grenzwert für Beschränkungen den Wert von 50 Infizierten je 100.000 Einwohner vereinbart.

Spiel mit den Grenzwerten

Einige Bundesländer, voran Bayern, senkten den Wert der Alarmstufe sogar auf 35. Um diese Grenzwerte zu erreichen, genügen laut Pfaffelmoser 3.500 bzw. 2.500 Teste pro 100.000 Einwohnern. In der 20. Kalenderwoche meldete das RKI knapp 426.000 Teste, das sind bezogen auf die Gesamtbevölkerung von rund 82 Millionen Bundesbürgern 520 Testungen je 100.000 Einwohner. Ausgehen von den aktuellen Werten bedeutet das 0,33 Infizierte je 100.000 Einwohner. Da aber anlass- bzw. symptombezogen getestet wird, liegen die entsprechenden Anteile in den verschiedenen Regionen höher oder niedriger, was besonders für die sogenannten Hotspots gilt.

Pfaffelmoser setzt sich auch mit dem Wert R auseinander. Er zeigt, dass dieser ebenso wie die gemeldete Zahl der Infizierten anhand der Teste „bei einem geringen Anteil von akut Infizierten an der Gesamtbevölkerung keinen Aussagewert“, um die Epidemie einschätzen zu können. Aber er warnt:

Durch Änderung der Anzahl der Messungen können die Kenngrößen so beeinflusst werden, dass die willkürliche Verhängung von Maßnahmen möglich ist. Diese Aussagen würden auch dann gelten, wenn die ganze Bevölkerung zu 100 Prozent wirksam gegen Covid-19 geimpft wäre.“

Pfaffelmosers Analyse bestätigt unter anderem die Sicht von Wodarg. Dieser kritisiert die PCR-Testmethode seit langem und verweist auf seiner Webseite ebenfalls auf die INSTAND-Analyse der PCR-Teste und stellt fest: „Ein Test mit einer Rate von 1,4 Prozent falsch positiver Ergebnisse würde in einer Kirche mit 200 Gläubigen etwa 3 Personen (2,8) finden, die dann zu Anlass genommen würden, die ganze Gemeinde zur Bekämpfung von Covid-19 in Quarantäne zu schicken.“ Er fügt hinzu:

Wenn Menschen in der Kirche noch andere Coronaviren in sich trügen, die ja längst nicht alle ausgestorben sind, würde sich die Falsch-Positiv-Rate der Sars-Cov 2-Tests vervielfachen. Mal davon abgesehen, dass selbst ein echter Virennachweis nichts über Erkrankungsrisiken aussagen könnte.“

Bei solchen Test-Ergebnissen sei kein Virus mehr nötig, „um Angst und Schrecken in der Bevölkerung aufrecht zu erhalten“, so Wodarg. „Man muss nur genügend häufig die teuren, nichtssagenden Tests benutzen. Und da man mit diesem Test viel Geld verdienen kann, ist die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert leider recht groß.“ Die Folge seien „Dauerpandemien“:

Der wirkliche Erreger dieser Pandemie ist dann aber kein Mikroorganismus, sondern es ist die sich ausbreitende Blindheit der verantwortlichen Wissenschaftler, Journalisten und politischen Entscheidungsträger.“

Bestätigt: Mangelhafter Test

Eine Gruppe von Gesundheitsexperten um den Medizinwissenschaftler Matthias Schrappe hatte in einem zweiten Thesenpapier zur Covid-19-Pandemie Anfang Mai ebenfalls deutlich Zweifel an der Testmethode geäußert. Sie erinnern an folgenden Fakt: „Der Nachweis der Infektion erfolgt in der Praxis über den PCR-Nachweis des Virusgenoms. Dieser Nachweis ist nicht identisch mit der Infektiosität.“

Die Experten schreiben zudem von einer „mangelnden Spezifität“ des Drosten-Tests auch im späteren Infektionsverlauf: „In diesem Fall ist die Ausscheidung des Virus bereits beendet (die Viruskultur ist dann negativ), die PCR jedoch noch positiv – hinsichtlich der Infektiosität falsch-positiv.“ Das sei der Fall, weil bei einem Infizierten selbst dann immer noch Virus-Teile nachgewiesen werden, wenn er nachweislich nicht mehr ansteckend ist.

In einem Kommentar zum „Multipolar“-Beitrag des Mathematikers Pfaffelmoser widerspricht ein Leser dem Autor und behauptet, „im allgemeinen“ werde davon ausgegangen, „dass die Spezifität des PCR-Test 100 Prozent ist“. Das kann er nicht weiter belegen, weil es dafür keine Belege gibt, wie andere Experten nachweisen. In einem Blogtext zum Thema vom 21. Mai schreibt der Gesundheitswissenschaftler Joseph Kuhn, dass die Spezifität des Testes auf 99 Prozent geschätzt wird.

Er berechnet ebenfalls die möglichen Zahlen, ausgehend von einer Infektionsrate von einem Prozent, und kommt bei der Rate von einem Prozent falsch positiver Ergebnisse auf 990 Personen von 100.000 Getesteten, die als infiziert gemeldet würden, obwohl sie es nicht sind. Ausgehend von einer klinischen Sensitivität des Tests von 75 Prozent, würden außerdem 250 Infizierte von 10.000 nicht als solche erkannt.

Kuhn schreibt, dass damit mehr als die Hälfte aller PCR-Teste falsche Ergebnisse liefere, wenn 750 tatsächlich Infizierte und 990 Nichtinfizierte als positiv registriert werden. Der Experte relativiert seine Erkenntnisse gleich wieder, wenn er beachtet haben will: „Die absolute Zahl der falsch Positiven ist gegenüber der Zahl der durchgeführten Tests sehr klein. Es werden also nicht massenhaft falsch positive Ergebnisse produziert.“

Fehlende genaue Angaben

Doch es gibt zum PCR-Test „keine brauchbaren analytischen Daten“, stellt der Chemiker Gunnar Jeschke in einem privaten Blogtext auf freitag.de fest. Er verweist auf eine entsprechende Studie der chilenischen Wissenschaftlerin Vivienne Bachelet. Jeschke arbeitet an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich in der Schweiz.

Selbst die selbsternannten Faktenchecker von „Correctiv“ hätten zu der Frage nach der genauen Test-Fehlerqutoe vom RKI die Antwort bekommen: „Leider können wir das nicht auf eine Zahl begrenzen, dazu haben wir nicht die nötigen Daten.“ Nachfragen im Labor von Drosten und anderen Laboren ergaben ebenfalls keine genauen Angaben. Zumindest wurde vom Labor der Technischen Universität (TU) Dresden mit einer „Spezifität sicher im Bereich >95/98 Prozent“ gerechnet, wie auf der „Correctiv“-Webseite nachlesbar ist. Das bestätigt die Werte, von denen der Mathematiker Pfaffelmoser in seiner Analyse ausgeht.

Jeschke gibt in seinem Blogbeitrag eigene Berechnungen wieder, bei denen er von einer Falsch positiv-Rate von 1,9 Prozent ausgeht. Er macht darauf aufmerksam, dass die Zahl der infizierten Personen überschätzt wird. „Die analytische Spezifizität müsste utopisch gut sein, damit die gegenwärtig berichteten kleinen Zahlen positiver Tests wirklich zuverlässig wären“, stellt der statistikerfahrene Chemiker fest. Er stützt sich zwar hauptsächlich auf die Werte des Schweizer Kantons Genf, hat aber die RKI-Daten ebenfalls ausgewertet. Sein Fazit: „Die Daten streuen erheblich, auch wenn die Zahl der täglichen Neuinfektionen gleichbliebe. Deshalb kann man den auf der Basis solcher Daten berechneten R-Wert: Getrost vergessen.“

Er betont, dass der millionenfach eingesetzte PCR-Test, mit dem nach dem Virus Sars-Cov 2 gesucht wird, „auch zwei Monate nach dem Ausrufen der Pandemie am 12. März immer noch nicht ordentlich charakterisiert ist“. Das heißt, es gibt immer noch keine wirklich handfesten Angaben, wie sicher er ist und wie hoch die Sensitivität und Spezifität des Tests sind. Jeschke geht davon aus, „dass die Spezifizität nicht sehr viel schlechter sein kann als in meiner Annahme“.

Der Kaiser ist nackt“

Er fordert, dass die erfolgten Testungen noch einmal überprüft werden, mit den üblichen B-Proben:

Wichtig sind Kontrollen der positiv verlaufenen Tests gesellschaftlich deshalb, weil eine unnötige Verlängerung von Restriktionen Milliardenschäden und nicht zuletzt soziale Schäden verursacht. Man muss also wissen, wann die Epidemie abgeklungen ist und dass kann man nur, wenn man falsch positive Tests auch als falsch erkennt. Wenn die Zahl sehr klein ist, kann es sogar nötig sein, einen dritten Test zu machen.“

Der Chemiker weist auf einen Umstand hin: „Auffällig ist, dass das RKI mit der Abnahme des Anteils positiver Tests nicht die Testzahlen wieder verringert hat, wie es der Kanton Genf tat und weiter tut.“ Das kann ein Indiz dafür sein, dass der von Pfaffelmoser befürchtete Zweck der Test-Ergebnisse, auch der „falsch positiven“, um jeden Preis erreicht werden soll.

Jeschke schreibt in seinem Text: „Die Epidemie ist im kontinentalen Westeuropa vorbei oder nahezu vorbei und das hat nichts mit den verfügten Lockdowns zu tun. Man sollte das nicht weg zu lügen versuchen“, fordert er. Und fügt hinzu, „man sollte vor allem nicht Beschränkungen aufrechterhalten, nur damit keiner merkt, dass der Kaiser nackt war. Stattdessen ist es nötig, die gegenwärtige Situation und danach auch den Epidemieverlauf so genau wie möglich zu analysieren, damit man in Zukunft angemessen auf solche Ereignisse reagieren kann.“

Diffamierte Kritiker und nützlicher Drosten

Es deutet allerdings manches daraufhin, dass die Bevölkerung weiterhin nicht bemerken soll, „dass der Kaiser nackt ist“. Wer auf diesen Fakt hinweist, wird öffentlich verleumdet, diffamiert und notfalls aus Kreisen ausgeschlossen, deren anerkanntes Mitglied er bisher war, wie es Wolfgang Wodarg ergeht. Er soll vom Vorstand der Organisation Transparency International abgewählt werden, wird gemeldet. Dort war Wodarg für Korruption im Gesundheitswesen zuständig.

Er hatte 2019 unter anderem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für offensichtliche Lobby-Politik kritisiert und an Folgendes erinnert:

Bereits als Bundestagsabgeordneter hatte Spahn nebenbei als Teilhaber einer Lobbyagentur eine übermäßige Nähe zu Klienten aus dem Medizin- und Pharmasektor.“

Während Kritiker Wodarg ins Visier genommen wird gilt PCR-Tester Drosten als Medienliebling. Nur selten wird hinterfragt, was der vielplaudernde und regierungsberatende Virologe mit seinen vermeintlichen Erkenntnissen und Ratschlägen anrichtet. Auf jeden Fall scheint sein Test der regiernden Politik ebenso nützlich zu sein wie seine Ratschläge, wie die Gesellschaft weiterhin eingeschränkt und kontrolliert werden sollte.

Dieser Text ist zuerst leicht redaktionell bearbeitet unter dem Titel "Der Evidenz-Betrug" im Online-Magazin Rubikon erschienen.

Montag, 18. Mai 2020

Ein großes Experiment mit den Mitteln der psychologischen Kriegsführung?

Politik und Medien spielen in der Corona-Krise auf der Klaviatur der Angst — ihre Methoden erinnern an jene der Kriegspropaganda.

Vieles muss nicht neu gesagt oder neu formuliert werden. Es muss nur daran erinnert werden, dass es schon gedacht, gesagt, geschrieben und gezeigt wurde. Es muss dem Vergessen und der Informationsflut entrissen werden.

Eine Reihe der Erkenntnisse beziehen sich insbesondere auf die Kriegspropaganda, aber sie gelten darüber hinaus. Sie können helfen zu verstehen, was derzeit geschieht — und inzwischen wurde ja ein „Krieg gegen das Virus“ schon ausgerufen.

Deshalb folgt eine Reihe von Zitaten. Diese sind nicht zum „Nachbeten“ gedacht, sondern sie sollen zeigen, mit welchen Mustern wir es auch in der „Corona-Krise“ zu tun haben. Sie können helfen, eben diese Muster und die angewendeten Mechanismen besser zu erkennen.

Die Macht der Angst

Der Wahrnehmungs- und Kognitionsforscher Rainer Mausfeld beschrieb, wie Angst durch die propagandistische Erzeugung einer vorgeblichen Bedrohung erzeugt wird:

„(Dem) Zweck einer Verdeckung eigener Ziele und Absichten dient eine Angsterzeugung durch propagandistische Deklaration einer großen Gefahr X, der die Bevölkerung durch einen »Kampf gegen X« entschlossen entgegentreten müsse. Eine derartige propagandistische Warnung begleiten die staatlichen Apparate durch »die gegenwärtig alles beherrschende Verheißung des Schutzes vor Terrorismus und Bösem aller Art«. X kann dabei so ziemlich alles sein, was sich irgendwie wirksam zur Angsterzeugung nutzen lässt. X kann also für »Kommunismus« stehen, für Migranten, »Sozialschmarotzer«, Terrorismus, Fake News und Desinformation, Rechtspopulismus, Islamismus oder für irgendetwas anderes. Durch die propagandistische Ausrufung eines »Kampfes gegen X« lassen sich in »kapitalistischen Demokratien« gleichzeitig mehrere von den Zentren der Macht gewünschte Ziele erreichen: Zum einen wird der für Machtzwecke nutzbare Rohstoff »Angst« produziert, zudem lässt sich die Aufmerksamkeit sehr wirksam auf Ablenkziele richten, und schließlich lassen sich unter dem Vorwand eines Kampfes gegen X demokratische Strukturen abbauen und auf allen Ebenen der Exekutive und Legislative autoritäre Strukturen etablieren“ (1).

Die Regierung im Schatten

Edward Bernays, Neffe von Sigmund Freud, gilt als „Vater der Public Relations. In seinem Klassiker von 1928 „Propaganda“ hat er beschrieben, wie genau diese — heute unter dem neuen Etikett „Public Relations“ — funktioniert. Dazu gehört laut Bernays auch Folgendes:

„Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, lenken die gesellschaftlichen Abläufe. Sie sind die eigentlichen Regierungen in unserem Land.

Wir werden von Personen regiert, deren Namen wir noch nie gehört haben. Sie beeinflussen unsere Meinungen, unseren Geschmack, unsere Gedanken. Doch das ist nicht überraschend, dieser Zustand ist nur eine logische Folge der Struktur unserer Demokratie: Wenn viele Menschen möglichst reibungslos in einer Gesellschaft zusammenleben sollen, sind Steuerungsprozesse dieser Art unumgänglich.

Die unsichtbaren Herrscher kennen sich auch untereinander meist nicht mit Namen. Die Mitglieder des Schattenkabinetts regieren uns dank ihrer angeborenen Führungsqualitäten, ihrer Fähigkeit, der Gesellschaft dringend benötigte Impulse zu geben, und aufgrund der Schlüsselpositionen, die sie in der Gesellschaft einnehmen. Ob es uns gefällt oder nicht, Tatsache ist, dass wir in fast allen Aspekten des täglichen Lebens, ob in Wirtschaft oder Politik, unserem Sozialverhalten oder unseren ethischen Einstellungen, von einer … relativ kleinen Gruppe Menschen abhängig sind, die die mentalen Abläufe und gesellschaftlichen Dynamiken von Massen verstehen. Sie steuern die öffentliche Meinung, stärken alte gesellschaftliche Kräfte und bedenken neue Wege, um die Welt zusammenzuhalten und zu führen“ (2).

Bernays hat US-Regierungen ebenso beraten wie die Tabakindustrie, die einst so mächtig war wie heute die Pharmaindustrie. In seinem Buch schrieb er auch:

„Systematische Erforschung der Psychologie der Massen hat gezeigt, wie wirkungsvoll die Gesellschaft regiert werden kann, wenn es den verborgenen Herrschern gelingt, den Einzelnen in seiner Gruppenzugehörigkeit zu erreichen und seine Motive zu manipulieren. Trotter und Le Bon haben dafür die wissenschaftlichen Grundlagen gelegt. Graham Wallas, Walter Lippmann und andere haben bei weiteren Untersuchungen herausgefunden, dass sich das Gruppenbewusstsein in der psychischen Charakteristik wesentlich von dem des Individuums unterscheidet. Das Handeln des Menschen in der Gruppe wird bestimmt von Gefühlen und Beweggründen, die mit den Ansätzen der Individualpsychologie nicht erklärt werden können. Wenn wir aber wissen, wovon und wie die Massenpsyche bewegt wird — sollte es dann nicht möglich sein, sie unbemerkt nach unserem Willen zu lenken und zu kontrollieren?

Wie der Einsatz von Propaganda in jüngster Zeit bewiesen hat, ist dies bis zu einem gewissen Grad und innerhalb gewisser Grenzen tatsächlich möglich. Allerdings ist die Psychologie der Massen noch lange nicht als exakte Wissenschaft zu bezeichnen, und das Geheimnis, was die Triebfedern menschlichen Verhaltens sind, ist noch längst nicht bis ins Detail entschlüsselt. Aber Theorie und Praxis sind inzwischen zumindest so weit in Übereinstimmung zu bringen, als wir in bestimmten Situationen durch die Anwendung bestimmter Techniken recht genau vorhersagbare Meinungsänderungen in der Öffentlichkeit herbeiführen können; ähnlich wie ein Autofahrer mit dem Gaspedal die Fahrgeschwindigkeit steuert“ (3).

Die Steuerung der Meinungen

Zu den Klassikern zu Fragen der öffentlichen Meinung und Manipulation gehört der von Bernays erwähnte Walter Lippmann. Dieser veröffentlichte 1922 das Buch „Die öffentliche Meinung. Wie sie entsteht und manipuliert wird“. Der Medienwissenschaftler Michael Meyen meinte:

„Lippmann sagt, wie wir gesteuert werden. Das ist aktueller denn je.“

Der US-amerikanische Journalist stützte sich insbesondere auf die Erfahrungen des 1. Weltkrieges und betonte vor allem die Wirkung der Bilder. Aus Lippmanns Buch, das 2018 neu auf Deutsch veröffentlicht wurde, ebenfalls einige zusammenfassende Zitate:

„Wir haben gelernt, das Propaganda zu nennen. Eine Gruppe von Menschen, die der Öffentlichkeit den ungehinderten Zugang zu den Ereignissen verwehren kann, arrangiert die Nachrichten, damit sie ihren Zwecken dienen. (...)

Ohne eine gewisse Form der Zensur ist Propaganda im strengen Sinne nicht möglich. Um Propaganda zu betreiben, muss eine gewisse Schranke zwischen Öffentlichkeit und Ereignis errichtet werden. Der Zugang zu der wirklichen Umwelt muss begrenzt werden, ehe jemand eine Pseudoumwelt errichten kann, die er für klug oder wünschenswert hält. Denn während Leute, die unmittelbaren Zugang haben, missverstehen können, was sie sehen, kann niemand sonst darüber bestimmen, wie sie es missverstehen sollen, es sei denn, jemand könnte bestimmen, wohin sie schauen und was sie sehen sollen. Die militärische Zensur ist die einfachste Form dieser Schranke, aber keinesfalls die wichtigste, weil man weiß, dass sie existiert und man ihr daher in gewisser Weise zustimmen oder sie ablehnen kann. (...)

Während Zensur und Geheimhaltung viele Informationen bereits an ihrer Quelle abfangen, erreicht eine sehr viel größere Anzahl von Fakten die gesamte Öffentlichkeit überhaupt nicht oder doch nur sehr langsam. (...)

In erster Linie sind die Nachrichten … nicht der Spiegel gesellschaftlicher Zustände, sondern der Bericht von Aspekten, die sich selbst aufgedrängt haben. (...)

Die Entscheidung darüber, welche Tatsachen und Eindrücke berichtet werden sollen, verlangt ein ausgeprägtes Unterscheidungsvermögen. Jede organisierte Gruppe ist daher ständig davon überzeugt, dass man das Aussondern der Tatsachen nicht dem Reporter überlassen kann, ob man nun Publicity erzielen oder verhindern will. Es ist deshalb sicherer, einen Presseagenten anzustellen, der zwischen der betreffenden Gruppe und den Zeitungen steht. (...)

Da jedoch die Tatsachen aus dem Bereich der meisten großen Nachrichtenthemen sich nicht einfach darbieten und vor allem keineswegs augenfällig sind, sondern der Auswahl und der subjektiven Auffassung unterliegen, ist es nur zu natürlich, dass man gern seine eigene Auswahl der Tatsachen für die Veröffentlichung treffen möchte. Genau das macht der Publicity Man. Und daher erspart er dem Reporter sicherlich viel Mühe, weil er ihm ein klares Bild von der Situation verschafft, aus der der Zeitungsmann sonst vielleicht gar nicht schlau würde. Hieraus ergibt sich jedoch, dass der Publicity Man das Bild für die Öffentlichkeit für den Reporter zurechtmacht. Er ist Zensor und Propagandist zugleich und dabei lediglich seinen Brotgebern verantwortlich. Der ganzen Wahrheit hingegen ist er nur soweit verantwortlich, wie sich diese mit den Interessen seiner Arbeitgeber deckt“ (4).

Die Methoden der Manipulation

Der Kulturwissenschaftler Douglas Rushkoff gehört zu den neueren Experten zum Thema und hat in dem Buch „Der Anschlag auf die Psyche“ beschrieben „Wie wir ständig manipuliert werden“. Er zeigt vor allem, wie Werbung wirkt und welche Methoden dabei eingesetzt werden.

Das lässt sich aber ebenso auf den politischen Bereich beziehen, wie der einstige Werbemanager Bernays schon Jahrzehnte zuvor zeigte. Rushkoff hat laut eigener Aussage „genau untersucht, wie Marketingexperten, Politiker, religiöse Führer und manipulative Kräfte jeglicher Art auf unsere Entscheidungen im Alltag Einfluss nehmen“:

„Der blitzartige Wandel, den wir während der letzten Jahrzehnte durchgemacht haben — vom Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit über das Weltraumzeitalter bis zur Computerära —, bot unseren Manipulatoren reichlich Gelegenheit, ihr Waffenarsenal auf den neuesten Stand zu bringen und aufzurüsten. Auch wenn eine neue Technologie wie das Internet uns die Chance bietet, im Namen der Gemeinschaft oder unserer Verantwortung als Bürger die neue Medienlandschaft für uns zu nutzen, wird sie schnell zu einer willkommenen Ressource für die Experten in Sachen Direktmarketing, Marktforscher und traditionelle Werber.

Das schlimmste daran ist, dass die Beschleunigung des Rüstungswettlaufs zwischen uns und unseren Manipulatoren das Fundament der demokratischen Gesellschaft untergräbt. (...)

Das ist nicht etwa eine Verschwörung gegen uns, sondern einfach eine Wissenschaft, die aus dem Ruder gelaufen ist. (...)

Nur zu oft werden die Entscheidungen, die wir als Individuen oder als Gesellschaft treffen, von Leuten dirigiert, denen nicht unbedingt unser Wohlergehen am Herzen liegt. Um Einfluss auf uns zu nehmen, beschneiden sie uns in unserer Fähigkeit, rationale Urteile zu fällen; dafür appellieren sie an tiefer liegende, ungelöste und nicht damit zusammenhängende Problemschichten.

Clevere Leute in Sachen Einflussnahme können unser kritisches Urteilsvermögen beiseite schieben und uns dazu nötigen, so zu handeln, wie es ihnen gefällt, indem sie die unbewussten Prozesse begreifen, mit denen wir entscheiden, was wir kaufen, wo wir essen gehen, wen wir respektieren und wie wir uns fühlen. Man nimmt uns unsere eigene rationale, moralische oder emotionale Entscheidungsfähigkeit. Wir reagieren automatisch, unbewusst und oft so, als wollten wir uns selbst entmachten. Je weniger wir mit unseren Entscheidungen zufrieden sind, desto leichter sind wir manipulierbar. (...)

Fast alle Techniken des sanften Zwangs, die ich studiert habe, machen sich die eine oder andere gesunde psychologische oder soziale Verhaltensweise zunutze. (...)

Wir leben in der Endzeit der Propaganda und somit in einer Kultur, in der so viel Autorität ausgeübt wird — wir programmieren so viel! —, dass sie schon krankhafte Symptome zu zeigen beginnt.

Diejenigen unter uns, die durch den sanften Zwang in die Unterwerfung getrieben wurden, halten uns alle für machtlos, passiv und depressiv; sie geben sich nicht selten der Meditation hin. Diejenigen, die sich gegenüber den Autoritäten dem Widerstand verschrieben haben, werden immer argwöhnischer und kritischer. Wir glauben, dass ‚sie‘ tatsächlich existieren und sich gegen uns verbündet haben. ‚Sie‘ sind zu unserem Feind geworden.

Aber sie sind es nicht. Als einer der Menschen, die dafür bezahlt wurden, sich neue Strategien der Manipulation auszudenken, kann ich Ihnen versichern: Sie sind einfach wir“ (5).

Der Publizist und Herausgeber der NachDenkSeiten Albrecht Müller hat sich mehrfach zu den Mechanismen der Meinungsmache und Manipulation geäußert, sie aufgedeckt und vor deren Folgen gewarnt. Der ehemalige einflussreiche SPD-Politiker weiß, wovon er spricht, hat er diese Methoden doch selbst mehrmals angewandt, wie er eingesteht. Und so heißt sein jüngstes Buch:

„Glaube wenig — Hinterfrage alles — Denke selbst. Wie man Manipulationen durchschaut.“

Müller zählt in seinem Buch die Methoden der Manipulation auf und belegt sie mit Beispielen.

Dazu gehören:

  • Sprachregelungen;
  • Einsatz von wertenden Begriffen;
  • Erzählen verkürzter Geschichten;
  • Verschweigen;
  • Wiederholen;
  • Übertreiben;
  • eine Botschaft aus verschiedenen Kanälen aussenden;
  • eine Meinung in einer öffentlichen Runde wird von mehreren geteilt;
  • „Wippschaukeleffekt“: die andere Seite schlecht darstellen, um selbst besser zu erscheinen;
  • mit Umfragen Meinungen machen;
  • B sagen und A meinen;
  • zahlreiche Andeutungen machen in der Summe Halbwahrheiten zur Wahrheit; Expertenmeinungen;
  • Namen mit wertenden Begriffen verbinden;
  • gezielter Einsatz von Emotionen;
  • Konflikte nutzen und inszenieren.

Zu Beginn stellt er fest, was auch in der Corona-Krise gilt:

„Wenn sich eine große Mehrheit keine eigenen Gedanken mehr macht, dann ist die öffentliche Meinung steuerbar und mit ihr sind auch die davon abgeleiteten politischen Entscheidungen steuerbar. Dabei gewinnen jene, die das Steuer für die Meinungsmache in der Hand halten. (...)

Keine der großen Entscheidungen der letzten Jahre und Jahrzehnte ist ohne den Einfluss massiver Propaganda gefallen. … immer wieder war die Propaganda entscheidend und hat auch bestimmt, was und wie etwas geschieht. Deshalb kann man von einer lebendigen Demokratie eigentlich nicht sprechen. Sie ist am Ende, wenn nicht der sogenannte Souverän, sondern die Meinungsmacher bestimmen, wo es langgeht“ (6).

Das Arsenal der Propaganda

Die belgische Historikerin Anne Morelli hat 2004 in einem Buch „Die Prinzipien der Kriegspropaganda“ beschrieben. Ein Blick darauf zeigt ebenso Parallelen zu den Vorgängen und Prozessen in der „Corona-Krise“.

Morelli fasste zusammen, was der britische Politiker und Friedensaktivist Lord Arthur Ponsonby in seinem 1928 veröffentlichten Buch „Falsehood in Wartime“ („Lüge in Kriegszeiten“) beschrieb. Darin zeigte er, ebenfalls aufgrund der Erfahrungen aus dem 1. Weltkrieg, die Strukturelemente der Lügen und Fälschungen, mit denen Kriege begründet werden.

Die Historikerin hat diese von Ponsonby beschriebenen Prinzipien in zehn Punkten zusammengefasst:

  1. Wir wollen keinen Krieg.
  2. Das feindliche Lager trägt die alleinige Schuld am Krieg.
  3. Der Feind hat dämonische Züge.
  4. Wir kämpfen für eine gute Sache und nicht für eigennützige Ziele.
  5. Der Feind begeht mit Absicht Grausamkeiten. Wenn uns Fehler unterlaufen, dann nur versehentlich.
  6. Der Feind verwendet unerlaubte Waffen.
  7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners aber enorm.
  8. Unsere Sache wird von Künstlern und Intellektuellen unterstützt.
  9. Unsere Mission ist heilig.
  10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.

Unschwer sind die Parallelen zum ausgerufenen „Krieg gegen das Corona-Virus“ zu erkennen. Der wichtigste Unterschied: Hier ist der Gegner kein menschliches Subjekt. Aber die im Kampf gegen ihn angewandten Methoden der Propaganda und Manipulation unterscheiden sich kaum. Besonders beachtenswert finde ich dabei, was Morelli zum zehnten Punkt schrieb:

„Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.“

Sie stellt darin unter anderem fest:

„In jedem Krieg werden Leute, die sich erst nach Anhörung der Argumente beider Lager eine Meinung bilden oder die offizielle Darstellung der Fakten in Zweifel ziehen, sofort als Komplizen des Feindes betrachtet.“

Die Medien machen laut der Historikerin dabei ganz aktiv mit, weil sie „dermaßen abhängig von den politisch Verantwortlichen“ seien, „dass sie in einem solch heiklen Moment unmöglich pluralistisch bleiben können.“ Sie fügte hinzu:

„Natürlich enthält keine einzige europäische Verfassung einen Passus, der in Kriegszeiten das Recht auf freie Meinungsäußerung aufhebt, doch in der Realität ist das tatsächlich der Fall. Nach einer weit verbreiteten Ansicht sollte man sich in Kriegszeiten jeglicher Opposition zur eigenen Regierung enthalten. Die Unterstützung der heiligen Union ist Pflicht. Nun sollte aber gerade in Kriegszeiten, wo Fehlentscheidungen der Regierung besonders fatale Folgen haben können, das Recht auf freie Meinungsäußerung garantiert sein, um die Regierung an Irrtümern hindern zu können. Sollte man sich, um nicht als Verräter zu gelten, jeglichen Widerspruchs enthalten?“ (7).

Der Nutzen der Furcht

Doch der Widerspruch, für den Morelli unter anderem plädierte, erfordert Mut, denn er birgt die Gefahr, dass die Widersprechenden diszipliniert und ausgeschlossen werden.

Das erfolgt längst nicht mehr mit brachialen Mitteln, auch wenn das dafür weiterhin weltweit einige Beispiele gibt. In Gesellschaften wie der bundesdeutschen funktionieren Strafe und Ausschluss längst ebenso über soziale Mittel, so über die öffentliche, massenmedial bestimmte Kommunikation, also die öffentliche Meinung. Aufschlussreich ist hier, was die Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann in der „Theorie der Schweigespirale“ zusammentrug.

Ihre Prägungen aus der Zeit des Faschismus weglassend, sind ihre Erkenntnisse im Zusammenhang mit der gegenwärtigen „Corona-Krise“ ebenfalls beachtenswert:

„Die Macht der öffentlichen Meinung gegenüber dem einzelnen Mitglied der Gemeinschaft besteht in der Isolationsfurcht, die jedem Menschen angeboren ist und dazu treibt, sich ständig zu bemühen, in einer Gemeinschaft gut gelitten zu sein und die Gefahr der Zurückgestoßenwerdens, Ausgestoßenwerdens zu vermeiden. So wird durch den Prozess der öffentlichen Meinung ein ständiges Bemühen um Übereinstimmung von der Seite der Herrschenden wie von der Seite der einzelnen Mitglieder der Gesellschaft gesichert. (...)

In der Öffentlichkeit soll der einzelne so reden und sich verhalten, dass er nicht gegen die Werte der Gemeinschaft verstößt. Andernfalls wird er durch Isolation, durch Abwendung der anderen und Gemiedenwerden bedroht. (...)

In rationalen Fragen besteht nur wenig Isolationsgefahr. … Politik wird moralisiert, um die öffentliche Meinung zu erobern, abweichende Meinungen mit Isolationsgefahr zu belegen.“

Noelle-Neumann machte auf die Schlüsselbedeutung von Reden und Schweigen im Prozess der öffentlichen Meinung aufmerksam, was sich bei aktuellen Ereignissen besonders zeige. Die Menschen würden in Spannungssituationen genau beobachten, welche Meinungen und Verhaltensweisen zu- und welche abnehmen:

„Wer feststellt, dass sich seine Meinung ausbreitet, fühlt sich dadurch gestärkt und äußert seine Meinung sorglos, redet, ohne Isolation zu fürchten. Wer feststellt, dass seine Meinung an Boden verliert, wird verunsichert und verfällt in Schweigen. Durch diese Reaktionsweisen wirken die Meinungen der ersteren, da sie laut und selbstbewusst in der Öffentlichkeit geäußert werden, stärker, als sie wirklich sind, und ziehen weitere Befürworter an; die Meinungen des anderen Lagers wirken durch das Schweigen ihrer Anhänger noch schwächer als sie tatsächlich sind. Dadurch werden andere wiederum zum Schweigen oder Meinungswechsel bewogen, bis in einem Prozess der ‚Schweigespirale‘ die eine Meinung die ganze Öffentlichkeit beherrscht und die Gegenmeinung so gut wie verschwunden ist.“

Die Meinungsforscherin hob hervor, dass die verschiedenen Medien „eine wichtige Rolle im Prozess der öffentlichen Meinung“ spielen. Sie würden diese mit ihren Standpunkten im Bereich der politischen Moral prägen, ebenso die „ständig angestellte Umweltbeobachtung des einzelnen, wie die meisten Menschen denken“ (8).

Andere Kommunikationswissenschaftler sprechen seit langem davon, dass die öffentliche Meinung die „veröffentlichte Meinung“ wiedergibt. Diese Mechanismen sind lange bekannt und werden aktiv genutzt, soweit das möglich ist.

Dafür sorgt auch die erwiesene enge Bindung zwischen herrschender Politik und Medien, wozu keine Zensur nötig ist. Dafür reicht schon das Gefühl führender Medienvertreter aus, Teil der Elite zu sein.

Auch in dem Fall wirkt eine Isolationsfurcht — diese führt im Großen und Kleinen wieder zur tiefen Angst in jedem Menschen, die Rainer Mausfeld beschreibt. Damit will ich den Gang durch die Fachliteratur fürs Erste beenden.


Quellen und Anmerkungen:

(1) Rainer Mausfeld „Angst und Macht — Herrschaftstechniken der Angsterzeugung in kapitalistischen Demokratien“ Westend Verlag 2019, S. 39
(2) Edward Bernays „Propaganda — Die Kunst der Public Relations“ Verlag Orange Press 2009 (Original 1928), S. 19
(3) Edward Bernays „Propaganda — Die Kunst der Public Relations“ Verlag Orange Press 2009 (Original 1928), S. 49
(4) Walter Lippmann „Die öffentliche Meinung — Wie sie entsteht und manipuliert wird“ Westend Verlag 2018 (Original 1922), Ebook
(5) Douglas Rushkoff „Der Anschlag auf die Psyche — Wie wir ständig manipuliert werden“ Deutsche Verlags-Anstalt 2000, S. 20ff.
(6) Albrecht Müller „Glaube wenig — Hinterfrage alles — Denke selbst. Wie man Manipulationen durchschaut“ Westend Verlag 2019, S. 7f.
(7) Anne Morelli „Die Prinzipien der Kriegspropaganda“ zu Klampen Verlag 2004, S. 121ff.
(8) Elisabeth Noelle-Neumann „Die Theorie der Schweigespirale als Instrument der Medienwirkungsforschung“ in: „Massenkommunikation — Theorien, Methoden, Befunde“ Westdeutscher Verlag 1989. S. 419 f.

Dieser Beitrag erschien am 30. März 2020 zuerst unter dem Titel "Psychologie der Massen" im Online-Magazin "Rubikon"