Gesammelte Nachrichten und Informationen zum Ukraine-Konflikt
und dessen Hintergründen, ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit,
und fast ohne Kommentar
• Kiew weiter mit Kurs auf EU und NATO
"
Der
Kurs auf die euro-atlantische Integration ist die Priorität der
ukrainischen Außenpolitik, wie Alexander Turtschinow, Sekretär des
ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, am Mittwoch in einer
Sitzung der Arbeitsgruppe Ukraine-Nato sagte.
„Unser Land
hat keine Alternative zur Integration in die EU und in die Nato“,
zitiert die Nachrichtenagentur TASS Turtschinow. Die Ukraine beginne
damit, ihre Armee den Nato-Standards anzupassen.
„Neue Trust
Fonds der Nato werden uns dabei helfen“, fügte er hinzu. Zudem äußerte
er die Hoffnung auf eine Festigung der militärtechnischen Kooperation
zwischen der Ukraine und der Nato. ..." (
Sputnik, 27.5.15)
• Umfrage: Wachsendes Misstrauen gegenüber Kiew
"
Die
Ukrainer glauben den Behörden in Kiew kaum noch, wollen nicht, dass die
Regierung die Chefs der Regionen ernennt und finden, dass das Land
insgesamt einen falschen Weg geht, schreibt die ukrainische Ausgabe „Westi“ unter Berufung auf die Ergebnisse einer Umfrage.
Die
Umfrage hatten mehrere ausländische Institute und die ukrainische
soziologische Gruppe „Rating“ durchgeführt.Die Umfrage fand im März auf
Initiative der kanadischen Regierung nur in Gebietsstädten statt, wobei
die Städte des Donbass davon ausgenommen wurden, so der Artikel.
Dem
ukrainischen Präsidenten Pjotr Poroschenko, der seit einem Jahr an der
Macht ist, vertraut man nur in drei Städten: Lwow (57 Prozent),
Chmelnizki (53 Prozent) und Tschernigow (48 Prozent). In allen übrigen
Gebietszentren liegt die Zahl Poroschenkos Befürworter deutlich unter
der Zahl der Menschen, die ihm misstrauen.
Besonders
misstrauisch dem Präsidenten gegenüber sind die Bewohner der
Südostukraine. Dabei stieg Poroschenkos Vertrauensrating in Städten wie
Odessa, Nikolajew, Schitomir und Charkow nicht über 29 Prozent. In Kiew
genießt der Präsident das Vertrauen von 47 Prozent der Bürger, während
50 Prozent ihm misstrauen, berichtet die ukrainische Ausgabe.
Der
ukrainische Premierminister Arseni Jazenjuk „hat in keiner einzigen
Stadt eine positive Vertrauen-Misstrauen-Bilanz“. Am meisten vertraut
man ihm in Lwow (49 Prozent) – am größten ist das Misstrauen in Charkow
(79 Prozent), Nikolajew (77 Prozent) und Odessa (75 Prozent). In Kiew
misstrauen ihm 61Prozent der Bürger, während 37 Prozent ihm vertrauen.
"Am
schlimmsten ist es jedoch mit dem Vertrauen gegenüber dem Chef des
ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrates Alexander Turtschinow
bestellt. Selbst in Städten, die ihn üblicherweise befürworteten, fiel
die Tendenz negativ aus. In Kiew vertrauen ihm nur 38 Prozent gegenüber
69 Prozent Misstrauen. Besonders wenig vertraut man Turtschinow
in Odessa (10 zu 80 Prozent). ..." (
Sputnik, 27.5.15)
Wie Bundeskanzlerin Angela Merkel die Fragen beantwortet hätte ist nicht bekannt, dafür das: "
Bundeskanzlerin
Merkel hat der Ukraine weitere deutsche Unterstützung beim
wirtschaftlichen Aufbau zugesagt. Zugleich lobte sie die Regierung in
Kiew. Es gebe echte Reformschritte etwa im Kampf gegen die Korruption.
..." (
Deutsche Welle, 1.4.15)
• US-Zeitschrift: Jazenjuk bietet Ukraine zum Verkauf
"
Vor
dem Hintergrund des Privatisierungsprozesses in der Ukraine plant der
ukrainische Premier Arseni Jazenjuk einen „Schnell-Verkauf“ staatlicher
Vermögenswerte und will, dass US-Unternehmen daran aktiv teilnehmen, wie der Kommentator des Forbes Magazins Kenneth Rapoza schreibt.
Der
ukrainische Premier hatte sich zuvor mit dem Ko-Vorsitzenden der
„Freundesgruppe der Ukraine“ im US-Senat, Richard Durbin, getroffen und
die US-Partner dazu aufgerufen, die Investitionsmöglichkeiten aktiv zu
nutzen, welche die Privatisierungskampagne in der Ukraine, darunter im
Energiesektor, bietet.
Der in der jüngsten Vergangenheit
liegende „Euromaidan“ habe das Land dem Einflussbereich Russlands
entzogen und in die „zarte Umarmung“ der Europäischen Union und der USA
geführt, so Rapoza. Aber die Bevölkerung habe sich nicht um die vom
offiziellen Kiew gewonnene Liebe zum Westen zusammengeschlossen. Trotz
aller Aufrufe des Westens, mit dem kapitalistischen Europa und nicht mit
Russland aktiv zusammenzuarbeiten, dessen Wirtschaft durch staatliche
Regulatoren stark beeinflusst werde, sei noch nicht bekannt, inwieweit
die Ukraine jetzt für Investoren attraktiv sei, schreibt das Magazin.
Rapoza
unterstreicht, dass das Vertrauen der Bevölkerung zu Jazenjuk und
Präsident Pjotr Poroschenko hoffnungslos zurückgegangen ist. „Jazenjuk
glaubt, dass der billige Ausverkauf staatlicher Aktiva an Ausländer
keine Proteste auslösen wird. Es liegt jedoch auf der Hand, dass es der
Ukraine nicht gleichgültig ist, dass ausländische Personen sie
kontrollieren – unter der Voraussetzung, dass sie nicht Russisch
sprechen“, so Forbes. ..." (
Sputnik, 27.5.15)
• Medienhetze mit allen Mitteln
Die Zeitung
Der Tagesspiegel bietet mit einem
Bericht in ihrer Online-Ausgabe vom 27.5.15
über die Moskau-Reise des linken Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko
ein Beispiel für Hetze, notfalls auch mit einer Überschrift, die nicht
zum Text passt, einer klassischen Überschrift-Text-Schere. Zugleich
kommt der Text selbst mit abfälligen Formulierungen und Unterstellungen
daher:
"
MdB Andrej Hunko in Moskau
Ein Linker hilft Putin
Von Matthias Meisner
Einer
rein, einer raus: Während dem CDU-Bundestagsabgeordneten Hans-Georg
Wellmann die Einreise nach Russland verweigert wird, darf der
Linke-Politiker Andrej Hunko einreisen. Hunko erfüllt die Erwartungen
seiner Gastgeber.
Zu Pfingsten waren sie beide zur gleichen
Zeit am Flughafen Moskau-Scheremetjewo. Doch während dem
CDU-Bundestagsabgeordneten Hans-Georg Wellmann die Einreise verweigert wurde, kam der Linken-Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko ohne Probleme durch die russische Passkontrolle.
Anlass
seines Besuchs: Er wollte über die Spendensammlung für das ukrainische
Kriegsgebiet Donbass berichten, die er gemeinsam mit
Linken-Fraktionsvize Wolfgang Gehrcke angeschoben hatte. 130.000 Euro
seien zusammengekommen. Eine durchaus umstrittene Initiative: Denn Hunko
und Gehrcke waren dafür im Februar ins Separatistengebiet gereist. Sie brachten Medikamente, von denen nicht sicher war, ob sie überhaupt bei den ausgewählten Kliniken ankommen.
Zudem
trafen sich die beiden Linken-Bundestagsabgeordneten auch mit
Separatistenführer Alexander Sachartschenko, ließen sich von ihm im
Geländewagen durch die "Volksrepublik Donezk" kutschieren. Kiew war
verstimmt. Die ukrainische Botschaft in Berlin protestierte beim
Auswärtigen Amt.
Auch die Moskau-Reise von Hunko dürfte in
der Ukraine nicht gut ankommen. Denn wieder ließ sich der
Linken-Politiker willig vor den russischen Propagandakarren spannen. Ausführlich berichtete die Staatsagentur Tass
über eine Pressekonferenz Hunkos, in deren Verlauf er spekulierte,
möglicherweise seien die Sanktionen der EU gegen Russland Grund für die
bis 2019 ausgesprochene Einreiseverweigerung für Wellmann. ..."
Und so geht es munter weiter, wahrscheinlich für
Tagesspiegel-Leser, die online gingen, um das Gruseln zu erleben ... Interessant ist aber auch rein inhaltlich diese Passage: "
... Von der russischen Nachrichtenagentur Sputnik wurde Hunko mit der Forderung zitiert,
der Krim-Beitritt zu Russland müsse legitimiert werden. Ein neues
Referendum unter internationaler Überwachung könnte demnach den Weg zur
internationalen Anerkennung der Krim als russisch freimachen.
Linken-Fraktionssprecher
Hendrik Thalheim sagte dazu, es handele sich um eine "aus dem
Zusammenhang gerissene, falsch wiedergegebene und überhaupt
Einzelmeinung". Es bleibe eine völkerrechtswidrige Annexion.
Hunko nannte die Berichterstattung bei Sputnik "nicht ganz korrekt". Er
sagte dem Tagesspiegel: "Ich begrüße alle Vorschläge, die auf eine
Lösung der Krimfrage abzielen. Dazu gehört für mich auch der Vorschlag
vom November vergangenen Jahres von Matthias Platzeck, das Referendum
auf der Krim mit international anerkannten Wahlbeobachtern zu
wiederholen." ..."
• Rubel als dominierendes Zahlungsmittel in der Ostukraine
"
Ein
Jahr nach Beginn der Kampfhandlungen in den selbsternannten
Volksrepubliken Donezk und Luhansk ist der russische Rubel in den
Gebieten in der Ostukraine auf dem Vormarsch.
Offiziell
kursiert die ukrainische Hryvnia-Währung noch, aber Sozialleistungen wie
Renten werden oft in Rubel ausgezahlt. An Geldautomaten ist nur die
russische Währung erhältlich.
Ein Rentner erklärte im Interview mit euronews-Korrespondent Sergio Cantone: “Ich beziehe hier meine Rente”
“Wieviel ist das?”
“Meine Rente liegt bei 8000 Rubel”
“Ist das mehr als vorher oder das gleiche?”
“Die Preise schnellen in die Höhe. Wegen der Inflation bekomme ich deutlich weniger als vorher.”
Um
Hryvnia zu bekommen, müssen die Einwohner in Landesteile außerhalb der
Separatistengebiete fahren. Die Regierung in Kiew stellte die Zahlung
von Sozialleistungen in den Volksrepubliken im vergangenen November ein.
..." (
Euronews, 26.5.15)
• Obama: Moskau ist so aggressiv
"
US-Präsident
Barack Obama hat Russland eine "zunehmend aggressive" Haltung im
Konflikt mit der Ukraine bescheinigt. Nach einem Treffen mit NATO-Generalsekretär
Jens Stoltenberg sagte Obama am Dienstag, sie hätten die Gelegenheit
gehabt, die Lage in der Ukraine zu besprechen. Dabei sei auch die
"zunehmend aggressive" Einstellung Moskaus zur Sprache gekommen.
Für
die NATO führe der Konflikt zu einer "schwierigen und bedeutenden"
Zeit, sagte Obama. Obama und Stoltenberg riefen die Konfliktparteien
dazu auf, den bereits vor Monaten vereinbarten Waffenstillstand zu
respektieren. ..." (
krone.at, 26.5.15)
Zu
den Eigenschaften eines US-Präsidenten gehört anscheinend, wenig bis
nichts zu merken. Ob es am Amt oder der jeweiligen Person liegt, weiß
ich nicht.
• Volksrepublik Lugansk will Rechtsstaat aufbauen
"
Nach
Monaten des Krieges wollen die prorussischen Machthaber im
Separatistengebiet Luhansk ihre Macht auf eine legale Basis stellen. Für
die Bürger werden Pässe gedruckt - und bald soll auch die Justiz ihre
Arbeit aufnehmen. ...
Vizeinnenminister Igor Markow spricht
vom rechtlichen Kollaps, den die LNR, ein Teil des früheren
ostukrainischen Gebiets Luhansk, bei ihrer gewaltsamen Ablösung von der
Ukraine erlebt habe. Daher habe man entschieden, die Rechte jener zu
schützen, die es am nötigsten hätten: die junge Generation. Es sind jene
zehn von insgesamt 1,2 Millionen Bürgern, die nun mit ihren 16 Jahren,
an der Schwelle zum Erwachsenwerden, die ersten Pässe der jungen
Republik erhalten. ...
Die Separatisten von Luhansk haben
wie ihre Verbündeten in Donezk vor mehr als einem Jahr die
„Eigenständigkeit“ von der Ukraine erklärt. Es ist ein verschwommener
Begriff, kann Autonomie oder gar Unabhängigkeit bedeuten. Der Status der
Ungeklärtheit gehört zum Kalkül der LNR. Im vergangenen Sommer standen
die ukrainischen Truppen am Rande der Hauptstadt Luhansk, ihre Geschosse
gingen auf die Bewohner der Stadt nieder.
Aus der einst
eine halbe Million Einwohner zählenden Stadt flohen mehr als die Hälfte
der Bürger. Die Belagerung dauerte mehrere Wochen, es gab kein
fließendes Wasser, bei den Verbliebenen hat sie tiefe Spuren in der
Psyche hinterlassen. Doch Luhansk fiel nicht im heißen Sommer von 2014.
...
Es ist kein guter Ruf, der der LNR vorauseilt: Die LNR
gilt als Territorium von Räubern und Warlords, die sich um Gesetze nicht
scheren und ihre Opponenten in Kellern verschwinden lassen. Doch damit
soll jetzt Schluss sein. Die „Eigenständigkeit“ soll auf legitimen
rechtlichen Füßen stehen. Die Führung von Luhansk hat begonnen, die
politische Wirklichkeit in Worte zu fassen. Es gibt eine Verfassung,
auch ein Gesetz über das Kriegsrecht hat Staatschef Igor Plotnitskij
kürzlich unterzeichnet: Damit im Ernstfall alles mit rechten Dingen
zugeht. „Wir bauen einen Staat auf mit einer Volksmiliz, Ministerium für
Staatssicherheit, Innenministerium, einer Staatsanwaltschaft,
Gerichten“, erklärt Minister Markow. ..." (
Die Presse online, 26.5.15)
• Kiew blockiert Warenlieferungen für Donbass
"
Die
ukrainischen Grenzer haben seit dem Jahresanfang rund 200.000 Tonnen
Waren, die für die Gebiete Donezk und Lugansk bestimmt waren, an der
Grenze aufgehalten, wie der Pressedienst der ukrainischen
Grenzschutzbehörde mitteilt.
„Die Grenzer haben seit dem
Jahresanfang 834 Fälle von ungesetzlichem Transport von fast 200.000
Tonnen Waren unterbunden, welche Rechtsverletzer unter Vorlage von
falschen Dokumenten — vorwiegend unter Umgehung von
Grenzübergangsstellen – in das von den Extremisten kontrollierte
Territorium zu bringen versuchten“, verlautete aus der ukrainischen
Grenzschutzbehörde. Die beladenen Fahrzeuge seien an das Fiskalische Amt
bzw. an die Rechtsschutzorgane der Ukraine übergeben worden, hieß es.
Auf
Beschluss der ukrainischen Behörden gilt seit Januar 2015 eine
Zugangskontrolle für die selbsterklärten Republiken Lugansk und Donezk,
wobei die Ein- bzw. Ausreise dort nur gegen Vorlage von Sonderausweisen
erfolgen darf. Wie der ukrainische Grenzschutz meldet, werden täglich
Kraftfahrzeuge mit Lebensmitteln, Haushaltchemikalien und Medikamenten
auf ihrer Fahrt in den Donbass aufgehalten.
OSZE-Beobachter
verweisen in ihren Berichten darauf, dass die Verkehrs- und
Wirtschaftsblockade zu einer humanitären Katastrophe führt, und rufen
Kiew zur Aufhebung der Blockade auf. Dieser Punkt ist unter anderem
in dem Dokument über die Regelung in der Ukraine festgeschrieben, das am
12. Februar von den Mitgliedern der Ukraine-Kontaktgruppe unterzeichnet
worden war." (
Sputnik, 26.5.15)
• Russland verschärft Grenzkontrollen zur Ostukraine
"
Russland verstärkt die Grenzkontrollanlagen zur Ukraine – allerdings im russischen Süden, entlang der Grenze zu den "Volksrepubliken" Donezk und Lugansk. Der Hintergrund: Russland fürchtet den unkontrollierten Import (und Re-Import) von Waffen und Munition. Schon heute wird jedes Fahrzeug peinlichst kontrolliert, das Resultat sind stundenlange Wartezeiten bei der Ausreise aus den Rebellengebieten."
(
Deutsch-Russische Wirtschaftsnachrichten - Morgenlage, 26.5.15)
• Moskau: Kiew soll Blockade der Ostukraine beenden
"
Moskau
ruft Kiew zur Erfüllung der Minsker Vereinbarungen und zur Aufhebung
der Blockade gegen den Donbass auf, wie der russische Außenminister
Sergej Lawrow am Montag bei einem Treffen mit seinem aserbaidschanischen
Amtskollegen Elmar Mamedjarow sagte. ...
„Wir machen uns
große Sorgen wegen der humanitären Situation im Donbass und der
sozialökonomischen Degradation der Region infolge der faktischen
Blockade, die die ukrainischen Behörden verkündet haben. Die Aufhebung
der Blockade ist unter anderem in den Minsker Vereinbarungen vorgesehen
und wir rufen die ukrainische Führung auf, diese Vereinbarungen zu
erfüllen“, so der russische Außenminister. ..." (
Sputnik, 25.5.15)
• "Guter Journalismus braucht mehr Verschwörungstheoretiker"
"
Die
etablierten deutschen Online-Nachrichtenmarken versagen derzeit
kollektiv bei tiefgehender Berichterstattung. Vielleicht weil deren
Journalisten keine Zeit mehr haben komplex zu denken? ...
Man
müsste Menschen haben, die das für einen tun. Menschen, deren Beruf es
ist, Hintergründe zu recherchieren, im Web kursierende Informationen als
korrekt oder falsch einzuordnen und am Ende ein großes Bild des Ganzen
zu zeichnen. ...
Woher kommt das Versagen?
Aber
warum ist das so, warum tun die Journalisten nichts gegen den
schlechten Ruf, den sie haben? Warum machen sie einfach so weiter? Hier
eine Auswahl möglicher Antworten:
Die Journalisten dürfen nichtAus
politischen Gründen oder aus Gründen der höheren Reichweitengenerierung
sind die Autoren in der Meinung eingeschränkt seitens des Verlags. Wäre
dem so, würde das Wasser auf die Mühlen der “Systempresse”-Theoretiker
gießen.
Die Journalisten können nicht mehrDie
heutigen Berichterstatter nehmen zu viele Dinge als gegeben hin, sie
berichten nur die einfachen und schnell erfassbaren Zusammenhänge. Bei
dichterer Vernetzung fehlt ihnen die Vorstellungskraft.
Die Journalisten haben keine ZeitDas Produzieren nach Schlagzahl für die hohe Reichweite erlaubt keine tiefgehende, zusammenhängende Betrachtung mehr.
Egal
welche dieser Antworten zutrifft (Hinweis: Ich bin absolut kein Freund
der ersten These, doch sie ist oft zu vernehmen), sie wäre ein
Armutszeugnis des “Qualitätsjournalismus”.
Wir brauchen mehr Verschwörungstheoretiker in Redaktionen
Mit
solchen Journalisten am Werk hätte Nixon nie zurücktreten müssen. Heute
hätten die Kollegen einen Einbruch vermeldet und einen Whistleblower
vorsorglich der Polizei überstellt. War nicht viel dran. Nächstes Thema.
Vielleicht
brauchen wir daher dringend Verschwörungstheoretiker in den
Redaktionen. Menschen, die sich nicht mit dem Offensichtlichen zufrieden
geben, die tiefer graben, auch einmal auf den bloßen Verdacht hin. Ja,
die überhaupt erst einmal einen Verdacht haben, die misstrauisch sind.
Die sich reinbeißen, die vielleicht auch mal eine falsche Theorie über
Zusammenhänge aufstellen, die aber wieder komplex denken und
Beziehungsgeflechte sichtbar machen.
Jemand, der die
Komplexität eines Verschwörungstheoretikers mit der sauberen Recherche
von Journalisten verknüpft. Ich rede von misstrauischen und hungrigen
Reportern, die auch mal einen Monat Zeit für eine Geschichte haben. Kein
hyperventilierender Huschhusch-Journalismus mehr.
Solange
das nicht stattfindet, muss man sich nicht wundern, dass die
Aluhut-Chemtrail-Fraktion mehr und mehr den Diskurs bestimmt. ..." (
Stephen Goldmann auf Lousy Pennies, 25.5.15)
Ich
finde die Gedanken interessant, die Meinung bzw. die eigene leicht
unkomplexe Sicht des Autors aber etwas naiv. Weil er genau das macht,
was er den Kritisierten vorwirft: Haltmachen an den Systemgrenzen.
Manches, sprich die Grundmechanismen des Systems, die auch auf die
Medien wirken, sind einfach und bekannt, weil alt und schon mehrfach
beschrieben, nicht nur von Karl Marx ...
• Donezk: Kiew konzentriert Truppen an Trennlinie
"
Die
ukrainische Armee zieht Personal und Kampftechnik, darunter auch die
verbotene, weiterhin an die Trennlinie im Donbass zusammen. Das
behauptete der Vize-Generalstabschef der Donezker Volkswehr, Eduard
Bassurin, am Samstag auf einer Pressekonferenz in Donezk.
„Derzeit
sind entlang der Trennlinie bis zu 45.000 Mann, rund 380 Panzer und 980
Geschütze sowie 70 Flugzeuge und Hubschrauber konzentriert… Die Ukraine
setzt die Aufstockung ihrer Gruppierung an der Trennlinie fort“, sagte
der Militär. ..." (
Sputnik, 23.5.15)
• Aufständische drohen Kiewer Truppen mit Gegenschlag
"
Die
Volkswehr der nicht anerkannten Volksrepublik Lugansk im Osten der
Ukraine hat mit einer „angemessenen Antwort“ auf die Angriffe des
Militärs gedroht. Bislang hielten sich die Milizen an die Minsker
Abkommen und reagierten nicht auf die Provokationen, sagte der Vizechef
des Volkswehrstabs Igor Jaschtschenko. Doch das könne nicht ewig dauern.
„Die
Volksmiliz hält sich an die Minsker Abkommen und reagiert nicht auf die
Provokationen. Das bedeutet aber nicht, dass das ewig dauern wird.
Falls es notwendig ist, werden sie eine angemessene Antwort bekommen“,
zitiert das Lugansker Informationszentrum Jaschtschenko. Ihm zufolge
provoziert das Kiewer Militär die Volksmiliz zu Kampfhandlungen, um die
Lugansker Republik von den Minsker Abkommen auszuschließen.
„Der
Gegner zeigt weiter seine Kampfbereitschaft, indem er die Kriegstechnik
längs der Trennungslinie hin und her bewegt und versucht, uns zu einer
Verletzung der Minsker Abkommen zu provozieren, um uns anschließend von
der Zahl der Teilnehmer der Minsker Abkommen auszuschließen“, äußerte
Jaschtschenko. ..." (
Sputnik, 22.5.15)
• "Ukraine auf dem Weg zum Polizeistaat"
"
„Die
Ukraine wird mehr und mehr zu einem Polizeistaat. Es bewahrheitet sich
wieder: Krieg ist der Feind von Demokratie“, so Wolfgang Gehrcke,
stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE, zur Entscheidung
der ukrainischen Regierung, Verpflichtungen aus
Menschenrechtserklärungen ‚vorläufig auszusetzen‘. Gehrcke weiter: „Das
widerspricht allen europäischen Standards und auch dem der Ukraine
angebotenen Assoziierungsabkommen. Betroffen sind die Europäische
Menschenrechtskonvention (Europarat) und der Zivilpakt der Vereinten
Nationen. Verletzt werden in der Ukraine zunehmend auch die Rechte
politischer Parteien.
Nach der neuen Gesetzgebung können
‚Verdächtige‘, auch politisch Verdächtige, ohne richterliche
Entscheidung über mehr als 72 Stunden festgehalten werden. Das vom
ukrainischen Parlament beschlossene Gesetzespaket gegen kommunistische
Propaganda und Symbolik lässt eine Kette von Denunziationen,
willkürlichen Verhaftungen und Prozessen erwarten. Das Tragen eines
roten Sterns (Sowjetsterns) und das Singen der russischen Nationalhymne
sollen mit Haftstrafen zwischen fünf und zehn Jahren geahndet werden.“" (
Pressemitteilung MdB Wolfgang Gehrcke, Linksfraktion, 22.5.15)
• Manövriert sich Poroschenko mit Kriegsrhetorik ins Aus?
"
Mit
seiner Äußerung, die Ukraine stehe in einem „echten Krieg“ mit
Russland, hat sich Pjotr Poroschenko in die Ecke getrieben, urteilt Eric Draitser.
Laut dem amerikanischen Geopolitikexperten könnte diese Kriegsrhetorik,
die im Widerspruch zu den jüngsten Äußerungen aus Washington und Berlin
steht, den ukrainischen Staatschef die Karriere kosten.
Beim
Lavieren zwischen den Extremisten in der Ukraine und dem Pragmatismus,
den die Weltgemeinschaft von ihm erwarte, habe sich Poroschenko in eine
Sackgasse gedrängt, sagte Draitser in einem RT-Interview. Nachdem die
USA Kiew vor einer Wiederaufnahme der Kampfhandlungen gewarnt und zur
Erfüllung der Minsker Abkommen gemahnt hatten, verschärfe Poroschenko
seine Kriegsrhetorik gegen Moskau. Dieser Schritt könnte die politische
Karriere des ukrainischen Präsidenten zerstören, sagte der Experte. Er
vermutete, dass Poroschenko nach seinen Worten über einen „echten Krieg
mit Russland“ nun auch die Truppen im Kampfgebiet Donbass aufstocken
lassen werde. ...
Zugleich könne der ukrainische Präsident
nicht übersehen, dass eine Eskalation im Osten der Ukraine ihm es
schwerer machen würde, sich weiter die internationale Unterstützung zu
sichern. „Pjotr Poroschenko hat sich mit seiner Rhetorik in die Ecke
getrieben. Vergleichen sie das einfach mit dem, was US-Außenminister John Kerry in Sotschi gesagt hat und war die deutsche Kanzlerin Angela Merkel
sagt.“ Poroschenkos Karriere hänge davon ab, ob er wieder das
Gleichgewicht zwischen den ukrainischen Extremisten und den Pragmatikern
in der Weltarena finden könne." (
Sputnik, 22.5.15)
• Gespielte Harmonie beim EU-Ost-Gipfel
"
Der Gipfel der Östlichen Partnerschaft in Riga
wird in Hinblick auf Russland und die Krim-Annexion den Schutz der
territorialen Unversehrtheit eines jeden Landes betonen. Dies kündigte
die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag vor Beratungen
beim EU-Ost-Gipfel in Riga an.
"Die Beratungen in Riga
sind erfreulicherweise sehr harmonisch", sagte Merkel. In einer
gemeinsamen Erklärung werde deutlich gemacht, "dass die territoriale
Integrität jedes Landes geschützt werden muss". Dies sei die gemeinsame
Position der Länder der Östlichen Partnerschaft, sagte Merkel.
Dies
ist vor allem ein Hinweis auf die Ukraine und die aus der Sicht der EU
illegale Annexion der Krim im vergangenen Jahr. Eine ausdrückliche
Verurteilung der Krim-Annexion ist offenbar nicht vorgesehen, nach
Angaben von Diplomaten wollten Armenien und Weißrussland dies nicht
mittragen.
Wichtig für die Ukraine und Georgien sei auch die
Visafreiheit. Hier werde die EU-Kommission Ende dieses Jahres die
ergriffenen Maßnahmen bewerten, sagte Merkel. Wenn der Bericht positiv
ausfalle, gebe es Visafreiheit. ...
Der Gipfel in Riga
ist das erste Spitzentreffen der EU mit den Ex-Sowjetrepubliken
Ukraine, Moldau (Moldawien), Georgien, Armenien, Aserbaidschan und
Weißrussland seit der politischen Wende in Kiew, der Krim-Annexion durch
Russland und dem Krieg in der Ost-Ukraine. Abkommen über eine
politische Assoziierung und Freihandel mit der EU haben die Ukraine,
Moldau und Georgien unterzeichnet. ...
Trotz entsprechender
Forderungen der Ukraine werden beim EU-Gipfel der Östlichen
Partnerschaft die sechs Anrainerstaaten von der Europäischen Union keine
Beitrittsversprechen bekommen. Wie es in diplomatischen Kreisen hieß,
sollen die "europäischen Bestrebungen" in der Abschlusserklärung des
Gipfels in Riga "anerkannt" werden.
Faymann
warnte vor falschen Versprechungen an die sechs Partnerstaaten. "Von
einem Beitritt zur Europäischen Union zu reden, wäre unaufrichtig aus
meiner Sicht", sagte er am Donnerstagabend. "Jetzt etwas zu versprechen,
was man nicht halten kann, sollte man aber bei guten Freunden nicht
machen. Das ist eine Frage der Aufrichtigkeit", betonte der Kanzler. ..." (
Die Presse online, 22.5.15)
• EU-Ost-Gipfel: Böses Russland
"
Mit scharfen
Attacken auf Russland hat in der lettischen Hauptstadt Riga der vierte
Partnerschaftsgipfel mit den Staats- und Regierungschefs der
Europäischen Union und Vertretern von sechs Staaten der früheren
Sowjetunion begonnen. EU-Ratspräsident Donald Tusk warf Russland mit
Blick auf den Ukraine-Konflikt „destruktives, aggressives und
einschüchterndes Vorgehen gegen seine Nachbarn“ vor.
Bundeskanzlerin
Angela Merkel drückte sich weniger direkt aus. Sie sagte nach ihrer
Ankunft in Riga, dass das Partnerschaftsprogramm zwar schwere Stunden
durchlebt habe. Sie lobte aber, dass die EU im Gegensatz zu Russland die
Unterschiedlichkeit von Ländern akzeptiere.
Der ukrainische
Präsident Petro Poroschenko dankte der Europäischen Union für ihre
wirtschaftliche sowie politische Unterstützung. Zugleich warf er
Russland vor, im Kriegsgebiet Donbass reguläre Soldaten einzusetzen.
Dafür gebe es Beweise, behauptete er. Russland weist diese Vorwürfe
zurück. Zum Ende des Gipfels an diesem Freitag soll eine Erklärung
verabschiedet werden, in der Russland als Aggressor verurteilt wird. ...
EU-Kommissionspräsident
Jean-Claude Juncker sagte, weder die früheren Sowjetrepubliken noch die
Europäische Union seien bereit für einen Beitritt der östlichen
Partner.
Zuvor hatte die Bundeskanzlerin bereits in einer
Regierungserklärung in Berlin die Ostpolitik der EU verteidigt. „Wir
dürfen keine falschen Erwartungen wecken, die wir dann später nicht
erfüllen können“, sagte sie zu den Hoffnungen der Ukraine auf eine
baldige EU-Mitgliedschaft. Die Partnerschaften seien „kein Instrument
der Erweiterungspolitik“. ..." (
FAZ online, 21.5.15)
Das muss ich nochmal lesen: "...
Angela Merkel ... lobte aber, dass die EU im Gegensatz zu Russland die Unterschiedlichkeit von Ländern akzeptiere. ..." Mutti liest aus dem Märchenbuch vor ...
• Kiewer Parlament: Truppen dürfen Menschenrechte missachten
"
Das
ukrainische Parlament hat den Regierungstruppen erlaubt, bei ihrem
Einsatz gegen die Regierungsgegner in der östlichen Industrieregion
Donbass die Menschenrechtskonvention nicht zu beachten. Das
Außenministerium soll die Uno offiziell darüber informieren.
In einer am Donnerstag angenommenen Erklärung
bekräftigt das Kiewer Parlament das „Recht der Ukraine, von ihren
Verpflichtungen aus Punkt drei Artikel zwei sowie aus den Artikeln 9,
12, 14 und 17 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte und aus den Artikeln 5, 6, 8 und 13 der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten in einzelnen Regionen der Gebiete Donezk und Lugansk im Zusammenhang mit der Anti-Terror-Operation zurückzutreten.“
Dabei
behalte sich die Ukraine das Recht vor, von anderen völkerrechtlichen
Verträgen zurückzutreten, hieß es. Die Rada beauftragte das
Außenministerium, UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und den Generalsekretär
des Europarats Thorbjørn Jagland darüber offiziell in Kenntnis zu
setzen.
In Begleitunterlagen gesteht die Rada ein, für den
Militäreinsatz im Donbass bereist Gesetze verabschiedet zu haben, die
der Menschenrechtskonvention, dem UN-Zivilpakt und der Europäischen
Sozialcharta widersprechen. ..." (
Sputnik, 21.5.15)
→ hier geht's zu Folge 211
→ alternative Presseschau aus ukrainischen, ostukrainischen und russischen Quellen
→ die täglichen Berichte der OSZE-Beobachtermission in der Ukraine
Wäre eine weitere Alternative - oder haben Sie etwas davon in den ÖRNachrichten gesehen?