"Damit das System fortbestehen kann,
müssen Kriege geführt werden, wie es die großen Imperien immer getan
haben. Einen Dritten Weltkrieg kann man jedoch nicht führen, und so
greift man eben zu regionalen Kriegen." Das hat Papst Franziskus laut Süddeutscher Zeitung vom 13. Juni 2014 in einem Interview mit der spanischen Zeitung La Vanguardia gesagt. Auf der Homepage des katholischen Senders Domradio ist das Interview auf deutsch zu finden, wenn auch einige Passagen nicht vollständig übersetzt sind.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Papst den Kapitalismus und seine Folgen auf eine deutliche Weise kritisiert, wie es sonst hauptsächlich nur von Marxisten, Materialisten, Kommunisten, Humanisten und Anarchisten zu hören ist. Natürlich haben sich auch Gläubige schon so geäußert, aber kein religiöses Oberhaupt zuvor in solch deutlicher Weise, dass jene Herrschenden, die sich u.a. auf den christlichen Glauben berufen und auf Gott schwören, ob bei ihrer Vereidigung oder wenn sie andere in den krieg schicken, ein Problem haben dürften. Im November 2013 hatte Papst Franziskus schon festgestellt: „Diese Wirtschaft tötet.“ Alles drehe sich heute um Konkurrenzfähigkeit und das Gesetz des Stärkeren, zitierte ihn u.a. die Frankfurter Rundschau am 27. November 2013. „Der Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann.“
Natürlich ist seine Antwort die eines Gläubigen und aus der Sicht der Kirche. Aber für mich als Atheist ist seine deutliche Kapitalismuskritik erstaunlich und bedenkenswert, auch weil sie etwas mit der Realität zu tun hat, egal, woran einer glaubt oder welche Weltsicht jemand hat, solange es eine realistische ist. Und sicher haben auch die Militärpfarrer, die Waffen segnen, ein Problem mit diesem Papst.
Dem kann ich nur noch ein Zitat von Karl Marx hinzufügen: "Von allen Dogmen der bigotten Politik unserer Tage hat keine mehr Unheil angerichtet als die, daß 'um Frieden zu haben, man sich zum Kriege rüsten muß'. Diese große Wahrheit, die sich hauptsächlich dadurch auszeichnet, daß sie eine große Lüge enthält, ist der Schlachtruf, welcher ganz Europa zu den Waffen gerufen und einen solchen Landsknechtsfanatismus erzeugt hat, daß jeder neue Friedensschluß als neue Kriegserklärung betrachtet und gierig ausgebeutet wird. ...
Unter solchen Umständen dürfen wir uns nicht wundern, wenn die allgemeine Disposition zur Barbarei eine gewisse Methode annimmt, die Unsittlichkeit zum System wird, die Gesetzlosigkeit ihre Gesetzgeber und das Faustrecht seine Gesetzbücher erhält." Karl Marx am 30. Juli 1859 in "Das Volk" (London), siehe MEW, Bd. 13, S. 444
Folgendes hat nicht der Papst geschrieben, auch nicht Karl Marx, sondern der Philosoph Elmar Treptow, aber es passt so gut dazu: "Unter den Voraussetzungen des Kapitalismus herrscht permanente Friedlosigkeit. Das zeigen die Theorie und die Praxis des Kapitalismus in Geschichte und Gegenwart, einschließlich des Imperialismus damals und heute. Seit Jahrhunderten versuchen die kapitalistischen Länder, ihr System anderen Ländern aufzuzwingen, und zwar durch ökonomische Vorherrschaft, politische Gleichschaltung, kulturelle Bevormundung und militärische Gewalt. Dass Imperialismus und Demokratie sich nicht ausschließen, wurde seit dem Vietnam-Krieg deutlicher als je zuvor." (In: "Die widersprüchliche Gerechtigkeit im Kapitalismus - Eine philosophisch-ökonomische Kritik", S. 21)
aktualisiert: 23:12 Uhr
Es ist nicht das erste Mal, dass der Papst den Kapitalismus und seine Folgen auf eine deutliche Weise kritisiert, wie es sonst hauptsächlich nur von Marxisten, Materialisten, Kommunisten, Humanisten und Anarchisten zu hören ist. Natürlich haben sich auch Gläubige schon so geäußert, aber kein religiöses Oberhaupt zuvor in solch deutlicher Weise, dass jene Herrschenden, die sich u.a. auf den christlichen Glauben berufen und auf Gott schwören, ob bei ihrer Vereidigung oder wenn sie andere in den krieg schicken, ein Problem haben dürften. Im November 2013 hatte Papst Franziskus schon festgestellt: „Diese Wirtschaft tötet.“ Alles drehe sich heute um Konkurrenzfähigkeit und das Gesetz des Stärkeren, zitierte ihn u.a. die Frankfurter Rundschau am 27. November 2013. „Der Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann.“
Natürlich ist seine Antwort die eines Gläubigen und aus der Sicht der Kirche. Aber für mich als Atheist ist seine deutliche Kapitalismuskritik erstaunlich und bedenkenswert, auch weil sie etwas mit der Realität zu tun hat, egal, woran einer glaubt oder welche Weltsicht jemand hat, solange es eine realistische ist. Und sicher haben auch die Militärpfarrer, die Waffen segnen, ein Problem mit diesem Papst.
Dem kann ich nur noch ein Zitat von Karl Marx hinzufügen: "Von allen Dogmen der bigotten Politik unserer Tage hat keine mehr Unheil angerichtet als die, daß 'um Frieden zu haben, man sich zum Kriege rüsten muß'. Diese große Wahrheit, die sich hauptsächlich dadurch auszeichnet, daß sie eine große Lüge enthält, ist der Schlachtruf, welcher ganz Europa zu den Waffen gerufen und einen solchen Landsknechtsfanatismus erzeugt hat, daß jeder neue Friedensschluß als neue Kriegserklärung betrachtet und gierig ausgebeutet wird. ...
Unter solchen Umständen dürfen wir uns nicht wundern, wenn die allgemeine Disposition zur Barbarei eine gewisse Methode annimmt, die Unsittlichkeit zum System wird, die Gesetzlosigkeit ihre Gesetzgeber und das Faustrecht seine Gesetzbücher erhält." Karl Marx am 30. Juli 1859 in "Das Volk" (London), siehe MEW, Bd. 13, S. 444
Folgendes hat nicht der Papst geschrieben, auch nicht Karl Marx, sondern der Philosoph Elmar Treptow, aber es passt so gut dazu: "Unter den Voraussetzungen des Kapitalismus herrscht permanente Friedlosigkeit. Das zeigen die Theorie und die Praxis des Kapitalismus in Geschichte und Gegenwart, einschließlich des Imperialismus damals und heute. Seit Jahrhunderten versuchen die kapitalistischen Länder, ihr System anderen Ländern aufzuzwingen, und zwar durch ökonomische Vorherrschaft, politische Gleichschaltung, kulturelle Bevormundung und militärische Gewalt. Dass Imperialismus und Demokratie sich nicht ausschließen, wurde seit dem Vietnam-Krieg deutlicher als je zuvor." (In: "Die widersprüchliche Gerechtigkeit im Kapitalismus - Eine philosophisch-ökonomische Kritik", S. 21)
aktualisiert: 23:12 Uhr
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen