Gesammelte Nachrichten und Informationen zum Ukraine-Konflikt und dessen
Hintergründen, ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit und fast
ohne Kommentar
• Kiew: EU-Staaten liefern Waffen
"Die
Europäische Union liefert Waffen an die Ukraine, doch darüber spricht
man nicht offen, wie der Vize-Chef des ukrainischen Präsidialamtes,
Valeri Tschaly, in der von ICTV übertragenen Fernsehsendung „Redefreiheit“ sagte.
Der Beamte beantwortete damit die
Frage, ob von der Europäischen Union und den USA eine Entscheidung über
die Aufrüstung der Ukraine zu erwarten sei.
Laut Tschaly wird über
die Waffenlieferungen „nicht offen gesprochen“. „Wir können nicht
ausführlich darüber berichten, was und aus welchem Land wir erhalten.
Über manches wird offen geredet und über anderes aus dem Off
gesprochen“, so der Vize-Chef des Präsidialamtes.
Wie der Präsident des europäischen Rates, Donald Tusk, am Montag in Kiew bei dem Ukraine-EU-Gipfel erklärt hatte, hält es die EU – trotz der Erwartungen Kiews — nicht für möglich,
eine militärische Mission ins ukrainische Konfliktgebiet zu entsenden.
Laut Tusk ist in Europa kein Projekt für eine solche Mission zur Sprache
gekommen." (Sputnik, 28.4.15)
• Poroschenko: Ausländische Experten sollen Ukraine reformieren
Der Kiewer Präsident Petro Poroschenko hat auf der Internationalen Unterstützerkonferenz in Kiew mit 500 ausländischen Investoren, Unternehmern und Regierungsvertretern aus 56 Ländern am 28.4.15 Reformen durch Deoligarchisierung, Demonopolisierung, Deregulierung und Dezentralisierung sowie die Bekämpfung der Korruption angekündigt. Ziel sei ein politisches System, das die "Standards der europäischen politischen Kultur erfüllt". Poroschenko berichtete laut der Präsidenten-Website über die Arbeit des "Nationalen Reformrates". Dazu gehört einem Bericht von RT deutsch von der Konferenz zufolge ein Team von ausländischen Politikern, wie Poroschenko sagte und wiedergegeben wird. "Er
bestätigte zudem, dass der ehemalige slowakische Ministerpräsident
Dzurinda Mikolas zum Präsidentenberater ernannt wurde, und dass auch
einer Reihe von US-Beratern ukrainische Staatsbürgerschaft gewährt
worden. Diese sollen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der
Reformen spielen."
Die Aussagen zu den ausländischen Experten fehlen auf der Präsidenten-Website.
• Bundesregierung: Keine Rechtsextremen in Kiew und Janukowitsch floh aus Angst vor Strafe
"Die
Bundesregierung schätzt die ukrainische Partei „Swoboda“ nicht als
„faschistisch und antisemitisch“ ein und verweist auf entsprechende
Aussagen von Vertretern jüdischer Organisationen. Auch aus dem Programm
der „Radikalen Partei“ lasse sich nicht ableiten, dass diese als
rechtsextrem einzustufen wäre, heißt es in der Antwort der
Bundesregierung (18/4568) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (18/4275),
die sich unter anderem nach der Beteiligung „extrem rechter“ Kräfte an
der Übergangsregierung nach dem Sturz des Präsidenten Viktor
Janukowitsch und nach dem Ablauf der Zusammenstöße rund um die
Maidan-Proteste im Februar 2014 erkundigt hatte.
Die
Bundesregierung schreibt in diesem Zusammenhang von einem Protestmarsch
zum Parlament am 18. Februar 2014, bei dem es zu gewaltsamen
Zusammenstößen mit den Ordnungskräften gekommen sei. „Dabei wurde auch
die nahe gelegene Parteizentrale der Partei der Regionen mit Brandsätzen
angegriffen.“ Im weiteren Verlauf sei es nach Zurückdrängung der
Demonstranten auf den Unabhängigkeitsplatz zu weiteren Gewaltakten
gekommen, darunter insbesondere dem Brand im Gewerkschaftshaus und den
Schüssen auf Demonstranten in der Instytutska-Straße mit vielen
Todesopfern.
Die Untersuchungen der ukrainischen
Strafverfolgungsbehörden zum Schusswaffengebrauch würden noch andauern.
Der Grund für die Flucht Janukowitschs „dürfte nach Einschätzung der
Bundesregierung vor allem die Angst davor gewesen sein, für die durch
die Sicherheitskräfte auf dem Maidan begangenen Verbrechen sowie
Korruptionsdelikte strafrechtlich zur Verantwortung gezogen zu werden“.
Die Umstände, unter denen Janukowitsch in der Nacht vom 21. auf den 22.
Februar 2014 Kiew verließ sowie sein sein Verhalten danach „lassen aus
Sicht der Bundesregierung die Entscheidung des ukrainischen Parlaments,
er habe sich seinen Amtspflichten entzogen und übe das Amt nicht weiter
aus, als berechtigt erscheinen“." (Heute im Bundestag, 28.4.15)
• ARD-Doku: Russland verantwortlich für MH17-Absturz
"Die
Bundesregierung soll die zivilen Luftfahrtgesellschaften im Juli 2014
nicht vor der konkreten Abschussgefahr über dem Donbass gewarnt haben.
Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Recherche von Reportern von
WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung. Der entsprechende Film wurde am späten Montag abend in der ARD ausgestrahlt. ...
Zur
Frage, wer die malaysische Maschine abgeschossen hat, bringt der Film
Indizien dafür, dass dies doch mit einer BUK-Batterie russischer
Herkunft geschah. Die von russischer Seite vertretene Hypothese des
Abschusses aus einem ukrainischen Kampfflugzeug des Typs SU-25 wird von
einem Konstrukteur dieses Modells zurückgewiesen: Der Ingenieur erklärte
den Reportern, die SU-25 wäre, wenn sie in einer Höhe von 10.000 Metern
eine Rakete abgefeuert hätte, daran selbst zerbrochen und abgestürzt.
Der von russischer Seite aufgrund einer Zeugenaussage zeitweise als
mutmaßlicher Todesschütze identifizierte ukrainische Pilot erklärte, die
von dem Zeugen als Beleg geschilderten Ereignisse hätten sechs Tage
später in anderem Kontext stattgefunden.
Die Autoren des
Films legen nahe, Russland sei für den Abschuss verantwortlich und werde
wegen der damit verbundenen politischen Konsequenzen durch ein
Schweigekartell der westlichen Politik gedeckt. Einzelne Aussagen des
Films lassen aber auch eine ukrainische Provokation möglich erscheinen.
Am Morgen des Abschusstages wurde nach dem Bericht auf dem Flughafen von
Dnipropetrowsk ein Fluglotse festgenommen, der von seinem Handy aus die
Aufständischen über Starts ukrainischer Militärjets informiert habe.
Das Handy war zum Zeitpunkt des Abschusses in der Hand der
Sicherheitsbehörden. Es wäre also ein leichtes gewesen, den fiktiven
Start einer Militärmaschine anzukündigen.
Schließlich
zitiert der Film einen ehemaligen Angehörigen der CIA, der auf eine
kleine Abweichung in der Wortwahl hinwies: Das US-amerikanische
Dokument, das Russland für den Abschuss verantwortlich mache, trage den
Titel »Government assessment« (Regierungseinschätzung). Üblich sei
dagegen der Titel »Intelligence assessment« (Geheimdiensteinschätzung).
Schlussfolgerung des Zeugen: Die US-Geheimdienste waren wohl nicht
überzeugt, das das Beweismaterial die Schlussfolgerung trage. ..." (junge Welt, 28.4.15)
Die beteiligten Journalisten hatten bereits am 10.3.15 in der Süddeutschen Zeitung online geschrieben, dass der russische Flugzeugkonstrukteur des Kampfjets Su-25, Wladimir Babak, davon ausgehe, dass die Boeing 777 von einer Buk Boden-Luft-Rakete abgeschossen worden sei - und nicht von einem Kampfjet. "Die
ukrainische Su-25, die vom russischen Verteidigungsministerium ins
Spiel gebracht worden war, sei aber "ein Tiefflieger. Babak sagt, er und
sein Team hätten das Flugzeug "so konstruiert, dass es auf niedrigen
und mittleren Höhen eingesetzt werden kann". Er sei der Chefkonstrukteur
und befasse sich mit der Su-25 "schon seit 35
Jahren", das Flugzeug sei sein "Lieblingskind". Zwar könne die Maschine
für "kurze Zeit " höher fliegen, aber es brauche schwere Raketen um
eine Boeing zu zerstören.
Eine Su-25 könne eine Boeing
möglicherweise auf einer Höhe von drei oder vier Kilometern abschießen.
Doch auf einer Höhe von zehn oder elf Kilometern sei das nicht möglich,
dabei stürze die Su-25 sehr wahrscheinlich ab. "Ich glaube, man hat die
Su-25 ins Spiel gebracht, um Spuren zu verwischen. Anders kann ich es
mir nicht erklären. Wir verstehen nicht, wie eine Su-25 die Boeing hätte
abschießen können". ..."
Der russische Sender RT deutsch brachte am 12.3.15 Gegenmeinungen dazu: "... Dennoch widersprechen Babak einige ehemalige hohe Beamte und SU-25 Piloten.
Anhand
der Analyse der Überreste des Flugzeugs und der Art des Schadens gibt
es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Flugzeug von einer
Luft-Luft-Rakete und einem Flugabwehrgeschütz getroffen wurde, sagte
Generalleutnant Aleksander Maslow, ehemaliger stellvertretender Leiter
der russischen Flugabwehr- und Landstreitkräfte, gegenüber RT. ...
Zur
Manövrierfähigkeit des Jets in großen Höhen, merkte der ehemalige
Kommandeur einer Luftfahrtdivision Generalmajor Sergej Borysyuk an, dass
der Jet die Möglichkeit habe „komfortabel zu manövrieren“, auch in
solchen Höhen.
„Ich bin persönlich und nicht nur einmal auf
einer Höhe von 12.000 Metern geflogen…“, sagte er. „Meine Kollegen sind
bis zu 14.000 Metern aufgestiegen.“
Borysyuk erklärte
weiter, dass die R-60 Raketen der SU-25 eine Infrarot-Zielfindung und
einen Stabsprengkopf haben. Anhand der Bilder wäre es wahrscheinlich,
dass R-60 Raketen benutzt wurden.
„Die Reichweite der
Raketen ist 7,5 Kilometer. Und unter diesen Bedingungen erhöht sich die
Trefferwahrscheinlichkeit“, fügte er hinzu. ..."
Der Sender Russia Today hatte am 11.3.15 bereits weitere Experten zitiert, die den Angaben des Konstrukteurs widersprachen.
Gunnar Jeschke hatte schon am 10.1.15 in seinem Beitrag "CORRECT!V korrigiert" auf freitag.de darauf hingewiesen, dass die ukrainischen Su-25 modernisiert wurden und die Flugzeuge nach Angaben der Firma, die die Maschinen modernisierte, eine Höhe erreichen können, die auch eine Boeing 777 erreicht.
• Kommunisten weiter im Visier
"...
Ungeachtet des Spitzentreffens, das auch der Annäherung an Normen und
Regeln der EU dienen sollte, wurden von Kiew verstärkte Anstrengungen
für die Durchsetzung eines Parteiverbotes unternommen. Der Vorsitzende
der Kommunistischen Partei (KPU), Petro Simonenko, war mittags vom
Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) zum Verhör vorgeladen. »Alle
Provokationen der Machtstrukturen gegen die KPU« sollten nur ablenken
von der gescheiterten Innen- und Außenpolitik des herrschenden
»national-oligarchischen Systems«, zitierten örtliche Medien den
Politiker. Der KP wird unterstellt, sie habe Terrorakte in Odessa und
anderen Städten organisiert. Zudem unterstütze sie die Separatisten.
Eine
Sprecherin des staatlichen Sicherheitsdienstes sah durch Äußerungen
Simonenkos bereits den Hauptverdacht einer »antiukrainischen Tätigkeit
der Kommunisten und Versuche zur Destabilisierung des Landes« bestätigt.
In Dnjepropetrowsk sei zudem ein »separatistisch-kommunistisches Netz«
aufgedeckt worden, sagte sie laut der Agentur UNIAN. Das habe
»antiukrainische Propaganda« schüren und separatistische Bestrebungen in
der Region »inspirieren« wollen. ..." (Neues Deutschland, 28.4.15, S. 7)
• Lawrow: Westen erkennt, dass Kiew Minsk II nicht einhält
"Die
USA und die EU werden sich immer mehr dessen bewusst, dass die
ukrainische Regierung ihren aus den Minsker Abkommen resultierenden
Verpflichtungen nicht nachkommt. Das sagte Russlands Außenminister
Sergej Lawrow am Montag in einem Interview für den TV-Sender Rossija 24.
„Die
am 12. Februar ausgehandelten Minsker Abkommen können schwerlich
missverstanden werden, sie sind überaus konkret und beinhalten sowohl
die erforderlichen Schritte als auch deren Reihenfolge. Dass die Kiewer
Behörden diese Reihenfolge nicht einhalten und alles wieder auf den Kopf
stellen wollen, dass sie jeden Schritt nach ihrem Gutdünken deuten,
wird für sie (USA und EU) immer offenkundiger.“
Lawrow
zufolge läuft die Position der ukrainischen Führung hauptsächlich darauf
hinaus, keine direkten Verhandlungen mit Lugansk und Donezk
aufzunehmen. „Aber gerade das wurde in den Minsker Vereinbarungen vom
12. Februar festgeschrieben“, sagte der russische Chefdiplomat." (Sputnik, 27.4.15)
"Moskau
ruft Paris und Berlin auf, die ukrainische Führung zwecks Erfüllung
ihrer politischen Verpflichtungen aus dem Minsker Abkommen unter Druck
zu setzen. Das erklärte Russlands Außenminister Sergej Lawrow am Montag
in einem Interview für den TV-Sender Rossija 24.
„Wir haben
unsere Partner, allen voran in Deutschland und Frankreich, die mit uns
an dem Minsker Treffen teilgenommen und bei der Ausarbeitung der
Vereinbarungen mitgewirkt hatten, immer wieder aufgefordert, Kiew zur
Einhaltung seiner Verpflichtung zu bewegen. Darüber habe sich auch mit
meinem US-Amtskollegen John Kerry gesprochen.“ ..." (Sputnik, 27.4.15)
• EU macht Druck auf Kiew für Reformen, nicht für Frieden – Kiew will Waffen
"EU-Kommissionschef
Jean-Claude Juncker und EU-Ratspräsident Donald Tusk hatten sich die
Rollen für ihren Besuch in Kiew klar aufgeteilt. Ihre Mission für den
EU-Ukraine-Gipfel am Montag war klar: Sie verlangten von der Ukraine
mehr Anstrengungen, vor allem in Bezug auf anstehende Reformen in der
Verwaltung und der Wirtschaft. Dafür gab Juncker den Bösen und drängte
Kiew regelrecht zu Veränderungen. Reformen seien immer schmerzhaft,
sagte er, aber in der Ukraine dringend nötig. Der Pole Tusk hingegen
übernahm die Rolle des Verständnisvollen.
Nur einmal wurde
er etwas deutlicher, und zwar in perfektem Ukrainisch: „Nehmt eurer
Schicksal in die eigenen Hände, um euren Traum zu verwirklichen.“ ...
Ergebnisse
bot der Gipfel nicht, wichtige Themen wie weitere Wirtschaftshilfen
oder den Start der EU Freihandelszone 2016 wurden auf das EU-Ratstreffen
Ende Mai in Riga verschoben. Auch in der Visa-Frage ist keine Einigkeit
erzielt worden. Nur in einem Punkt waren sich die Teilnehmer einig: Die
Ukraine gehört zwar zur europäischen Familie, muss sich aber noch sehr
anstrengen, bis sie auch zur Europäischen Union gehört. Dabei hatte
Poroschenko eine klare EU-Beitrittsperspektive für sein Land erwartet.
...
Wenige Stunden vor dem Gipfel hatte Ministerpräsident Arsenij
Jazenjuk den Westen noch einmal um Waffenlieferungen gebeten. Im
Interview mit dem ukrainischen Fernsehen sagte er an die EU-Partner
gewandt: „Geben Sie uns die Möglichkeit, unser Territorium zu
verteidigen. Geben Sie uns Waffen, weil wir auch Ihre Grenzen
verteidigen.“
Auch der ukrainische Präsident Petro
Poroschenko verwies im Dreier-Gespräch auf die wachsende Gefahr in der
Ostukraine. Während der Westen zu einseitig darauf setze, dass die
Vereinbarungen von Minsk umgesetzt würden, hätte Russland längst wieder
neue Tatsachen geschaffen, sagte er. Die Aufrüstung der Separatisten sei
dagegen seit Wochen in vollem Gang. „Das wichtigste ist, dass wir die
russische Aggression stoppen“, sagte Poroschenko am Nachmittag ..." (Der Tagesspiegel online, 27.4.15)
• Merkel: Verlängerung der antirussischen Sanktionen
"Die
EU wird nach Einschätzung von Bundeskanzlerin Angela Merkel die wegen
des Ukraine-Konflikts verhängten Sanktionen gegen Russland im Juni
verlängern. Merkel verwies am Montag bei den deutsch-polnischen
Regierungskonsultationen in Warschau auf einen Beschluss der EU vom
März. Darin sei eine Aufhebung der Sanktionen an die Umsetzung des
Minsker Abkommens für die Ostukraine geknüpft worden. „Es ist vollkommen
klar, dass die Erfüllung dieses Pakets länger dauert als August,
September. Das heißt, wir werden uns im Juni dieser Frage widmen.“ Sie
gehe davon aus, dass die EU auf Basis der Vereinbarung vom März eine
Verlängerung der Sanktionen beschließen werde, sagte Merkel.
Die
polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz sagte, die Sanktionen gegen
Russland könnten sogar noch verschärft werden. Denn die Beobachter der
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hätten
immer noch keinen Zugang zu den von prorussischen Separatisten
kontrollierten Gebieten. Es könne deshalb nicht nachgeprüft werden, ob
schwere Waffen wie vereinbart wirklich zurückgezogen worden seien. ..." (Handelsblatt online, 27.4.15)
• Lugansk: Kiew schickt Diversanten in die Ostukraine
"Ukrainische
Diversionsgruppen dringen, getarnt als Volontäre und Zivilisten, in die
Lugansker Volksrepublik ein, wie der stellvertretende Kommandeur der
Volksmiliz, Vitali Kisseljow, am Montag geäußert hat.
„Die
Hauptaufgabe der ukrainischen Diversions- und Spionagegruppen besteht
darin, die Situation zu destabilisieren und Panik unter den
Ortsbewohnern zu verbreiten“, sagte Kisseljow gegenüber RIA Novosti.
Dabei
werden nach seinen Worten nicht nur Flugblätter und provokative
Informationen im Internet verbreitet, sondern auch Minen und
Sprengfallen gelegt.
Nach Angaben der Volksmiliz sind
mehrere Diversionsgruppen derzeit in der Lugansker Volksrepublik aktiv.
Kürzlich sei eine weitere Diversionsgruppe neutralisiert worden. ..." (Sputnik, 27.4.15)
Dazu erneut zur Erinnerung, was von RIA Novosti am 13.11.14 berichtete, aber auch von ukrainischen Medien gemeldet wurde: "Kiew
hat sich zum “Partisanenkrieg” auf dem Territorium der selbst ernannten
Volksrepubliken Donezk und Lugansk im Osten der Ukraine bekannt.
„Unsere Einheiten führen Kampfoperationen im Hinterland des Feindes
erfolgreich durch“, teilte Sorjan Schkirjak, Berater des ukrainischen
Innenministers, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Kiew mit."
• Kriegsdienstverweigerer in der Ukraine
"Trotz
der drohenden Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren ziehen es viele
Ukrainer vor, den Militärdienst zu verweigern, um nicht an
Kampfhandlungen im Osten des Landes teilzunehmen, so die „Washington Post“.
„Ich
sitze lieber drei Jahre im Gefängnis, wo ich in Sicherheit bin und wo
ich verpflegt werde“, zitiert das Blatt den 26jährigen Hüttenwerker
Andrej.
Von 40 Bekannten des jungen Mannes, die einberufen werden sollten, sei nur ein einziger zum Wehrdienst bereit.
Laut
der Zeitung lebt Andrej in der Stadt Slawjansk, die Mitte vergangenen
Jahres umkämpft und schließlich von der regulären ukrainischen Armee
eingenommen wurde. Sympathien der Einwohner der Stadt seien weiterhin
gespalten.
Selbst die Ukrainer, die Ende 2013 und Anfang
2014 an den Massenprotesten teilgenommen haben, wollen nicht einbezogen
werden, weil sie Angst um ihr Leben haben. „Ich habe überhaupt kein
Interesse, an dem Konflikt teilzunehmen“, wird der 25jährige Kiewer
Einwohner Igor zitiert. Die Regierung in Kiew „hätte effektiver handeln
sollen, um die Verluste zu verringern“, sagt er. „Ich will nicht, dass
mein Name auf der Liste der Opfer steht.“
„Wir verstehen
nicht, wofür wir kämpfen“, so der Militäranalyst Alexej Arestowitsch.
„Die Regierung informiert die Menschen nicht über die Ziele dieses
Krieges.“ ..." (Sputnik, 26.4.15)
• Poroschenko: Donbass "befreien", ohne zuerst anzugreifen
"Der
ukrainische Präsidenten Pjotr Poroschenko rechnet nach eigenen Worten
auf die „Befreiung“ einiger ukrainischen Gebiete in kurzer Zeit. Die
Armee werde aber nicht als Erster in die Offensive gehen.
Dies äußerte Poroschenko im Zusammenhang mit den militärtechnischen Übungen im Gebiet Nikolajew, heißt es am Samstag in einer Mitteilung auf der Internetseite des ukrainischen Staatschefs.
„Ich
hoffe sehr, dass wir in kurzer Zeit ukrainische Gebiete befreit sehen“,
sagte Poroschenko auf die Frage, ob eine Verstärkung der Armee Hoffnung
auf die „Befreiung“ des Donbass geben kann.
Er betonte
zugleich, dass Kiew „die Minsker Vereinbarungen unbeirrbar umsetzt,
deshalb werden die ukrainischen Streitkräfte nicht als Erster
vorrücken“. ..." (Sputnik, 25.4.15)
• Donezk: Neue Kiewer Offensive nur eine Frage der Zeit
"Eine
erneute Offensive ukrainischer Sicherheitskräfte gegen die
selbsterklärte Republik Donezk ist laut dem Republikchef Alexander
Sachartschenko eine Frage der Zeit.
„Wann sich der Angriff
ereignet ist eine Frage der Zeit“, äußerte Sachartschenko am Freitag
in einem Journalistengespräch. „Kiew will nicht den friedlichen Weg der
Konfliktlösung gehen, versucht aber, den Konflikt gewaltsam beizulegen.“
„Wir
sollten wohl eine weitere Einkreisung vornehmen“, so Sachartschenko
weiter in Anspielung auf die Kesselschlacht bei der Stadt Debalzewo,
„damit die Ukraine endlich begreift, dass es nicht gelingen wird, mit
uns vom Standpunkt der Stärke aus zu sprechen.“" (Sputnik, 24.4.15)
• Friedensbewegung als Schlafwandlerin?
"Die Kriegsgefahr wächst – die Friedensbewegung aber nicht
...
Seit dem Zusammenbruch des realen Sozialismus erleben wir den
permanenten Ausbau der Möglichkeit von Militäreinsätzen zur Durchsetzung
einer Weltordnung im Sinne westlich definierter „Demokratie und
Menschenrechte“. Die Entwicklung des Völkerrechts entspricht dieser
Zielsetzung – von der Billigung „humanitärer Interventionen“ bis hin zum
Konzept der „Schutzverantwortung“, wonach zur Souveränität eines
Staates die Verantwortung der Regierung für den Schutz vor
Kriegsverbrechen, Völkermord, ethnischen Vertreibungen und Verbrechen
gegen die Menschlichkeit gehört. Wenn eine Regierung dazu nicht in der
Lage ist, kann die internationale Gemeinschaft Zwangsmaßnahmen
ergreifen. Damit wurden die UN-Mandate gegen Libyen und die
Elfenbeinküste begründet. Im Fall Syrien liefert sie den Hintergrund für
die Forderungen und Aktionen des Westens.
Die USA haben 2002 in
ihrer Nationalen Sicherheitsstrategie sich selbst ermächtigt, jederzeit
militärisch einzugreifen, wenn Vorgänge in anderen Staaten angeblich
Gefahren für die eigene Sicherheit heraufbeschwören. In seiner
Grundsatzrede in West Point (Mai 2014) hat US-Präsident Obama unverblümt
mit dem Einsatz von Waffen gedroht: „Die USA werden militärische Gewalt
einsetzen, wenn unsere zentralen Interessen es verlangen – wenn unsere
Leute bedroht werden, wenn unsere Lebensart auf dem Spiel steht, wenn
die Sicherheit unserer Alliierten bedroht ist.“ An solchen Gefahren für
die vitalen Interessen der USA führt Obama auf: „Terroristen … Russlands
Aggression (gegen die Ukraine, CS) … Chinas Größe und Aufrüstung …Von
Brasilien bis Indien konkurrieren aufsteigende Mittelklassen mit uns und
Regierungen suchen ein größeres Sagen in globalen Foren.“
Auf diese
unverhohlene imperialistisch-militaristische Strategie ist Deutschland
sozusagen komplementär eingegangen. In einer gemeinsamen Studie der
Stiftung Wissenschaft und Politik, des Think Tanks des Berliner
Außenministeriums, und des German Marshall Fund of the United States
wurde befunden, die Weltordnung befinde sich im Umbruch, wodurch neue
Sicherheitsrisiken entstünden. ...
Die Hochrüstung der Nato
und die von ihr weiter energisch betriebene Osterweiterung mit schneller
Eingreiftruppe und zahlreichen Manövern an Russlands Grenze belegen,
wie ernst die Nato-Metropolen diese strategischen Imperative nehmen.
Offenkundig ist die Gefahr neuer und größerer Kriege im Verzug.
Gleichzeitig
tritt die Friedensbewegung in unserem Land auf der Stelle. Zur Münchner
Sicherheitskonferenz, die alle genannten aggressiven Grundsätze
bekräftigte, kamen knapp 4000 Demonstranten nach München. Bei der
Demonstration gegen TTIP waren es am selben Ort einige Wochen später
über 20.000. Das ist sehr gut. Der gewaltige Unterschied im
Protestpotential zeigt aber, dass die Drohung mit militärischen
Einsätzen, dass die gewachsene Kriegsgefahr nicht ernst genug genommen
wird. ...
Tatsächlich hat auch das Transnationale Kapital
letztlich keinen materiellen und politischen Vorteil von einem Großen
Krieg. Eben deshalb – und vor allem wegen der Tatsache, dass Russland
über fast die Hälfte aller einsatzbereiten Atomwaffen verfügt – sollen
die Kriege unterhalb des globalen Niveaus geführt werden. Die Frage ist
aber, ob eine Strategie der wachsenden militärischen Drohung und des
zunehmenden, ja permanenten Einsatzes von Militär an jeweiligen
Brennpunkten wirklich kontrolliert bleiben kann oder nicht über kurz
oder lang in militärische Großkonflikte übergeht. Was geschieht denn,
wenn ukrainische Faschistenverbände auf russisches Gebiet oder auf die
Krim feuern? Jeder dieser regionalen Konflikte stellt ein Fass von
Explosionsstoffen für rapide Eskalation dar. ..." (Conrad Schuhler, Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V. (isw), 24.4.15)
• US-Soldaten in der Ostukraine
"US-Soldaten
halten sich nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums
auch im Kriegsgebiet in der Ostukraine auf, um dort die Streitkräfte des
Nachbarlandes auszubilden. Die amerikanischen Soldaten würden in
Mariupol, Sewerodonezk, Artemiwsk und Wolnowacha eingesetzt, sagte ein
Sprecher der Behörde der Nachrichtenagentur Interfax. Das
US-Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe zurück. Russland wolle mit
den Vorwürfen von seinen eigenen Aktivitäten in der Region ablenken.
Einige Hundert US-Soldaten hielten sich im Westen der Ukraine auf, um
Soldaten der ukrainischen Nationalgarde auszubilden. ..." (Der Standard online, 23.4.15)
Doch so falsch scheinen die russischen Informationen nicht zu sein. In einer Reportage des US-Magazins Newsweek aus Mariupol, online veröffentlicht am 13.4.15,
berichtet ein Angehöriger des faschistischen Asow-Bataillons, dass
NATO-Ausbilder Mariupol besucht hätten. Sie hätten den Bewaffneten, die
offiziell zur Kiewer Nationalgarde gehören, u.a. gezeigt, wie sie sich
bei Verwundungen selbst medizinisch versorgen können, bevor Hilfe
eintrifft.
Am 22.4.15 hatte der russische Außenminister Sergej Lawrow die Anwesenheit der US-Ausbilder und mögliche US-Söldner in der Ostukraine als Verstoß gegen Minsk II bezeichnet. Am Vortag
hatte die Donezker Volkswehr von Söldnern einer US-Firma, die aus der
berüchtigten "Blackwater"-Firma hervorgegangen ist, berichtet. Das kommt
auch nicht überraschend, hatte doch ein ukrainisches TV-Team am 24.1.15
in Mariupol einen Asow-Angehörigen gefilmt, der auf die ukrainisch
gestellte Frage, was geschehen ist, im deutlichen Englisch nur sagt: "Out Of My Face Please". "Why Are US Soldiers In Mariupol?", fragte u.a. das Onlinemagazin Zero Hedge am 25.1.15.
• Forensiker aus MH-17-Ermittlungsteam ausgeschlossen
"Weil
er Fotos von Absturzopfern des Flugs MH17 bei einer Vorlesung gezeigt
hat, ist ein niederländischer Experte von weiteren Untersuchungen am
Absturzort in der Ostukraine ausgeschlossen worden. Er sei von seinen
Aufgaben entbunden worden, weitere Schritte würden geprüft, sagte ein
Sprecher des niederländischen Ermittlungsteams am Donnerstag zu dem
Absturz des Malaysia-Airlines-Fluges.
"Offenbar hat er Fotos gezeigt, die bei einer öffentlichen Veranstaltung nicht gezeigt werden dürfen", hieß es weiter.
Der
niederländische Justizminister Ard van der Steuer nannte das Verhalten
des Anthropologen George Maat "vollkommen unangemessen und
geschmacklos". Dem Wissenschaftler wird außerdem vorgeworfen, seine
Befugnisse überschritten und sich öffentlich zu möglichen Ursachen des
Unglücks geäußert zu haben.
Maat hatte bei einer Vorlesung
in Maastricht Anfang des Monats anhand der Bilder von Leichenteilen das
Vorgehen bei der Identifizierung von Opfern erklärt. Er ging nach
eigenen Angaben davon aus, dass das Publikum ausschließlich aus
Medizinstudenten bestand. ..." (Der Standard online, 23.4.15)
"...
Aling wies nicht nur auf die Fotos hin, die man nicht auf einer
öffentlichen Veranstaltung zeigen dürfe, sondern auch darauf, dass der
Anthropologe während seines Vortrags Kommentare außerhalb seines
Fachgebiets über die Gründe des Absturzes machte, die "falsch" seien.
Offenbar hatte er darüber gesprochen,
warum sich die Leichenteile auf eine bestimmte Weise auf dem Boden
verstreut haben und welche Schlüsse aus dem Zustand der Leichen gezogen
werden könnten. ...
Zum Absturz sagte er, dass eine Rakete
in der Nähe des Flugzeugs explodiert sein müsse. Zahlreiche
Schrapnellteile hätten das Flugzeug durchsiebt und seien auch in die
Körper eingedrungen. Nach seiner Theorie hätte das Flugzeug nicht in der
Luft auseinanderfallen dürfen, sondern hätte wie eine "Kapsel" mit
allen Insassen auf dem Boden aufprallen müssen, während die Leichen in
einem Umkreis von 10 km gefunden worden seien. Offenbar hatte er keine
Vermutungen über die Täter angestellt.
Das lässt den
Verdacht entstehen, dass es möglicherweise darum geht, den Professor,
der sich nicht an die offizielle Darstellung hält, auszuschließen und zu
diskreditieren. Allerdings scheint es den Mitarbeitern des
holländischen Untersuchungsteams verboten worden zu sein, über
Zusammenhänge im Rahmen von MH17 zu sprechen, die über das eigene
Fachgebiet hinausgehen. ...
Misstrauen hatte kürzlich
erregt, dass 147 Dokumente angeblich wegen der darin enthaltenen
persönlichen Daten und wegen anderer Gründe nicht veröffentlicht werden
durften. 569 Dokumente sind veröffentlicht worden, aber viele Passagen
wurden geschwärzt (Wer hat die MH17 abgeschossen?)." (Telepolis, 27.4.15)
aktualisiert: 16:21 Uhr
→ hier geht's zu Folge 197
→ alternative Presseschau aus ukrainischen, ostukrainischen und russischen Quellen
→ die täglichen Berichte der OSZE-Beobachtermission in der Ukraine
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