Gesammelte Nachrichten und Informationen zum Ukraine-Konflikt und dessen
Hintergründen, ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit und fast
ohne Kommentar
• OSZE: Kiewer Truppen provozieren neue Kämpfe
"Die
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat die
ukrainische Regierungsarmee für die Wiederaufnahme der Gefechte vom 11.
April verantwortlich gemacht. Nach Angaben der OSZE-Beobachter waren
die neuen Kämpfe im Raum Schirokino im Süden des Gebiets Donezk vom
ukrainischen Militär provoziert worden.
Nach drei Tagen
Waffenruhe haben die Mitarbeiter der Special Monitoring Mission (SMM)
der OSZE am Abend des 11. April im Raum Berdjanskoje Panzerschüsse
Richtung Schirokino registriert, teilte die OSZE in ihrem neuen Bericht
mit. Nach Angaben der Beobachter wurden Schirokino und Umgebung „von
einem von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebiet aus
beschossen“ worden. Etwa 15 Minuten nach dem Panzerbeschuss sei es zu
einem Feuerduell zwischen Berdjanskoje und Schirokino gekommen, das rund
drei Stunden gedauert habe. ..." (Sputnik, 15.4.15)
• G7-Außenminister wollen angeblich Dialog mit Russland
"Zur Lösung des Ukraine-Konflikts ist ein Dialog mit Russland von großer Bedeutung, heißt es in einer Erklärung, die am Mittwoch zum Abschluss des G7-Außenministertreffens in Lübeck veröffentlicht wurde.
Der
Westen erkennt „die Wichtigkeit der Aufrechterhaltung des Dialogs mit
Russland, insbesondere, was die Suche nach einer allseitigen
Friedenslösung des ukrainischen Konflikts betrifft“, so das Dokument.
Die Streichung der gegen Russland verhängten Sanktionen
verbinden die sieben großen westlichen Industrienationen (G7) mit der
Umsetzung der Minsker Vereinbarungen zur Beilegung des
Ukraine-Konflikts. „G7 betont einen Zusammenhang zwischen den
internationalen Sanktionen und einer vollständigen Umsetzung der Minsker Vereinbarungen.“" (Sputnik, 15.4.15)
• Kiew: Erst Wahlen in der Ostukraine, dann Gespräche
"Im
Konflikt mit prorussischen Separatisten besteht die Führung in Kiew
weiter auf Wahlen im Kriegsgebiet Donbass nach ukrainischem Recht.
Andernfalls könne es keinen direkten Dialog mit den Aufständischen
geben, sagte der ukrainische Außenminister Pawel Klimkin Berichten vom
Mittwoch zufolge. Die Aufständischen wollen aber zunächst mit der
Ukraine verhandeln und dann Wahlen abhalten.
Separatistenführer
Denis Puschilin warf Klimkin vor, Kiew verstoße damit gegen den
Friedensplan für die Ostukraine von Mitte Februar. "In den Punkten vier
und zwölf wird der Ukraine vorgeschrieben, in einen Dialog mit den
Vertretern des Donbass eben zur Vorbereitung der Wahlen zu treten",
sagte Puschilin. ..." (Der Standard online, 15.4.15)
• Deutsche Panzer für Litauen
"Aus Angst vor
einer russischen Aggression will Litauen die Ausrüstung seiner
Landstreitkräfte mit deutscher Hilfe verbessern. Der litauische
Verteidigungsminister Juozas Olekas sagte nach einem Treffen mit seiner
Kollegin Ursula von der Leyen (CDU) am Mittwoch in Vilnius, es gehe um
den Kauf von Panzerhaubitzen 2000 sowie um Transportpanzer.
Von
der Leyen sagte: "Ja, es ist möglich, diese zwölf Panzerhaubitzen an
Litauen zu geben." Hinzu kommen soll zudem ein passendes Führungs- und
Waffeneinsatzsystem, das Steuerung und Beobachtung ermöglicht. "Das ist
ein größeres Paket, das wir schnüren werden", sagte die CDU-Politikerin.
..." (Die Presse online, 15.4.15)
• Kiew: UN-Friedensmission nicht ohne russische Zustimmung
"Eine
Friedensmission in der Ukraine muss in jedem Fall mit Russland
abgestimmt werden, wie der ukrainische Außenminister Pawel Klimkin
sagte.
Russland verfüge im Weltsicherheitsrat über das
Veto-Recht, sagte der Minister am Dienstagabend im ukrainischen
Staatsfernsehen Kanal 5. Für eine EU-Mission gebe es mehr Möglichkeiten,
was allerdings auch eine Konsultation mit Russland benötige. ..." (Sputnik, 15.4.15)
"Moskau
ist laut Außenminister Sergej Lawrow bereit, über die Entsendung einer
Friedensmission in die Region Donbass zu diskutieren, wenn die
Konfliktseiten in der Ostukraine entsprechendes Interesse zeigen werden.
„Über
gegenseitig annehmbare Formen der Überwachung der erzielten
Vereinbarungen durch beide Seiten sollten sich die Konfliktteilnehmer
einigen“, sagte er am Montag gegenüber RIA Novosti.
„Offen
gesagt, haben wir nichts gegen die Behandlung beliebiger Vorschläge“,
sagte er. „Darüber muss man aber mit den Konfliktseiten sprechen.“
Der
Minister verwies darauf, dass in den Minsker Vereinbarungen über die
Regelung in der Ukraine die Rolle der OSZE-Beobachterkommission und der
Kontaktgruppe exakt dargelegt sind. Das Thema Friedensmission sei bei
den Verhandlungen in Minsk nicht angeschnitten worden, wobei der
ukrainische Außenminister Pawel Klimkin das Gegenteil behaupte. ..." (Sputnik, 16.3.15)
• Außenministertreffen ohne Ergebnisse – Schüsse im Donbass
"Das
Außenministertreffen Deutschlands, Frankreichs, Russlands und der
Ukraine am Montag abend in Berlin hat keine greifbaren Ergebnisse
gebracht. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von einem
»sehr langen, intensiven und in Teilen sehr kontroversen Gespräch«. Als
Minimalkonsens riefen die vier Politiker alle Seiten dazu auf, die
Abmachungen des Abkommens »Minsk II« strikt einzuhalten.
Schon
darüber, was da eingehalten werden solle, gingen allerdings die
Auffassungen auseinander. Während die ukrainische Seite das Thema auf
die militärischen Aspekte fokussierte und ein weiteres Mal den Abzug der
nach ihrer Darstellung in der Ostukraine stehenden russischen Truppen
forderte, rief der russische Außenminister Sergej Lawrow Kiew dazu auf,
die Wirtschaftsblockade des Donbass zu beenden und in den politischen
Prozess einer Aussöhnung mit den Aufstandsgebieten einzutreten.
Der
ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin wiederholte die Forderung
seiner Regierung, eine Friedenstruppe aus der EU und anderen westlichen
Staaten ins Donbass zu senden. Damit drang er aber nicht durch. ...
Auch
das mündliche Statement Steinmeiers nach dem Treffen ist – zwischen den
Zeilen gelesen – aufschlussreich: Es seien »die tiefen Differenzen
zwischen Kiew und Moskau« deutlich geworden. Von solchen Differenzen
zwischen Moskau und Berlin bzw. Paris sprach Steinmeier dagegen nicht.
...
Der – in Berlin nicht anwesende – Ministerpräsident der
»Volksrepublik Donezk«, Alexander Sachartschenko, warf Kiew auf einer
Pressekonferenz vor, seine westlichen Partner »dreist zu betrügen«. Die
fortgesetzten Angriffe ukrainischer Truppen auf Stellungen der
»Volkswehr« und Städte in den Volksrepubliken stellten flagrante
Verletzungen des Minsker Abkommens dar.
Besonders umkämpft
waren am Montag die Ortschaften Peski und Spartak westlich und nördlich
des Donezker Flughafens, über den seit Januar die Frontlinie verläuft.
Nach ukrainischen Angaben starben am Montag sechs Soldaten. Drei weitere
sollen sich nach Darstellung der Volksrepubliken am Wochenende mit
ihren Dienstwaffen das Leben genommen haben. ..." (junge Welt, 15.4.15)
• Bundeswehr nach Osteuropa
"Die Bundeswehr
wird 2016 nach Angaben von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
insgesamt 5.000 Soldaten bei NATO-Manövern in Osteuropa einsetzen. Mit
diesen Übungen zeige das Bündnis, wie entschieden es auf die veränderte
Sicherheitslage in Europa reagiere, sagte von der Leyen am Dienstag bei
einem Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Sie spreche mit den
baltischen Regierungen auf ihrer Reise darüber, wie die NATO-Präsenz
insgesamt verstetigt und verbessert werden könnte. Mit Blick auf eine
angebliche russische Aggression verwies von der Leyen auf die
Bündnisfallregelung der NATO und darauf, »dass der Artikel 5
unverbrüchlich gilt«. Dieser definiert einen Angriff auf ein
NATO-Mitglied als Angriff auf das gesamte Bündnis. Aus Estland wollte
von der Leyen noch am Dienstag in die lettische Hauptstadt Riga
weiterreisen, am Mittwoch sind dann Gespräche im litauischen Vilnius
geplant." (junge Welt, 15.4.15)
• Gefechte als Sabotage der Gespräche?
Das vermutet zumindest Jutta Sommerbauer in der Onlineausgabe der österreichischen Zeitung Die Presse vom 14.4.15: "„Instabil“:
Mit diesem Wort beschrieb gestern der Sprecher des Nationalen
Sicherheitsrats, Andrej Lyssenko, die Lage im Donbass. In den
vergangenen 24Stunden waren sechs ukrainische Soldaten getötet und zwölf
Mann verwundet worden. In den letzten Tagen sind die Kämpfe zwischen
Armee und Russland-treuen Separatisten wieder aufgeflammt. Ausgerechnet,
wo doch in Berlin die Außenminister Deutschlands, Frankreichs,
Russlands und der Ukraine am Montag zur Krise getagt haben, und das
Thema heute auf dem G7-Außenministergipfel in Lübeck weiter auf der
Agenda stehen wird.
Eskaliert die Lage im Donbass vielleicht
gerade deswegen? Es wäre nicht das erste Mal, dass vor internationalen
Konfliktlösungskonferenzen der Finger besonders locker am Abzug sitzt.
Zuletzt war es leiser geworden um den bewaffneten Konflikt in der
Ostukraine. Die beiden Kriegsparteien warfen sich gegenseitig Eskalation
vor.
Genau ein Jahr ist es her, dass der damalige
ukrainische Übergangspräsident, Alexander Turtschinow, die sogenannte
Antiterroroperation eingeleitet hat. Am 14. April 2014 rollten Panzer in
den Donbass, um die von prorussischen Aktivisten besetzten
Verwaltungsgebäude in mehreren Städten zurückzuerobern. Anders als
angekündigt wurde es keine schnelle Operation. ..."
Sommerbauer
fragt aber nicht weiter nach, wessen Finger da locker am Abzug sind,
weil er kein Interesse an einer friedlichen Lösung hat ... Das Muster
ist auch schon aus dem Krieg gegen und in Syrien bekannt.
• Kiewer Truppen bringen angeblich Kriegsgerät vor Donezk in Stellung
"Das
ukrainische Militär hat in den vergangenen zwei Wochen mehr als 100
Geschütze, Kampffahrzeuge und andere Waffen vor Donezk in Stellung
gebracht, wie der Chef der selbsterklärten Donezker Volksrepublik,
Alexander Sachartschenko, geäußert hat.
„In den vergangenen
zwei Wochen sind mehr als 100 Geschütze, Kampffahrzeuge und andere
Waffen vor Donezk in Stellung gebracht worden. Dies zeugt von der
Vorbereitung auf eine Offensive, und das hat der Angriff auf den
Flughafen und die Siedlung Peski gestern und vorgestern gezeigt“,
zitiert die Donezker Nachrichtenagentur Sachartschenko.
„Die
Kiewer Führung belügt frech sowohl die Staatschefs der „Normandie-Vier“
als auch sein eigenes Volk sowie die Weltgemeinschaft, denn die
Handlungen, die die ukrainischen Soldaten unternehmen, widersprechen
absolut den Minsker Abkommen“, sagte der Chef der Volksrepublik Donezk.
Ihm zufolge lässt sich die Kräftebildung mit Aufklärungsangaben
nachweisen und „für Kiew ist von einem Abzug der schweren Waffen gar
keine Rede“. ..." (Sputnik, 14.4.15)
• USA verlegen "Panzerkiller" A-10 nach Osteuropa
"Weitgehend
unbemerkt von der europäischen Öffentlichkeit haben die USA eine nicht
alltägliche Truppenverlegung vorgenommen: Bereits Anfang April wurden
demnach zwölf Schlachtflugzeuge vom Typ A-10 "Thunderbolt II" (vulgo
"Warzenschwein") aus Spangdahlen (Deutschland) nach Rumänien verlegt,
genauer gesagt auf die Basis Emanoil Ionescu bei der Stadt Campia Turzii
in Siebenbürgen.
Die Flugzeuge der 354th Expeditionary
Fighter Squadron sollen drei Monate in Rumänien bleiben und dort und in
anderen östlichen Nato-Staaten diverse Übungen abhalten. Zielschießen in
Rumänien auf alte Pkw etwa gab es schon ...
Es ist die
erste Verlegung dieser gefürchteten Erdkampfflugzeuge nach Rumänien und
steht vor dem Hintergrund der im Vorjahr von den USA initiierten
Nato-Operation "Atlantic Resolve", im Rahmen welcher Militäreinheiten in
den Ostbereich der Nato verlegt wurden und werden - zu einem klaren
Zweck: Russland zu signalisieren, dass es von östlichen Nato-Staaten wie
Polen, Rumänien und vor allem den kleinen Baltenrepubliken die Finger
lassen soll. ...
Der Einsatz der A-10 in Rumänien ist auch
aus anderen Gründen bemerkenswert. Dieses gepanzerte und
unterschallschnelle, extrem wendige Schlachtflugzeug des heute nicht
mehr existenten Herstellers Fairchild Republic war 1977 mit dem
deklarierten Hauptauftrag in die US Air Force eingeführt worden, im Fall
eines 3. Weltkriegs die erwarteten Panzermassen des Warschauer Pakts
vor allem in Deutschland auszudünnen, mit Luft-Boden-Raketen und Bomben,
vor allem aber mit der Pkw-großen und unwiderstehlichen Maschinenkanone
"Avenger", Kaliber 30 Millimeter. Der Panzerkiller kam aber erst ab dem
Irak-Krieg 1991 zum Einsatz ...
Mit der Verlegung der A-10 wird also
sozusagen ein Relikt aus dem Kalten Krieg in Osteuropa aufgewärmt,
eines, das sich geradezu symbolisch als Warnung an gegnerische
Panzereinheiten verstehen lassen muss. Als Ironie der Geschichte
erscheint dabei, dass die US Air Force und Air National Guard seit
einigen Jahren ihre zuletzt noch 288 Warzenschweine (Ende 2014, Quelle:
World Air Forces von Flightglobal, andere Angaben sprechen von nur etwa
170 Stück) loswerden wollen: Man erhofft sich Einsparungen von vier
Milliarden Dollar und meint, dass neue Jets wie die F-35 "Lightning II"
von Lockheed Martin auch die A-10 locker ersetzen können - eine Annahme,
die zahlreiche Gegner in Militär und Politik auf den Plan gerufen und
unter anderem dazu geführt hat, dass wieder nach Geld für die
Verlängerung des A-10-Lebensdauer gerufen wird.
Ein
bedeutender Proponent dieser Forderung ist der republikanische Senator
John McCain, Vorsitzender des Streitkräfte-Ausschusses des Senats. ..." (Die Presse online, 14.4.15)
• Ischinger als teilweiser Putin- und Russland-Versteher
"Der
Chef der Münchener Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, analysiert
eine Rede des russischen Präsidenten zur Krim-Annexion vor einem Jahr -
und kommt zu erstaunlichen Ergebnissen. ...
Wolfgang
Ischinger, langjähriger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz
und der wohl profilierteste deutsche Diplomat, analysierte jetzt den
Text im Licht der Entwicklung der Ukraine-Krise. Im Rahmen der Reihe
„Historische Reden an Europa“, veranstaltet von der Schwarzkopf-Stiftung
Junges Europa, stellte er sich die Frage, ob das nun eine große, eine
bedeutende Rede gewesen sei – und verneinte und bejahte das
gleichzeitig.
... eine bedeutende Rede? Ja, meint Ischinger,
denn die Rede zeige im Kontext mit anderen Ansprachen Putins, dass der
sehr wohl strategisch und nicht nur taktisch denke, wie ihm seine
Kritiker im Westen oft unterstellen. Der deutsche Diplomat zitiert eine
Äußerung des damaligen stellvertretenden Bürgermeisters von Petersburg,
Putin, aus dem Jahre 1994: Die Krim müsse, sagte er damals, nach dem
Zerfall der Sowjetunion unbedingt zurück zu Russland. Und einen weiteren
roten Faden in den öffentlichen Äußerungen Putins arbeitet Ischinger
heraus: 2014 im Georgssaal des Kreml, 2008 in München bei der
Sicherheitskonferenz, 2001 im September vor dem Bundestag bedauert und
beklagt Putin jedes Mal das Fehlen einer europäischen
Sicherheitsarchitektur und dadurch die Marginalisierung Russlands in der
Weltpolitik.
Er persönlich, sagt Ischinger, habe durchaus
Verständnis für den Frust, der sich in den vergangenen 25 Jahren in den
Köpfen der russischen Führung über den Verlust des Supermachtstatus
breit gemacht habe. Wenn der Westen in den neunziger Jahren des 20.
Jahrhunderts neben der Nato-Osterweiterung, auch an der Realisierung des
Nato-Russland-Paktes gearbeitet hätte, statt diesen in der Ära George
W. Bush eher dilatorisch zu behandeln, wäre es vielleicht nicht zur
Entfremdung gekommen. ..." (Der Tagesspiegel online, 14.4.15)
Natürlich sieht Ischinger Putin aber auch als "Alleinherrscher",
weil er kein Politbüro hinter sich habe wie einst die sowjetischen
KPdSU-Generalsekretäre. Der russische Präsident sei verantwortlich für
den Krieg in der Ostukraine, der aber "die von ihm in der Ostukraine gerufenen Geister nicht mehr kontrollieren könne".
• Russlands Wirtschaftslage besser als von manchem gewünscht
""Die
wirtschaftliche Lage in Russland ist nicht einfach, ist sehr komplex,
aber sie ist nicht so schlimm und so schlecht, wie sie in vielen
Berichten dargestellt wird und wie sie vielleicht von vielen erwünscht
wäre", sagte Österreichs Wirtschaftsdelegierter Dietmar Fellner in Wien.
Politisch
hätten die wegen der Ukraine-Krise gegen Russland verhängten
Wirtschaftssanktionen nicht die erhoffte Wirkung gezeigt, meinte
Fellner. "Das Abkommen von Minsk, auf das sich ja alle Hoffnungen
stützen, war kein Ergebnis der Sanktionen, sondern das Ergebnis einer
hochgradigen Diplomatie- und Dialogbereitschaft und enormen Bemühungen
von Frau Merkel und Herrn Hollande, aber nicht ein Ergebnis der
Sanktionen, wie viele es versuchen darzustellen."
"Unsere Sanktionen
treffen eigentliche die russischen privaten Klein- und Mittelbetriebe",
sagte Fellner, "sowieso nur ein zartes Pflänzlein", das nur 30 Prozent
zum BIP beitrage. Diese könnten sich bei Kreditzinsen zwischen 23 und 25
Prozent nicht mehr finanzieren. "Die Sanktionen, die wirklich getroffen
haben, waren die Finanzsanktionen", weil sich die russischen Banken
nicht mehr günstig in den USA und Europa refinanzieren könnten.
Große
Staatsbetriebe wie Rosneft, Gazprom oder Aeroflot würden bei Bedarf
Geld vom russischen Staat bekommen, dessen Devisenreserven zwar von 480
auf 380 Mrd. Dollar (360,12 Mrd. Euro) geschrumpft, aber immer noch
ansehnlich seien. Damit könne man den Rubel steuern und notleidenden
Banken zu Hilfe kommen. Der Rubelkurs habe sich erholt, "die Menschen
wechseln sogar schon wieder von ihren Dollarkonten auf Rubelkonten". ..." (Die Presse online, 14.4.15)
"Der
russische Rubel hat seinen starken Erholungskurs der vergangenen Woche
fortgesetzt und ist auf ein Jahreshoch geklettert. So sehen die
ungefähren Kurse vom Vormittag aus:
1 Franken = knapp 54 Rubel
1 Euro = gut 54 Rubel
1 Dollar = rund 51 Rubel
Seit
Anfang Februar hat der Rubel zu Dollar, Franken und Euro etwa 30
Prozent an Wert gewonnen. Das sind die mit Abstand stärksten Gewinne
unter den weltweit grössten Währungen.
Die
Erholung folgt jedoch auf einen heftigen Einbruch, ausgelöst durch den
Konflikt in der Ostukraine und den Absturz der Ölpreise. Mitte Dezember
hatte sich der Rubel deswegen im freien Fall befunden. ..." (Tages-Anzeiger online, 10.4.15)
• Estland wünscht deutsche Soldaten
"Bundesverteidigungsministerin
Ursula von der Leyen (CDU) hat am Dienstag in Estland ihre zweitägige
Baltikum-Reise begonnen. In der estnischen Hauptstadt Tallinn traf sie
am Morgen zunächst Ministerpräsident Taavi Roivas und Präsident Toomas
Hendrik Ilves.
Roivas rief vor dem Hintergrund der
Ukraine-Krise mit Russland Deutschland dazu auf, seine militärische
Präsenz in Estland zu verstärken. Eine „langfristigere Stationierung von
europäischen Verbündeten in Estland und im Baltikum könnte von
Deutschland angeführt werden“, sagte er. Zugleich dankte Roivas
Deutschland für seinen Beitrag bei der Luftraumüberwachung im Baltikum.
Von
der Leyen sicherte den Staaten im Baltikum die volle Unterstützung
Deutschlands und der Nato zu. „An der Solidarität im atlantischen
Bündnis gibt es keinen Zweifel“, sagte sie nach einem Gespräch mit dem
estnischen Verteidigungsminister Sven Mikser. Von der Leyen fügte hinzu,
„das heißt für uns eben auch, dass der Artikel 5 unverbrüchlich gilt“.
Artikel
fünf des Nordatlantikvertrags regelt den so genannten Bündnisfall. Dort
heißt es, dass „ein bewaffneter Angriff“ gegen einen oder mehrere
Partner „in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle
angesehen werden wird“. Von der Leyen versicherte, dass Deutschland die
Sorgen Estlands vor einer Bedrohung durch Russland sehr ernst nehme.
„Ihre Sorgen sind auch unsere Sorgen“, sagte sie. ..." (FAZ online, 14.4.15)
• Bereitschaft zu Gesprächen - Aufständische lassen Waffen ruhen
"Nach dem Außenministertreffen zur Ukraine-Krise in Berlin
haben die Führung in Kiew und die prorussischen Separatisten ihre
Bereitschaft zu neuen Friedensgesprächen erklärt. Noch für diesen
Dienstag sei eine Videokonferenz der Ukraine-Kontaktgruppe geplant,
teilte die Sprecherin des früheren Präsidenten Leonid Kutschma in Kiew
mit. Dabei gehe es um eine Feuerpause, um den Austausch von Gefangenen
und um den Abzug schwerer Waffen.
Diskutiert werden solle
zudem über die Bildung von Arbeitsgruppen zur Lösung der humanitären
Katastrophe und für die wirtschaftliche Entwicklung des Donbass, sagte
Kutschmas Sprecherin Darka Olifer der Agentur Interfax.
Separatistenführer Wladislaw Dejnego bestätigte seine Bereitschaft zur
Teilnahme an den Gesprächen.
Die Aufständischen verkündeten
eine einseitige Waffenruhe im Donbass. „Von unserer Seite herrscht
Ruhe“, sagte Dejnego. Auch auf Provokationen der ukrainischen Seite
werde nicht „geantwortet“. Die Aufständischen reagierten damit auf einen
Aufruf der Außenminister Russlands, der Ukraine, Deutschlands und
Frankreichs bei einem Treffen in Berlin, die Mitte Februar in Minsk
vereinbarte Feuerpause einzuhalten. ..." (FAZ online, 14.4.15)
"Die
jüngste Videokonferenz der Ukraine-Kontaktgruppe ist am Dienstag ohne
greifbares Resultat zu Ende gegangen. Das geht aus einer gemeinsamen
Erklärung von Vertretern der selbst ernannten Republiken Donezk und
Lugansk hervor.
„Wir bestehen auf einer schnellstmöglichen
Bildung von vier Arbeitsgruppen gemäß Beschlüssen der Normandie-Vier“,
hieß es in dem vom Vize-Parlamentschef der Donezker Republik, Denis
Puschilin, und dem bevollmächtigten Vertreter von Lugansk zu den Minsker
Verhandlungen, Wladislaw Dejnego, unterzeichneten Papier. „Die
Videokonferenz hat fast keine Resultate gezeitigt, weil die Ukraine die
Listen ihrer Vertreter zu diesen Gruppen bislang nicht vorgelegt hat.“
..." (Sputnik, 14.4.15)
• Aufrüstung in Osteuropa wegen Angst vor Russland
"Die
Militärausgaben in Osteuropa schnellen in die Höhe: Wegen der
Ukraine-Krise rüsteten zuletzt vor allem die Konfliktstaaten Ukraine und
Russland sowie die drei baltischen Länder, Estland, Lettland und
Litauen, deutlich auf. Im westlichen Teil der Welt stagniert das
Geschäft mit dem Tod hingegen – wenn auch auf hohem Niveau. ...
Während
es in Osteuropa wegen des Ukraine-Konfliktes Aufrüstungsbemühungen
gibt, haben west- und südeuropäische Länder im Vorjahr auf eine
Aufstockung ihres militärischen Bestandes verzichtet. Die fünf größten
Waffeneinkäufer, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien und
Spanien, haben zudem laut Sipri für 2015 weitere Rüstungsbudgetkürzungen
eingeplant. Deutschland will mittelfristig jedoch wieder mehr Geld für
Waffen ausgeben. „Die Ukraine-Krise hat die Sicherheitssituation in
Europa fundamental verändert. Dennoch gibt es zumindest bisher nur
Aufrüstungstendenzen in Ländern an der Grenze zu Russland“, analysiert
Wezeman.
2015 sollen die Militärausgaben der Ukraine um 50
Prozent ansteigen. Auch Polen, Schweden und die baltischen Länder wollen
aufrüsten. Die Rüstungsausgaben Russlands sollen laut Sipri-Prognose
2015 gar um 60 Prozent anschwellen. Allerdings gehe es Moskau dabei auch
um eine Sanierung der teils stark veralteten Streitkräfte. Zudem dürfte
die angespannte wirtschaftliche Situation Russlands das Vorhaben
deutlich abbremsen, so Wezeman. ..." (Die Presse online, 13.4.15)
→ hier geht's zu Folge 189
→ alternative Presseschau aus ukrainischen, ostukrainischen und russischen Quellen
→ die täglichen Berichte der OSZE-Beobachtermission in der Ukraine
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