Gesammelte Nachrichten und Informationen zum Ukraine-Konflikt und dessen
Hintergründen, ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit und fast
ohne Kommentar
• Gouverneur von Donezk als "Kollaborateur" beschimpft
"Innenminister
der Ukraine, Arsen Awakow, hat eine Entlassung des Gouverneurs von
Donezk, Olexandr Kichtenko, gefordert. Der Gouverneur sprach sich zuvor
für Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Beziehungen mit den okkupierten
Gebieten im Donbass aus. Awakow bezeichnete die Position von Kichtenko
als „Kollaboration“. Das sei unzulässig, das terroristische Regime zu
finanzieren, während die ganze Welt die Sanktionen verhängt.
Kichtenko
begründete in einem Interview der Wochenzeitung „Dzerkalo Tyschnnja“
seine Position damit, dass es unmöglich ist, die wirtschaftlichen
Beziehungen mit den besetzten Gebieten zu zerstören. Sonst würde sich
die Schattenwirtschaft entwickeln, mit Korruption und Schmuggelei." (Ukrinform, 11.4.15)
• Poroschenko behauptet, Russland habe ganze Industriebetriebe im Donbass geklaut
"Fast
ein Drittel des Industriepotentials in den Regionen Donezk und Luhansk
sind nach Russland verbracht worden. Das gab der Präsident der Ukraine,
Petro Poroschenko, in Odessa bekannt, berichtet RBK-Ukraine.
„In
den sogenannten „Volksrepubliken Donezk und Luhansk herrscht Gewalt und
Rechtlosigkeit. Die Banken werden ausgeraubt, die Betriebe stehen
still. Noch mehr, 27 Prozent des Industriepotentials in den Regionen
Donezk und Luhansk, die Anlagen in den ukrainischen Betrieben, wurden
demontiert und nach Russland verbracht“, erklärte der Staatschef. Das
alles hätte zum Ziel, solche Bedingungen zu schaffen, damit die
„Menschen nicht zurückkehren und in den Betrieben arbeiten“ könnten." (Ukrinform, 11.4.15)
• Pikierter Transatlantiker in der Linkspartei
Aus einem Interview der Tageszeitung junge Welt mit Dr. Alexander S. Neu, Obmann der Partei Die Linke im Verteidigungsausschuss des Bundestages:
"Sie
waren einer der Erstunterzeichner des Entwurfs für einen offenen Brief,
mit dem der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow
aufgefordert wird, sich angesichts des Ukraine-Konflikts für eine
europäische Friedenskonferenz einzusetzen. Was ist aus der Initiative
geworden?
Der Text unserer Initiative ist im
Internet veröffentlicht, es kommen täglich neue Unterzeichner hinzu. Auf
unserem Bielefelder Parteitag im Juni wird unser offener Brief zur
Abstimmung vorgelegt.
Welche Chancen sehen Sie dafür? Gibt es nicht auch Widerstand dagegen aus Ihrer eigenen Partei?
Den
gab es, in der Tat. Er kam vom rechten Flügel der Partei, aus dem
heraus versucht wird, unsere Initiative schlechtzureden und als unsinnig
zu brandmarken. Hinter dessen Argumenten kann ich allerdings keine
politische Rationalität erkennen – es steckt also etwas anderes
dahinter. Mein Fraktionskollege Stefan Liebich war überhaupt nicht
glücklich über unseren Text, in dem auch die Atlantikbrücke erwähnt
wird, in der er als einziger aus der Linkspartei Mitglied ist. Die
Atlantikbrücke ist bekanntlich eine Lobby-Organisation zur Durchsetzung
der US-Außenpolitik. Zu den uns entgegengehaltenen Argumenten gehört
auch, dass wir Gorbatschow als Totengräber der Sowjetunion bis vor
kurzem nur mit spitzen Fingern angefasst hätten, jetzt aber hochleben
ließen. Tatsache ist aber, dass sich Gorbatschow in den vergangenen
Monaten für eine Deeskalation im Ukraine-Konflikt eingesetzt hat. Das
war für uns der Anlass, ihn anzusprechen. ...
In der
Atlantikbrücke sind namhafte Politiker aller Bundestagsparteien
vertreten. Wird hier versucht, über Parteigrenzen hinweg die politische
Elite außenpolitisch gleichzuschalten?
Eine Aufgabe
der Atlantikbrücke ist es, Personen aus Medien, Politik, Wirtschaft und
Kultur pro USA zu orientieren. Leider habe ich bei Stefan Liebich den
Eindruck, dass er versucht, die Ideologie der Atlantikbrücke in Fraktion
und Partei hineinzutragen.
Wenn die Position der
Linkspartei und die Ziele der Atlantikbrücke so weit auseinander liegen –
warum gibt es dann keinen Unvereinbarkeitsbeschluss?
Bisher
hat noch niemand das Thema nach außen hin wirklich skandalisiert.
Fraktionsintern haben wir bereits mehrfach das Problem angesprochen –
auch in der Hoffnung, dass sich Kollege Liebich mit der Zeit wieder auf
unsere Programmatik orientiert, statt zu lobbyieren. Stattdessen setzt
er immer noch eins drauf, wie mit seiner Teilnahme an der Erstellung der
außen- und sicherheitspolitischen Konzeption »Neue Macht – Neue
Verantwortung« die von Bundespräsident Joachim Gauck sowie den Ministern
Ursula von der Leyen und Frank-Walter Steinmeier auf der Münchner
Sicherheitskonferenz 2014 aufgenommen wurde. ..." (junge Welt, 11.4.15, S. 2)
• Kiew "säubert" Odessa mit "Antiterroroperation"
"Im
Zuge einer Antiterroroperation in der Odessa Region haben die Agenten
des Sicherheitsdienstes der Ukraine (SBU) bereits 40 Saboteure
festgenommen. Das teilt auf Facebook die SBU-Pressesprecherin Olena
Gitljanska mit.
„Neue Verhaftungen von Saboteuren und ihrer
Komplizen dauern an, die beabsichtigten, den Einwohnern von Odessa die
Osterfeiertage zu vereiteln. Insgesamt hat der SBU 40 Personen
festgenommen. Zehn von ihnen wurde Verdacht wegen Gründung
terroristischer Organisationen erklärt“, heißt es in dem Bericht.
Gitljanska zufolge dauern Durchsuchungen an. Beschlagnahmt sind große
Mengen an Waffen und Sprengstoff.
„SBU in Zusammenarbeit mit
der Generalstaatsanwaltschaft und dem Innenministerium der Ukraine
führt eine aktive Phase der „Säuberung“ der Region von
kriminell-separatistischen Elementen durch“, fügte sie hinzu." (Ukrinform, 10.4.15)
• Kritik aus Polen: Neonazismus ist neue staatliche Ideologie der Ukraine
"Das
ukrainische Parlament hat mit seiner Entscheidung, die Mitglieder der
OUN-UPA zu „Freiheitskämpfern“ zu erklären, gezeigt, dass die neue
staatliche Ideologie des Landes Neonazismus ist, wie der polnische
Politologe Mateusz Piskorki, Direktor des Europäischen Zentrums für
geopolitische Analyse, RIA Novosti sagte. ...
„Die
neuen Behörden in Kiew bauen ihre historische Identität auf, indem sie
sich unverhohlen auf den Neonazismus berufen. Die Ukraine ist wohl das
einzige Land Europas, das dies ganz offen tut und sich seiner
abscheulichen Vergangenheit nicht schämt“, so Piskorski.
„Die
Äußerungen ukrainischer Politiker, darunter von Abgeordneten der
Werchowna Rada, sind ein Beweis dafür, dass all das einen offiziellen
Charakter hat und der Neonazismus zur neuen staatlichen Ideologie der
Ukraine wird“, so der Politologe.
„Das ganze heutige
Geschehen in der Ukraine ist sehr betrüblich, dabei haben die Ukrainer
eine ganze Menge von positiven Momenten in ihrer Geschichte. Die Wahl
des Neonazismus als neue Ideologie wurde von der aktuellen Politik
diktiert“, so Piskorski.
Laut dem Experten „enthält keine
der heute bekannten Ideologien, außer dem Neonazismus, so viel Hass und
Gift in konzentrierter Form gegenüber anderen, benachbarten Völkern –
den Russen und den Polen sowie den nationalen Minderheiten: den Juden
und den Armeniern“, so Piskorski. „Kiew ist nach 1945 zur ersten
europäischen Hauptstadt geworden, wo eine verbrecherische Ideologie
offen gerühmt wird“, sagte Piskorski. ..." (Sputnik, 10.4.15)
• Poroschenko: Kiew verteidigt demokratische Werte gegen russischen Agressor, der die Welt bedroht
"Die
Ukraine verteidigt die demokratischen Werte im Widerstand gegen den
Aggressor und fordert transatlantische Solidarität und Unterstützung.
Das betonte der Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, in Kiew beim
Treffen mit dem amerikanischen Senator Rob Portman, berichtet der
Pressedienst des Staatsoberhauptes.
„Wir verteidigen jetzt
in der Ukraine die globale Sicherheit und globale Demokratie. Wenn wir
diesen Kampf verlieren werden, wird die Weltsicherheit verlieren“, sagte
der Präsident. Er hob ferner hervor, dass die Ukraine alles Möglichstes
tut, um die Minsker Abkommen umzusetzen, und auf die Unterstützung der
Vereinigten Staaten rechnet, um deren Umsetzung von allen Parteien
sicherzustellen.
Poroschenko betonte insbesondere die
Notwendigkeit, im Donbass die internationale Friedensmission
einzusetzen, und dankte auch dem Senator für seine persönliche Haltung,
die Ukraine stärker unterstützen zu müssen. Seinerseits sagte Portman,
die Ukraine solle neben Amerika sein. Er sei beeindruckt, wie sich das
Land im vergangenen Jahr verändert hat, aber während dieser Zeit hätten
sich auch die Bedrohungen ihrer Sicherheit deutlich erhöht. ..." (Ukrinform, 10.4.15)
• Aufständische melden Beschuss durch Kiewer Truppen
"Die
ukrainischen Truppen haben in der Nacht auf Freitag Stellungen der
ostukrainischen Volkswehr in der Ortschaft Spartak nahe dem Flughafen
Donezk unter heftigen Panzerbeschuss genommen, teilte das
Verteidigungsministerium der selbsterklärten Volksrepublik Donezk mit.
Von
Seiten der Stadt Awdejewka nördlich von Donezk gebe es einen
Panzerbeschuss von Spartak, das fünf Kilometer vom Flughafen entfernt
liege. „Es handelt sich um provokative Handlungen der ukrainischen
Truppen“, zitiert die Donezker Nachrichtenagentur einen Sprecher des
Verteidigungsamtes. Es gebe zunächst keine Angaben zu Toten und
Verletzten." (Sputnik, 10.4.15)
• Warnung vor Kriegsrecht in der Ukraine
"„Die
mögliche Einführung des Kriegsrechts in der Ukraine torpediert das
zweite Minsker Abkommen und deutet auf eine neue Zuspitzung des
Ukraine-Konflikts hin. Außenminister Steinmeier muss dieses Thema auf
die Tagesordnung des Außenministertreffens am Montag setzen, um eine
weitere Eskalation und das Scheitern von Minsk II zu verhindern. Die
Drohung mit dem Kriegsrecht ist völlig kontraproduktiv“, erklärt Andrej
Hunko, Mitglied im Europaausschuss für die Fraktion DIE LINKE, zum
Gesetzentwurf 2541 über rechtliche Regelungen des Kriegsrechts, den der
ukrainische Präsident Petro Poroschenko eingebracht hat und der am
Donnerstag in erster Lesung vom Parlament beraten wurde. Hunko weiter:
„Der von Poroschenko eingebrachte Gesetzentwurf ermöglicht
beispielsweise, jegliche öffentliche Versammlungen zu verbieten, Bürger
zur Zwangsarbeit zu verpflichten und die Bildung eines
Sondermilitärstabs. Medienberichten zufolge wäre auch die Internierung
von Bürgern aus Ländern, die als ‚Agressor‘ definiert werden, erlaubt
und das Verbot von Organisationen und Parteien erleichtert.
In
diesem Zusammenhang entsetzt mich die Ernennung von Dimitri Jarosch,
dem Führer des ‚Rechten Sektors‘, zum Berater des Generalstabschefs.
Jarosch soll die ‚Freiwilligen‘-Bataillone, die nur formal der Regierung
unterstellt sind und seit längerem mit der Einrichtung eines eigenen
Generalstabs drohen, mit dem offiziellen Militär koordinieren. Er hatte
vor dem zweiten Minsker Abkommen noch für die Fortsetzung der
Kampfhandlungen plädiert.
Poroschenko sendet zwar Signale
über mögliche Referenden in der Ostukraine und einen echten Beginn der
Verfassungsreform. Doch er stärkt den Rechten Sektor, bereitet weitere
Kriegshandlungen vor und untergräbt so den Minsker Versuch einer
politischen Lösung.
DIE LINKE fordert die Bundesregierung
auf, jede Unterstützung der Ukraine davon abhängig zu machen, dass keine
Eskalationsschritte von der ukrainische Regierung ausgehen.“" (Pressemitteilung MdB Andrej Hunko, Linksfraktion, 10.4.15)
• Angst vor Russland auch in Nordeuropa
"... Der Norden auf Westkurs: In einer Erklärung haben die Verteidigungsminister der Staaten Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark und Island die Russische Föderation als größte Bedrohung der europäischen Sicherheit bezeichnet. Moskau sei bereit, militärische Mittel einzusetzen, um politische Ziele durchzusetzen – auch unter Verletzung internationalen Rechts. Man darf annehmen, dass man in dieser Frage in Russland anders denkt. ..." (Deutsch-russische Wirtschaftsnachrichten – Die Morgenlage, 10.4.15)
• Faschisten zu Freiheitskämpfern erklärt
"Das
ukrainische Parlament hat am Donnerstag »Kommunismus und Faschismus«
für verbrecherisch erklärt und die Propaganda für sie verboten. Mit 254
von 425 Stimmen verabschiedete die Werchowna Rada eine Erklärung, in der
sie die öffentliche Befürwortung solcher Regimes und die Benutzung
ihrer Symbolik für illegal erklärt.
Die Initiatoren des
Resolutionsentwurfs erklärten, es gehe nicht darum, bestimmte Ideologien
zu verbieten, denn dies sei in demokratischen Staaten unzulässig. Es
gehe darum, »totalitäre Regimes« zu verhindern. Die Annahme des Textes
werde Gefahren für die Souveränität der Ukraine und die nationale
Sicherheit beseitigen und Geist und Moral der ukrainischen Nation
stärken.
Dass das eben erst ausgesprochene Verbot des
Faschismus nicht ernstgemeint ist, zeigten die ukrainischen Abgeordneten
mit einem zweiten geschichtspolitischen Beschluss. Mit 271 Stimmen
erklärten sie das gesamte Spektrum faschistischer Organisationen der
ukrainischen Geschichte – darunter die OUN Stepan Banderas und ihren
militärischen Arm, die UPA – zu Freiheitskämpfern. Demzufolge muss man
schon mit Hitlerbildern herumlaufen, um in Kiew eventuell
Schwierigkeiten zu bekommen. ...
In einem dritten Beschluss
entschieden die Abgeordneten, den Begriff »Großer Vaterländischer Krieg«
abzuschaffen und statt dessen am 9. Mai des »Sieges über den Nazismus
im Zweiten Weltkrieg« zu gedenken. Auch hier gilt die Hauptstoßrichtung
der sowjetischen Symbolik, die bisher aus Anlass der Veteranenehrung
gezeigt wurde. Das Gesetz aus dem Jahr 2000, das diese Fragen regelte,
wurde außer Kraft gesetzt. Auch an dieser Stelle wird also ein zentrales
Element der politischen Identität der ukrainischen Linken
illegalisiert." (junge Welt, 10.4.15)
• "EU mutiert zur Wirtschafts-NATO"
"Die gute
Nachricht vornweg: Griechenlands Regierung hat die drohende Pleite
vermieden und eine fällige Schuld von 450 Millionen Euro beim IWF
bezahlt. Mit dem Internationalen Währungsfonds ist bekanntlich nicht zu
spaßen, obwohl Athen vom Aufsichtspersonal der Finanzorganisation
zuletzt nachsichtiger als die üblichen Kunden behandelt worden ist. Was
allerdings zeigt: Geostrategische Erwägungen der USA werden auch heute
noch umgehend in der Geschäftspolitik des IWF berücksichtigt, daran
können die anderen 187 Mitgliedsstaaten wenig ändern. Hier fordert die
aggressive Strategie Washingtons gegenüber Russland ihren Tribut – was
gern mit »Primat der Politik« umschrieben wird.
Auf den kann
die Regierung in Athen jedoch nur mit Vorsicht setzen. Beim
Moskau-Besuch von Ministerpräsident Alexis Tsipras am Mittwoch und
Donnerstag wurde deutlich, dass dieses Prinzip von den Führungsmächten
des Westens nicht allen gleichermaßen zuerkannt wird. Die Ergebnisse der
Gespräche zwischen Tsipras und Präsident Wladimir Putin waren wenig
spektakulär. Es ging eher um Absichten zur Verbesserung von Handels- und
Finanzgeschäften als um konkrete Vereinbarungen. ...
Beim
Moskau-Besuch ging es darum, den Kapitalismus mit Leben, also
gewinnbringenden Vereinbarungen, zu erfüllen. Dazu zählten Bemühungen,
für die von den Russland-Sanktionen besonders betroffenen griechische
Agrarwirtschaft neue Perspektiven zu eröffnen. Nach Angaben von Tsipras
habe er mit den Vertretern der Russischen Föderation auch über eine
Beteiligung an geplanten – und mit Nachdruck von den griechischen
Hauptgläubigern geforderten – Privatisierungen gesprochen. Beide Staaten
wollten dazu ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, sagte der
Ministerpräsident am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge in Moskau.
...
In Berlin und Brüssel versteht man unter Primat der
Politik indes das Diktat der eigenen Prioritäten, basierend eher auf der
Gefolgschaft zur USA als auf den Interessen des nationalen bzw.
regionalen Kapitals. Dadurch bekommt der in linken Medien gebrauchte
Begriff von der EU als Wirtschafts-NATO ganz neue Aktualität. Von
Griechenland wird allenfalls Gehorsam erwartet – was die in dieser
Hinsicht vorbildlichen »Qualitätsmedien« auch durch die Auswahl
geeigneter Stichwortgeber unterstützten. So traktierte Spiegel-online am
Mittwoch nahezu ganztägig Leserinnen und Leser mit der Meinung des
ukrainischen Wirtschaftsministers und früheren litauischen Bankers
Aivaras Abromavicius zum Russland-Besuch. ..." (junge Welt, 10.4.15)
• Poroschenko deutet Geschichte um
"Wenn die
Sowjetunion und Deutschland den Molotow-Ribbentrop-Pakt nicht
unterzeichnet hätten, wäre der Zweite Weltkrieg möglicherweise nicht
ausgebrochen. Das vermutete der ukrainische Präsident Pjotr Poroschenko
am Freitag bei einem Besuch in Odessa am Schwarzen Meer.
Dabei
sagte er, dass die Sowjetunion diesen Krieg ohne Ukrainer nicht
gewonnen hätte. „Darüber ist gar nicht zu streiten. Streiten könnte man
darüber, ob der Krieg ohne den 1939 im Kreml unterschriebenen berühmt
berüchtigten Pakt begonnen hätte“, sagte Poroschenko.
Russische
offizielle Persönlichkeiten hatten zuvor mehrmals betont, dass
Hitler-Deutschland von Menschen verschiedener Nationalitäten besiegt
wurde. Dem Duma-Vorsitzenden Sergej Naryschkin zufolge wurde an der
Front nicht unter Russen, Armeniern, Ukrainern, Kasachen, Tataren oder
Georgiern unterschieden. ..." (Sputnik, 10.4.15)
"Der
ukrainische Präsident Pjotr Poroschenko hat Josef Stalin und Adolf
Hitler die gleiche Verantwortung für den Beginn des Zweiten Weltkrieges
attestiert und somit die Beschlüsse des Nürnberger Tribunals in Zweifel
gezogen. Das sagte der Vizefraktionschef von Geeintes Russland, Franz
Klinzewitsch, am Donnerstag in Moskau.
„Poroschenkos Erklärung,
wonach Hitler und Stalin gleichermaßen für die Entfesselung des Zweiten
Weltkrieges verantwortlich sind, ist im Geiste antisowjetischer
Klischees aus den schlimmsten Zeiten des Kalten Krieges gehalten. Aber
auch damals wurden derartige Erklärungen nur von besonders
verantwortungslosen Politikern abgegeben. Poroschenkos Äußerungen
bedeuten im Grunde genommen, dass die Ukraine die Beschlüsse des
Nürnberger Tribunals nicht akzeptieren will.“
Klinzewitsch
zufolge richtet sich Poroschenkos Erklärung mit ihrer Spitze auf
Russland. Das betreffe auch das von der Werchowna Rada am Donnerstag
verabschiedete Gesetz, wonach der Begriff „Großer Vaterländischer Krieg“
in der Ukraine durch „Zweiten Weltkrieg“ ersetzt werde. ..." (Sputnik, 9.4.15)
• Krach in Kiew: Korruptionsvorwürfe gegen Jazenjuk
Die Maidan-treue Kyiv Post berichtet am 9.4.15, dass der kürzlich geschasste Chef der ukrainischen Finanzaufsicht Nikolai Gordijenko den Kiewer Premier Arseni Jazenjuk als "korrupt"
bezeichnet hat. Der Ex-Finanzinspektor habe Jazenjuk und dessen
Regierung beschuldigt, Kenntnis von Unterschlagungen in
Staatsunternehmen zu haben. Gordijenko war im April 2014 von Jazenjuk
selbst berufen worden, nun wirft ihm dieser als Retourkutsche laut Kyiv Post
vor, die Regierung stürzen zu wollen, weil diese die Korruption
bekämpfen wolle. Der Ex-Finanzinspektor berichtete der Zeitung zufolge
von Drohungen, die er bei Ermittlungen erhalten habe.
• Kiewer Militärstrategie auf NATO ausgerichtet
"Die
Ukraine richtet ihre Militärstrategie auf eine NATO-Mitgliedschaft und
gegen Russland aus. Der Leiter des Nationalen Sicherheitsrates,
Alexander Turtschynow, legte am Donnerstag den Entwurf eines neuen
Konzeptes vor. Darin wird Russland vorgeworfen, langfristig nach mehr
Macht zu streben. Eine Mitgliedschaft in der Allianz sei deswegen
einziger Garant für die Souveränität und territoriale Integrität des
Landes.
Entsprechend habe die Ukraine das Ziel, ihre Armee
und ihre Geheimdienste mit denen der NATO-Staaten zu verzahnen, sagte
Turtschynow. Die neue Doktrin ist auf fünf Jahre ausgelegt. Sie tritt in
Kraft, wenn sie von Präsident Petro Poroschenko abgesegnet wird. ..." (Der Standard online, 9.4.15)
"Trotz
großer Finanzprobleme will der ukrainische Präsident Petro Poroschenko
die Seestreitkräfte der Ex-Sowjetrepublik am Schwarzen Meer ausbauen.
Die Flotte müsse an NATO-Standards angepasst werden, sagte der
prowestliche Staatschef örtlichen Medien zufolge am Freitag in der
Hafenstadt Odessa. ...
Odessa ist derzeit Heimathafen der
ukrainischen Seestreitkräfte. Sie hatten nach der Einverleibung der
Halbinsel Krim durch Russland vor gut einem Jahr umziehen müssen. Dem
reichen Unternehmer Poroschenko gehören mehrere Werften. Er reiste
anlässlich des 71. Jahrestags der Befreiung der Stadt von deutschen
Besatzern nach Odessa.
Am Rande des Besuchs protestierten
Dutzende Demonstranten mit roten Fahnen gegen Poroschenko. Die Gruppe
habe "Kein Durchkommen für den Faschismus" gerufen, hieß es. Das
Parlament in Kiew hatte am Donnerstag das Tragen und Zeigen von
Sowjetsymbolen verboten. ..." (Der Standard online, 10.4.15)
• Lawrow: Kiew sabotiert Minsk II
"Knapp zwei
Monate nach dem Minsker Vierergipfel hat der russische Außenminister
Sergej Lawrow der Regierung in Kiew vorgeworfen, die Friedensabkommen
für die Ost-Ukraine zu sabotieren. Frankreich und Berlin sollen Kiew zur
Erfüllung der Vereinbarungen zwingen.
Die Handlungen der
Regierung in Kiew seien das Haupthindernis für die Umsetzung der Minsker
Abkommen, sagte Lawrow am Donnerstag auf einer Pressekonferenz
in Moskau. Das gäben auch europäische Politiker zu. Dabei verwies der
russische Spitzendiplomat auf das umstrittene ukrainische Gesetz über
den Sonderstatus für den Donbass, das die Minsker Vereinbarungen „auf
den Kopf gestellt“ habe. Zudem ziehe Kiew die Umsetzung weiterer
wichtiger Punkte bewusst in die Länge.
Frankreich und
Deutschland, die neben Russland die Garanten der Minsker Abkommen sind,
müssten „Einfluss auf die Regierung in Kiew ausüben und diese zwingen,
das zu erfüllen, was ihr Präsident unterschrieben hat“, sagte Lawrow.
Russland habe bereits „bedeutende Anstrengungen unternommen“, um Donezk
und Lugansk von einem Austritt aus den Verhandlungen abzuhalten. ..." (Sputnik, 9.4.15)
• Moskauer Siegesparade ohne hohe polnische Gäste, weil in der Ukraine Europa gegen Russland verteidigt wird
"Die
polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz kommt nicht nach Moskau am
9.Mai, um die Siegesfeier zu begehen. Warschau hat bereits Moskau
offiziell darüber informiert. Das hat im polnischen Radio Małgorzata
Kidawa-Błońska, Vertreterin der polnischen Regierungschefin, erklärt.
„Nicht
nur Frau Ewa Kopacz, aber auch viele andere einflussreiche europäische
Politiker kommen nicht zur Feier“, betonte Kidawa-Błońska. Sie fügte
hinzu, dass der Kreml gut versteht, warum die europäischen Staats- und
Regierungschefs nicht wollen, nach Moskau zu kommen. ..." (Ukrinform, 9.4.15)
"Die
Ukrainer widerstehen im Osten des Landes dem Aggressor, sie verteidigen
nicht nur ihr Land, sondern auch das ganze Europa. Das sagte heute bei seiner Rede im ukrainischen Parlament der polnische Präsident Bronislaw Komorowski.
„Heute,
wenn die Söhne der Ukraine im Osten des Landes sterben und ihre
Unabhängigkeit verteidigen, verteidigen sie auch Europa. Sie verteidigen
es vor der Rückkehr des imperialistischen Denkens, vor Entscheidungen,
die ganz Europa bedrohen“, sagte Komorowski. Auch bemerkte er, es sei
unmöglich nicht zu bemerken, dass „in der Ukraine Soldaten, Panzer,
gepanzerte Fahrzeuge, Flak-Geschütze des Aggressors sind“. Ihm zufolge
soll die westliche Welt begreifen, dass sie in Sicherheit erst dann sein
wird, wenn die Ukraine in Sicherheit ist. ..." (Ukrinform, 9.4.15)
• OSZE: Weiter schwere Waffen auf beiden Seiten im Donbass
"Laut einem neuen OSZE-Bericht
haben beide Seiten des Ukraine-Konflikts gegen die Minsker
Vereinbarungen verstoßen und schwere Waffen im Donezbecken stationiert,
schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Mittwoch.
Am Dienstag
berichtete die OSZE-Beobachtermission, dass der Waffenstillstand
zwischen Kiew und den Aufständischen der Volksrepubliken Donezk und
Lugansk fragil ist. Dem Bericht zufolge verstoßen beide Konfliktseiten
gegen den vereinbarten Rückzug der schweren Waffen. Die
Beobachtermission entdeckte nahe der Ortschaft Mirnaja Dolina, die vom
ukrainischen Militär kontrolliert wird, vier
100-Millimeter-Panzerabwehrkanonen und vier gepanzerte
Truppentransporter MT-LB.
Zudem hat die OSZE-Mission
festgestellt, dass nicht alle schweren Waffen aus der Pufferzone
abgezogen wurden. In der Nähe des von den ukrainischen Regierungstruppen
kontrollierten Dorfes Muratowo wurden drei Stellungen mit T-64-Panzern
gesehen. Zwei weitere T-64-Panzer der ukrainischen Streitkräfte wurden
in der Nähe des Dorfes Luganskaja entdeckt. Wie es in dem Bericht heißt,
fuhren die ukrainischen Panzer in Richtung Demarkationslinie.
Auch
die Aufständischen der Volksrepubliken Donezk und Lugansk haben ihre
Waffen nicht vollständig zurückgezogen. Die OSZE-Mission registrierte am
Sonntag die Bewegung von Panzerfahrzeugen, darunter zwei T-64-Panzer
und sieben Schützenpanzerwagen, nahe der Ortschaft Samsonowka, die 22
Kilometer südöstlich von Lugansk liegt und von der Volksrepublik Lugansk
kontrolliert wird. Zudem wurde am Montag ein T-72-Panzer nahe der
Ortschaft Styla entdeckt, die 50 Kilometer südlich von Donezk liegt und
unter Kontrolle der Volksrepublik Donezk steht. ..." (Sputnik, 8.4.15)
• Angst in Osteuropa: Die Russen kommen!
"In
Osteuropa werden zur Zeit vielerorts Freiwillige an den Waffen
trainiert. Zygmunt Wos winkt einer Gruppe amerikanischer Panzerfahrzeuge
hinterher, die gerade die Stadt Bialystok im Osten Polens verlässt.
«Diese Soldaten sollten hier bei uns bleiben und nicht zurück nach
Deutschland gehen», sagt er.
Unter dem Eindruck des
Ukraine-Konflikts und der Spannungen zwischen dem Westen und Russland
wächst in Polen und anderen Staaten die Angst vor dem starken Nachbarn
und seinem Präsidenten Wladimir Putin. Das führt so weit, dass
Zivilpersonen militärisch ausgebildet werden sollen.
Litauen
zum Beispiel plant, die Wehrpflicht wieder einzuführen, und instruiert
darüber hinaus die Bevölkerung, wie sie sich im Falle eines Krieges zu
verhalten hat. Lettland hat angekündigt, ab dem kommenden Jahr Studenten
eine militärische Ausbildung zukommen zu lassen. Und in Polen meldeten
sich zahlreiche Menschen – Kaufleute, Ärzte, Anwälte – auf Aufrufe der
Regierung, sich militärisch schulen zu lassen. ...
Vor allem
Polen sieht sich gefährdet. Das Land liegt 17 Autostunden vom
Konfliktherd in der Ukraine entfernt. In den vergangenen Monaten hat
Polen aufgerüstet, in die militärische Ausrüstung investiert. Im
Gespräch ist zum Beispiel der Kauf von Raketen des Typs Tomahawk. In dem
Land finden in diesem Jahr Manöver von 10'000 Nato-Soldaten sowie
anderen Truppen statt. Das Land selbst verfügt über eine 100'000 Mann
umfassende Streitmacht sowie etwa 20'000 Reservisten. ..." (Tages-Anzeiger online, 7.4.15)
→ hier geht's zu Folge 186
→ alternative Presseschau aus ukrainischen, ostukrainischen und russischen Quellen
→ die täglichen Berichte der OSZE-Beobachtermission in der Ukraine
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