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Mit deutsch- und volkstümelndem sowie rechtsextremem und faschistischem Gedankengut habe ich nichts am Hut und nichts zu tun!

Montag, 30. März 2015

Für den Versuch, den Ukraine-Konflikt zu verstehen

Eine Literaturliste zum Ukraine-Konflikt und dessen Hintergründen, ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit (aktualisiert: 1.4.15, 11:21 Uhr)

Die nachfolgend aufgeführten Bücher habe ich selber bisher nur zum Teil lesen können. Einige lese ich gerade. Deshalb und weil ich niemandem gewissermaßen etwas vorschreiben oder vordeuten will beschränke ich mich bei der Inhaltsangabe auf die Verlagsinformationen. Natürlich ist aufgrund meiner Sicht auf den Konflikt der Anteil von Büchern mit kritischer Perspektive deutlich größer.

Pro-Maidan:

• Claudia Dathe / Andreas Rostek (Hg.): “MAJDAN! Ukraine, Europa”
Bundeszentrale für politische Bildung 2014
Aus der Verlagsinformation: „Im November 2013 kündigte die Regierung der Ukraine an, das Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union nicht zu unterzeichnen. Gegen diese unerwartete Abkehr von einer Politik der Annäherung an die EU demonstrierten Tausende Ukrainerinnen und Ukrainer auf dem zentralen Kiewer Majdan-Platz. Bestürzt und weitgehend ebenso hilf- wie tatenlos beobachtete die Weltöffentlichkeit die eskalierende Gewalt, insbesondere gegen friedlich Demonstrierende. Wohin der politische und gesellschaftliche Weg der Ukraine führen wird, bleibt nach dem Abgang der Janukowitsch-Regierung und der Intervention Russlands auf der Krim ungewiss. Die in diesem Buch vorgelegten, teils sehr persönlichen Texte ukrainischer und internationaler Zeitzeugen sind im Winter 2013/14 entstanden. Als literarische Schlaglichter spiegeln sie Entsetzen, Betroffenheit und Ratlosigkeit, aber auch Mut und Hoffnung.

• Juri Andruchowytsch (Hg.): “Euromaidan – Was in der Ukraine auf dem Spiel steht”
edition suhrkamp – Suhrkamp Verlag 2014
Aus der Verlagsinformation: „»Ich gehe auf den Maidan. Wer kommt mit?«, schrieb der ukrainische Journalist Mustafa Najem im November 2013 auf Facebook. Aus einer lokalen Demonstration gegen die autokratische Entscheidung des Präsidenten Viktor Janukowytsch, das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen, wurde eine landesweite Protestbewegung: der Euromaidan. Mehr als hundert Menschen wurden getötet, als der friedliche Protest in Gewalt umkippte.
Ein halbes Jahr später ist in der Ukraine nichts mehr, wie es war. Nach dem Sturz des korrupten Regimes nutzt der russische Präsident Vladimir Putin die Fragilität der Übergangsregierung aus und lässt seine Armee ins Nachbarland einmarschieren. Während eine reife ukrainische Zivilgesellschaft die Bildung neuer staatlicher Strukturen bewacht, schwört der Kreml die Bürger auf einen nationalistischen imperialen Kurs sein.
»Euromaidan« steht für die Hoffnung auf Erneuerung der ukrainischen Gesellschaft. Für eine nachgeholte Revolution. Für den Alptraum eines neuen Ost-West-Konflikts. Wird es sie geben: eine freie, selbstbestimmte Ukraine an der Seite Russland und Europas? Schriftsteller, viele von ihnen Aktivisten, erzählen von den aufwühlendsten Tagen ihres Lebens. Historiker, Soziologen und Politikwissenschaftler versuchen sich an einer Anatomie des Augenblicks.

• Andreas Kappeler: „Kleine Geschichte der Ukraine“
Verlag C.H. Beck, 4., überarbeitete und aktualisierte Auflage 2014
Aus der Verlagsinformation: „Dieses Buch informiert über die wichtigsten Ereignisse und Zusammenhänge der ukrainischen Geschichte.
Es setzt der vorherrschenden russozentrischen Perspektive eine ukrainische gegenüber und versucht gleichzeitig, ukrainische nationale Mythen kritisch zu überprüfen. Dabei wird nicht nur die Geschichte der Ukrainer vom Mittelalter bis zur Gegenwart dargestellt; auch die Geschichte der in der Ukraine lebenden Polen, Russen, Juden und Deutschen wird mir berücksichtigt. Das Buch wurde für die Neuauflage aktualisiert und bis in die unmittelbare Gegenwart fortgeführt.“
Siehe die Rezension in Neues Deutschland vom 27.3.15

Aus Politik und Zeitgeschichte 47-48/2014, 17.11.2014: „Ukraine, Russland, Europa“
Bundeszentrale für politische Bildung
Aus der Inhaltsinformation: „Im November 2013 begann in Kiew der "Euromajdan": Nachdem der ukrainische Präsident Janukowytsch das Assoziierungsabkommen mit der EU platzen gelassen hatte, strömten Tausende Ukrainer auf den zentralen Platz (majdan) der Unabhängigkeit, um gegen diese Entscheidung zu demonstrieren. Der Konflikt zwischen eher Europa und eher Russland zugeneigten Kräften trat offen zutage, und aus dem zunächst friedlichen Protest entwickelte sich rasch eine breite Fundamentalopposition, die Janukowytsch aus dem Amt zwang.
Das Land ist seitdem nicht zur Ruhe gekommen: Es folgten der völkerrechtlich umstrittene Anschluss der Krim an die Russische Föderation sowie die militärische Eskalation im Osten der Ukraine. Wie könnte es weitergehen?

• Ute Schaeffer: „Ukraine – Reportagen aus einem Land im Aufbruch“
Verlag Klaus Wagenbach 2015
Die Autorin war u.a. Chefredakteurin der Deutschen Welle und baute zwischen 1999 und 2004 das ukrainische Programm des deutschen Staatssenders für das Ausland auf.
Aus der Verlagsinformation: „Um die Frage zu beantworten, was die Menschen in der Ukraine denken, sagen und fühlen, hat die Journalistin Ute Schaeffer eine Fülle an Material gesammelt. Statt den Fokus auf die militärische Auseinandersetzung zu legen, zieht Sie quer durch das zersplitterte Land mit seinen ganz unterschiedlichen Regionen.
Über Jahre hinweg führt Ute Schaeffer Gespräche mit Studenten, die nur noch weg wollen, Rentnern, denen das Geld für das Nötigste fehlt, mit Familien, die sich politisch entzweit haben, mit von Gewalt durch Polizei und Geheimdienst Betroffenen und mit den vielen Mutigen, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben.
Angesichts zweier gescheiterter Revolutionen und eines kaum zu durchbrechenden Dickichts an Korruption und Vetternwirtschaft ist es schwer, noch an Demokratie für das Land zu glauben. Die Autorin zeigt Wege, wie die Ideen des Maidan umgesetzt werden können, damit dieses europäische Land – nur wenige Flugstunden von uns entfernt – nicht zerfällt und im Chaos versinkt.
Schaeffer macht ebenso deutlich, dass (entgegen der durch russische Propaganda auch hier verbreiteten Annahme) mitnichten nur nationalistische Faschisten für ihr Land gekämpft haben, sondern engagierte Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft. Sie werden kein weiteres Mal zulassen, dass ihre politischen Forderungen missachtet werden. Die Ukraine hat sich auf den Weg gemacht in eine bessere Zukunft.

• Katharina Raabe und Manfred Sapper (Hg.): „Testfall Ukraine – Europa und seine Werte“
edition suhrkamp – Suhrkamp Verlag 2015
Aus der Verlagsinformation: „Der Nachfolgeband zu Euromaidan. Was in der Ukraine auf dem Spiel steht, dem wichtigsten Buch zur Krise in der Ukraine
Der Krieg in der Ostukraine ist ein Krieg im Zentrum Europas. Das wurde spätestens klar, als über dem Kampfgebiet eine zivile Verkehrsmaschine abgeschossen wurde. Über 300 Menschen, die meisten aus den Niederlanden, kamen ums Leben. Doch nichts geschah, was die Gewalt und den rasanten Zerfall von Zivilität bis hin zum Sterben der Millionenstädte Donezk und Luhansk hätte stoppen können. Die Ereignisse, die der Maidan-Revolution in Kiew folgten, von der Krim-Annexion bis zur Invasion russischer Truppen in Nowoasowsk, haben binnen weniger Monate die Grundlagen der europäische Nachkriegsordnung erschüttert: territoriale Integrität, Souveränität, Sicherheit, Frieden scheinen außer Kraft gesetzt. Russland und der Westen stehen sich wieder feindlich gegenüber. Wie konnte es dazu kommen? Und was bedeutet das für das künftige Zusammenleben in Europa? Schriftsteller und Publizisten suchen nach Antworten.
Mit Beiträgen von Alice Bota, Andreas Kappeler, Kateryna Mishchenko, Herfried Münkler, Serhij Zhadan u.a.

Kritische Perspektive:

• Peter Strutynski (Hg.): „Ein Spiel mit dem Feuer – Die Ukraine, Russland und der Westen“
PapyRossa Verlag 2014
Aus der Verlagsinformation: „Ein neues Feindbild ist geschaffen: Russland und Wladimir Putin. Sie bedrohen, so heißt es, die Ukraine und den Frieden in Europa. Eigene Absichten, Ursache und Wirkung lassen sich damit gut verhüllen. Eine erschreckend gleichförmige mediale Berichterstattung sorgt dafür, dass dieser Schleier nicht zerreißt, und trägt dazu bei, die Spannungen noch zu verschärfen. Gegen dieses Zerrbild wendet sich dieses Buch. Es fragt: Wie kam es zur Protestbewegung auf dem Maidan und zu ihrer Kaperung durch rechtsextreme Formationen? Welche Rolle spielte die westliche Einmischung beim Putsch in Kiew, durch den der gewählte Präsident gestürzt wurde? Welche Folgen hatte er für den Konflikt mit der Ostukraine? Welche Interessen verfolgen Deutschland, die EU, die NATO und die USA? Was führte zum Beitritt der Krim zur Russischen Föderation? Was liegt der russischen Politik zugrunde? Und nicht zuletzt: Wie kann eine friedliche Lösung aussehen?
Mit Beiträgen von Erhard Crome, Daniela Dahn, Kai Ehlers, Uli Gellermann, Willi Gerns, Lühr Henken, Arno Klönne, Jörg Kronauer, Reinhard Lauterbach, Norman Paech, Ulrich Schneider, Eckart Spoo, Peter Strutynski, Jürgen Wagner und Susann Witt-Stahl.

• Brigitte Queck: „Die Ukraine im Fokus der NATO – Russland – das eigentliche Ziel“
Zambon Verlag 2014
Aus einer Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung, 9.7.14: „Sirenengeheul! Eine Bombe. Sie wurde im Nachbarhaus entdeckt. Die Zündschnur sei schon gelegt. Explosionsgefahr – Feuer, Rauch, Tote!! Sekundenentscheidung: Die Bombe muss weg, die Zündschnur gekappt, die Brandstifter ermittelt und festgenagelt werden. Wer schaut dabei weg, wer will sich mitschuldig machen an einer sich anbahnenden Katastrophe?
Ein Schreckensszenario? Mitnichten. Zu dieser Erkenntnis muss man kommen, wenn man seit langem die Krise in der Ukraine verfolgt. Will man wissen, wo die Ursachen liegen, wer hier die Brandstifter sind? Da muss man sich halt an der richtigen Stelle schlau machen. …
Die seit Ende November 2013 bis Ende Februar 2014 andauernden Demonstrationen in der Hauptstadt Kiew gegen dem ukrainischen Präsidenten Janukowitsch und für einen Beitritt der Ukraine zur EU seien nicht zu verstehen, ohne folgende Zusammenhänge zu sehen: „1. über die Bedeutung der Ukraine für das kapitalistische Europa, aber vor allem für die von den USA geführte NATO, im Klaren zu werden; 2. die inneren Kämpfe in der Ukraine für bzw. gegen einen EU und NATO-Beitritt in der Vergangenheit zu beleuchten; 3. die Einordnung der Ukraine in die Kräftekonstellation in der Welt zu betrachten. (S. 7) …
Die Autorin stützt sich dabei auf bekannte und unbekannte Fakten, auf zahlreiche Dokumente und auf viele Analysen von Historikern, des US-Friedensrates sowie des Europäischen Friedensforums. Übersichtlich und in einer gut lesbaren Schrift teilt sie Ihr Buch auf in die inneren Probleme der Ukraine, in die aktuellen Geschehnisse von Ende Januar 2014 bis in die Gegenwart und in einen 172 Seiten umfassenden Anhang. Auffallend die für wichtig angesehenen Sätze in Fettschrift sowie die zahlreichen Fotodokumente von den Gewalttaten in der Ukraine.
Über Juschtschenko, den Wunschkandidaten des Westens, der durch Inszenierung einer „orangenen“ Revolution 2004 Präsident wurde, schreibt die Autorin, das rechtswidrige Vorgehen dieses Mannes sei eigentlich „nur mit dem Ermächtigungsgesetz Hitlers 1933 zu vergleichen“. (S. 12) Juschtschenkos Präsidialdiktatur sollte den schnellen EU- und NATO-Beitritt der Ukraine garantieren. Über Janukowitsch heißt es, er ließ sich von westlichen Politikern vorschreiben, gegen „friedliche Demonstranten“ nicht mit Gewalt vorzugehen. Wer hinter den blutigen Ausschreitungen stecke? Die Autorin: Mittlerweile sei bekannt, „dass das ganze eine konzertierte und seit Jahren vorbereitete Aktion der NATO in Verbund mit israelischen Spezialkräften war, deren ´nützliche Helfer´ (…) die Faschisten, in diesem Falle die Bandera-Nachfolger sowie die Nachfolger der SS-Division Galizien sind. Sie schreibt, es hätten sich zu damaliger Zeit etwa 5.000 NATO-Söldner in der Ukraine befunden, deren Zahl heute enorm gewachsen sei.
Allerdings brach die Krise in der Ukraine nicht wegen des korrupten ukrainischen Parlamentes aus, so Brigitte Queck, „sondern weil sich die ukrainische Regierung weigerte, das EU-Assoziierungsabkommen zu unterzeichnen“. Amerikanische Professoren analysierten das ca. 1.000seitige Dokument und kamen zu dem Schluss, es beziehe quasi die Ukraine in die NATO ein, „auch ohne eine durch ukrainische Gesetze geforderte Volksabstimmung“. (S. 78) Mit scharfen Worten geißelt die Autorin auf Seite 79 den von den USA und der EU angestrebten Regimewechsel in der Ukraine. Er sei Teil eines verdeckten Krieges gegen Russland. Die Installierung einer Stellvertreterregierung in Kiew und der Beitritt der Ukraine zur EU und zur NATO sei „eine direkte Bedrohung Russlands an der westlichen Grenze...“. …

• Kooperation für den Frieden: Dossier VII „Der Ukraine-Konflikt - Kooperation statt Konfrontation“
Von Andreas Buro und Karl Grobe mit Zuarbeit von Clemens Ronnefeldt, 2014
Aus der Inhaltsinformation: „Der Ukraine-Konflikt, der noch vor drei Jahren kaum vorstellbar war, birgt gefährliches Eskalationspotential in sich. Er spielt sich auf drei Ebenen ab, der Konfrontation zwischen den West- und Ost-Großmächten, auf der Ebene der innergesellschaftlichen Gegensätze der Ukraine und im bislang wenig beachteten Bereich zwischen den USA und der EU. Militärstrategische wie wirtschaftliche Komponenten sind von großer Bedeutung. Ohne einen Blick auf die Geschichte, sind die vielen Fäden des Konfliktes nicht zu entwirren. Die Gefahr der Eskalation des Konflikts ist beträchtlich. Sie darf nicht zum Selbstläufer werden, den möglicherweise keiner der Konfliktakteure unter Kontrolle bekommt, sei es aus außen- oder innenpolitischen Gründen. Unser Dossier hat zum Ziel die Möglichkeiten einer Deeskalation darzustellen und damit einen Weg vorzuzeichnen, der Konfrontation zu Kooperation werden lässt.

• Mathias Bröckers, Paul Schreyer: „Wir sind die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie uns die Medien manipulieren“
Westend Verlag 2014
Aus der Verlagsinformation: „Wer sind die Guten? Was geht Deutschland die Ukraine an? Und wie kommt es, dass ein  gescheitertes Abkommen mit der EU zu einer der gefährlichsten Krisen geführt hat, die Europa in den vergangenen Jahrzehnten erlebte? Alles Putins
Schuld? Oder ist die Wahrheit hinter diesem Konflikt, der nun den Frieden eines ganzen Kontinents bedroht, doch komplexer? Und welche Rolle spielen eigentlich die Medien? Sind sie noch unabhängige Berichterstatter oder längst selbst zur Partei geworden? Mathias Bröckers und Paul Schreyer schauen hinter die Kulissen eines politischen Spiels, das tödlicher Ernst geworden ist.
Seit der Westen sich im Kampf mit Putins Russland um die Ukraine wähnt, werden auch in Deutschland längst vergessene Kriegsängste wieder wach. Doch worum geht es in diesem Spiel wirklich? Und welche Rolle spielen die Medien? Irritiert spüren viele Leitartikler, wie ein wachsender Teil der Leserschaft ihnen nicht mehr länger folgt. Öffentliche und veröffentlichte Meinung gehen drastisch auseinander. Kritisiert wird eine Einseitigkeit in der Berichterstattung, die den Medienmachern selbst als böse Unterstellung gilt. Dabei ist das ständige Mantra vom "bösen Putin" kaum zu überhören. Wie kommt es, dass dem Publikum kein komplexeres Bild zugemutet wird? Bröckers und Schreyer schauen hinter die Kulissen und analysieren neben der Rolle der Medien auch den historischen Hintergrund des Ukraine-Konflikts, sowie die Rolle der Geopolitik. Denn tatsächlich sind Geostrategie und internationale Machtpolitik kein vergangenes Relikt des Kalten Krieges, sondern ein sehr einflussreiches Instrument der Gegenwart. Wer aber sind die realen Akteure und welche Interessen verfolgen sie?

• Wolfgang Bittner: „Die Eroberung Europas durch die USA – Zur Krise in der Ukraine“
VAT Verlag André Thiele 2014
Aus der Verlagsinformation: „»Stoppt Putin jetzt!« - Greift Russland an? Steht »der Iwan« vor der Tür? Seit Beginn der Ukraine-Krise springen uns in den Zeitungen Putin-Karikaturen entgegen, in denen er als kriegslüsterner Zar dargestellt wird. Vom Abschuss eines Passagierflugzeuges in der Ostukraine bis zu den in einen Bürgerkrieg ausgeweiteten Kämpfen: An allem trägt laut zahllosen Medienberichten Wladimir Putin die Schuld. Er scheint das personifizierte Böse zu sein.
Was nicht thematisiert wird: Der seit langem vom US-amerikanischen Geheimdienst geplante und finanzierte »regime change« in der Ukraine. Die USA investierten mehr als 5 Mrd. US-Dollar in den Sturz der legitimen Regierung der Ukraine und machten gezielt ihren Günstling Arsenij Jazenjuk zum Ministerpräsident.
Wie kann eine EU, wie kann ein souveränes Deutschland sich dies gefallen lassen?
Chronologisch, vom Beginn der Maidan-Ereignisse bis zu den letzten Entwicklungen im September 2014, schildert Wolfgang Bittner die verhängnisvolle Einflussnahme der US-amerikanischen Regierung auf die zentralen Medien und die Politik Europas.
Das Buch ist ein flammender Appell an die Vernünftigen in Europa und in den USA, den verhängnisvollen politischen Kurs zu ändern.
Statt eines Nachworts - drei Wortmeldungen zur Sache von Wladimir Putin, Karl-Wilhelm Lange und Willy Wimmer.

• Ronald Thoden/Sabine Schiffer (Hg.): „Ukraine im Visier – Russlands Nachbar als Zielscheibe geostrategischer Interessen“
Selbrund Verlag 2014
Aus der Verlagsinformation: „Die Ukraine ist nur wenigen als geostrategisch zentraler Ort bekannt. Die Berichterstattung verrät auch wenig darüber. Die politischen Entscheidungen zeugen jedoch von einer gewissen Nervosität, wenn es um die Integration der Ukraine in Westbündnisse wie die EU oder NATO geht oder um die in die Eurasische Wirtschaftsunion im Osten.
Das Zerren um die Ukraine hat inzwischen zu einem Bürgerkrieg geführt. Die darüber hinausgehende Kriegsrhetorik von Politik und Medien macht vielen Menschen Angst. Russland und Wladimir Putin scheinen sich zu einer imperialen Macht zu entwickeln, die von Westen her eingedämmt werden muss. Oder ist es doch andersherum? Nennen unsere Medien alle interessengeleiteten Akteure oder nur die einer Seite? Wo nahm die Krise ihren Ausgang?
Die Analysen in diesem Buch geben Auskunft über die geopolitische Bedeutung der Ukraine, Strategiepapiere, die in den meisten Medien wenig Beachtung finden, Entwicklungen im Land und leuchten auch den globalen Hintergrund der aktuellen Eskalationen aus.

• Jörg Kronauer: „»Ukraine über alles!« – Ein Expansionsprojekt des Westens“
konkret Verlag 2014
Aus der Verlagsinformation: „Der vorliegende Band soll die Rolle deutlich machen, die Deutschland und die übrigen westlichen Staaten für die Entwicklung der Ukraine spielten und spielen. Es geht um die politischen wie ökonomischen Interessen, die vor allem die Bundesrepublik und die Vereinigten Staaten zur Einmischung in innerukrainische Angelegenheiten veranlasst haben; es geht darum, welche Einflussinstrumente und Machtmittel die westliche Politik dabei eingesetzt hat. Und es geht um jene Tradition der Ukraine, an welche die westlichen Staaten dabei andockten und weiter anzudocken versuchen: die der NS-Kollaboration der »Organisation Ukrainischer Nationalisten«.

• Reinhard Lauterbach: „Bürgerkrieg in der Ukraine – Geschichte, Hintergründe, Beteiligte“
edition berolina 2014
Aus der Verlagsinformation: „Erst Proteste in Kiew, Regime-Wechsel und Neuwahlen, dann Annexion der Krim durch Russland und aktuell ein blutiger Bürgerkrieg im Osten des Landes zwischen der regulären Armee und Separatisten. Nicht wenige meinen, das alles sei vom russischen Präsidenten Wladimir Putin von langer Hand vorbereitet, um die Ukraine im russischen Einflussbereich zu halten. Wie passen aber dazu die Aktivitäten der Vereinigten Staaten, der NATO und der EU?
Ost-Experte Reinhard Lauterbach holt die überhitzte Debatte auf den Boden der Tatsachen zurück. Wohltuend nüchtern skizziert er in knapper Form die jüngere Geschichte der russisch-ukrainischen Beziehung, analysiert in sachlichem Ton die Entstehung des gegenwärtigen Krieges.
Ohne Schwarz-weiß-Malerei erklärt er die Interessenlagen der Großmächte und charakterisiert die handelnden Kräfte sowie deren Ziele. Entgegen der einseitigen Berichterstattung in hiesigen Medien kommt er in einem Ausblick zu einem differenzierten Blick auf das Geschehen und liefert somit einen unparteiischen Beitrag zu einem der wichtigsten Themen unserer Zeit.

• Malte Daniljuk (Hg.): „Facetten eines Konfliktes – Hintergründe und Deutungen des Krieges in der Ukraine“
Rosa Luxemburg Stiftung 2015
Aus der Inhaltsinformation: „Vor etwas mehr als einem Jahr begannen die Proteste auf dem Kiewer Maidan. Am 21. November 2013 starteten verschiedene Oppositionsparteien einen Protestmarathon, der die politischen Verhältnisse langfristig veränderte: nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Europa und weltweit. Wenige Stunden zuvor hatte Ministerpräsident Mykola Asarow bekannt gegeben, dass die Vorbereitungen zur Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union ausgesetzt werden. Unter dem Hashtag #Euromaidan mobilisierte ein Bündnis, das die Zukunft der Ukraine ausschließlich bei der Europäischen Union sehen wollte.
Vom ersten Tag an wies das politische Spektrum, das den Platz besetzte, besondere Merkmale auf. Neben dem Bündnis aus Vitalij Klitschkos «Ukrainischer demokratischer Allianz für Reformen» (UDAR) und der Allukrainischen Vereinigung «Vaterland» von Julia Timoschenko, die sich zu diesem Zeitpunkt noch in Haft befand, bestimmten die Rechtsextremisten aus Swoboda und dem Rechten Sektor das Geschehen auf dem Platz. Internationale Unterstützung erhielten die Demonstranten frühzeitig von US-Senator John McCain und der Staatssekretärin des US-Außenministeriums Victoria Nuland, während sich Politiker aus der Europäischen Union noch wochenlang sehr zurückhaltend verhielten.
Ein Jahr später herrscht in der Ostukraine Krieg. Über 1.000 Menschen starben allein während der angeblichen Waffenruhe zwischen den Aufständischen in den abtrünnigen Gebieten Lugansk und Donezk und dem ukrainischen Militär beziehungsweise den Freiwilligenverbänden. Insgesamt kamen bisher schätzungsweise 4.000 Menschen ums Leben. Ein Großteil der Gebäude und der Infrastruktur im Osten des Landes ist zerstört. Etwa eine Million Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben und leben als Flüchtlinge in Russland oder in der Ukraine. Die UNO warnt inzwischen vor einem «ausgewachsenen Krieg». Die Einflussnahme Russlands auf den Konfliktverlauf ist dabei offensichtlich. Die NATO führt Manöver in der Ukraine durch, und Russland nahm die Aufklärungsflüge seiner Langstreckenbomber an der Küste Nordamerikas wieder auf. Europa und die USA verhängten weitreichende Sanktionen gegen Russland. …
Mit dieser Publikation aus der Reihe Materialien legen wir Texte vor, die helfen sollen, die Ereignisse in der Ukraine in größere Kontexte einzuordnen. …

• Ralf Rudolph/Uwe Markus: „Kriegsherd Ukraine“
Phalanx Verlag 2015
Aus der Verlagsinformation: „Die Ukraine ist zum Spielball widerstreitender machtpolitischer Interessen geworden. Hintergrund des Bürgerkrieges ist vor allem die zunehmende geopolitische Auseinandersetzung zwischen den USA und Russland. Durch die Einbindung der Ukraine in die EU und die NATO soll die wirtschaftliche und politische und Konsolidierung Russlands erschwert werden. Die Führung in Moskau hingegen will angesichts der zunehmend instabilen internationalen Lage die politische und militärische Handlungsfähigkeit ihres Landes sichern.
Siehe auch meinen Beitrag über die Buchvorstellung im Februar 2015: „Blick auf einen weiter schwelenden Kriegsherd 

• Gabriele Krone-Schmalz: „Russland verstehen – Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens“
Verlag C.H. Beck 2015
Aus der Verlagsinformation: „Antirussische Vorbehalte haben in Deutschland eine lange Tradition und sind in zwei Weltkriegen verfestigt worden. Auch in der Ukraine-Krise lässt sich ihre Wirksamkeit beobachten. Tatsächlich ist aber nicht nur das Verhältnis zwischen Russland, dem Westen und der Ukraine vielschichtiger als es der Medien-Mainstream suggeriert, sondern auch die russische Geschichte seit dem Ende des Kalten Krieges. Es liegt im ureigenen Interesse der EU, Russland als Partner zu haben. Wer diese Chance vertut, riskiert, dass Europa im Machtkampf künftiger Großmächte zerrieben wird.
Wie ist es um die politische Kultur eines Landes bestellt, in dem ein Begriff wie "Russlandversteher" zur Stigmatisierung und Ausgrenzung dient? Muss man nicht erst etwas verstehen, bevor man es beurteilen kann? Gabriele Krone-Schmalz zeigt in diesem Buch, wie einseitig das in den Medien vorherrschende Russlandbild ist und welche Chancen der Westen durch seine Arroganz verspielt hat. …

• Ulrich Heyden: „Ein Krieg der Oligarchen“
PapyRossa Verlag 2015
Aus der Verlagsinformation: „Ausgehend vom Brand des Gewerkschaftshauses in Odessa am 2. Mai 2014 wird die soziale und politische Entwicklung in der Ukraine analysiert. Detailliert wird beschrieben, wie Oligarchen und Regierungsmitglieder die extreme Rechte stark machten und sie zu Einschüchterungsaktionen gegen die Kräfte ermunterten, die für eine Föderalisierung der Ukraine eintraten. Es wird dargestellt, wie über Jahre zielgerichtet der Boden für eine nationalistisch / anti-russische Stimmung bereitet wurde. Dies war der rote Teppich, auf dem Faschisten und Nationalisten bis in höchste Ämter gelangten. Die Regierung weigert sich bis heute, das von unbekannten Scharfschützen verübte Massaker auf dem Maidan in Kiew, das ihre Machtübernahme einleitete, aufzuklären. Dasselbe gilt für den Brandanschlag auf das Gewerkschaftshaus in Odessa, mit dem die Bevölkerung in der Südostukraine eingeschüchtert wurde. Diese Verbrechen, bei denen jeweils etwa 100 Menschen starben, leiteten zum Bürgerkrieg über. Dagegen gibt es auch Widerstand.

Literatur:

• Tom Clancy: „Command Authority – Kampf um die Krim“
Heyne Verlag 2014 (Original 2013)
Ich nehme dieses Buch des US-patriotischen Thriller-Autors Tom Clancy mit auf, weil er rund ein Jahr zuvor den Ukraine-Konflikt in einem Thriller beschrieb, aus der Sicht der USA und natürlich mit Russland als Brandstifter. Gerade die US-Perspektive ist aus meiner Sicht interessant, weil sie einen Einblick in das Denken in den USA gibt, bei aller Phantasie eines Romans. Clancy wurden gute Kontakte zu politischen, militärischen und Geheimdienstkreisen nachgesagt. Das, was die USA tatsächlich betrieben, z.B. aktiv den Staatsstreich in Kiew im Februar 2014 zu befördern, wird in dem Roman natürlich Russland zugeschrieben, dass wie ein Spiegelbild der USA wirkt, zumindest was das Handeln der Herrschenden und Regierenden angeht. Interessant sind aus meiner Sich auch die von Clancy beschriebenen politischen und militärischen Mechanismen des US-Apparates, auch weil dem Autor immer wieder Detailtreue bei technischen Einzelheiten zugeschrieben wurde. Auch der Zeitpunkt, zu dem das Buch erschien, ist interessant. Ausgehend von der Möglichkeit, dass Clancy Einsicht hatte in Planungen und Szenarien der USA, könnte das Buch somit widerlegen, dass die Regierenden des Westens angeblich überrascht waren von der russischen Reaktion auf die Vorgänge in der Ukraine, die von den führenden Regierungen des Westens seit Herbst 2013 selbst aktiv befördert wurden, im Gegensatz zur Handlung des Buches. Aber Vorsicht: Es ist nur ein Roman.
Siehe auch die Rezension in der FAZ Online vom 7.3.14: „Wenn Tom Clancy es wusste, wieso nicht die EU?

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