Der Krieg in und gegen Syrien geht
unvermindert weiter. Die groß angekündigte Offensive der "Rebellen"
unter dem Titel "Damaskus Vulkan und Erdbeben Syriens" in der syrischen
Hauptstadt scheiterte anscheinend. Nun muss die Millionenstadt Aleppo
herhalten. Die "Rebellen" wollen eine "Entscheidungsschlacht", um
wenigstens zu erreichen, dass Aleppo und die Folgen der von ihnen
provozierten Kämpfe für das lang erwünschte westliche Eingreifen sorgt.
RIA Novosti schreibt:
"Die Opposition will Aleppo in ihre Hochburg nach dem Vorbild des [libyschen] Benghasi verwandeln." Dafür würden auch Zivilisten als
Schutzschilde missbraucht. Das gehört zum Vorgehen der "Rebellen". Wenn
sie Rücksicht auf die Zivilisten nehmen würden, hätten sie darauf
verzichtet, in Aleppo einzurücken.
Aber für ihre Zwecke brauchen sie viele tote Zivilisten, denn dann
können sie das nächste "Massaker" melden. Deshalb sind sie in die
zweitgrößte Stadt eingerückt, damit die syrische Armee gemäß ihres
Auftrages wie jede andere Armee versucht, sie daraus wieder zu
vertreiben, mit allen militärischen Mitteln und allen Folgen für diese
Stadt.
Verantwortlich für diese Folgen sind jene, welche die "Rebellen"
ausrüsten, mitfinanzieren, ausbilden und politisch unterstützen im Kampf
gegen Präsident Bashar al-Assad, weil sie dieses Ziel teilen. Ich habe
schon mehrmals darauf hingewiesen, es sei aber nochmal wiederholt: "Nach
dem Versagen der UNO in Syrien weitet die US-Regierung die Hilfe an
Aufständische aus. Und Washington setzt vermehrt auf Geheimoperationen
der CIA, um Assad «beiseitezuschieben»." Das schrieb der Schweizer Tages-Anzeiger am 25. Juli. Es ist nur ein Beleg dafür. Einen anderen lieferte überraschenderweise SPIEGEL online am 26. Juli.
In dem Beitrag wurde unter anderem Markus Kaim von der
regierungsfinanzierten Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zitiert:
"Man kann inzwischen von einem militärischen Engagement sprechen." Die
SWP spielt selbst eine bemerkenswerte Rolle im Krieg gegen Syrien.
Und nachdem die westlichen Kriegstreiber und Regimewechsler den
Konflikt angeheizt und verschäft haben, nachdem sie jeglichen Versuch
einer friedlichen Lösung torpediert haben und die Rebellen angefeuert haben, warnen sie jetzt vor einem Massaker in Aleppo. Die US-Regierung rechnet angeblich mit dem Schlimmsten und UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon zog wieder die Srebrenica-Karte, um tatsächlich ein Eingreifen in Syrien zu fordern.
Zum Versuch der "Rebellen", Aleppo zum neuen Benghasi zu machen, sei an die Rolle dieser "Rebellenhochburg" im Libyen-Krieg der NATO 2011 erinnert. Als Muammar al-Gaddafi die libysche Armee vorrücken ließ und die libyschen "Rebellen" ohne Chancen schienen, griffen die NATO-Bomber ein. Dafür unterstellten die westlichen Kriegstreiber Gaddafi, das eigene Volk zu bombardieren, auch wenn es keine Beweise für die angeblichen Luftangriffe auf Benghasi gab. Auf dieser Grundlage beschloss der UN-Sicherheitsrat, dass gegen die libyschen Truppen auch militärisch vorgegangen werden dürfe, zum "Schutz der Zivilisten". Die NATO nutzte die Resolution 1973 als Freibrief für ihren Krieg gegen Gaddafi und bombte den Weg für die "Rebellen" frei.
Zu den Argumenten des Westens gehörte unter anderem, dass
Gaddafi angeblich ein Massaker in Benghasi plane. Das wurde unter
anderem mit dessen Drohung vom 22. Februar 2011 gegen die "Rebellen" begründet: "Wir werden ganz Libyen Haus um Haus säubern, wenn sie sich nicht ergeben sollten". Hinzu kam, das Gaddafi am 17. März 2011
den "Rebellen" in Benghasi harte Strafen und "keine Gnade" androhte,
wenn sie nicht die Waffen niederlegen. Jedes einzelne Haus werde
durchsucht werden. Das wurde als Ankündigung eines Massakers in Benghasi
gewertet. Keine Rolle spielte dabei, dass Gaddafis Sohn Saif al-Islam
am 17. März noch in Richtung der "Rebellen" sagte: “We don’t want to
kill, we don’t want revenge. But you, traitors, mercenaries, you have
committed crimes against the Libyan people: leave, go in peace to
Egypt.” Zumindest die New York Tmes berichtete davon. Alan J. Kuperman wies im April 2011 im Boston Globe
noch einmal daraufhin: "... Gaddafi hat auch niemals ein ziviles
Massaker in Benghasi angedroht, wie Obama behauptete." Er habe sogar
einen "Kampf bis zum bitteren Ende" vermeiden wollen. Doch das scherte
die westlichen Kriegstreiber nicht weiter. Der weitere Lauf der
Geschichte ist bekannt.
Nun soll also Aleppo das neue Benghasi werden ... Bevor es
dort zur provozierten "Entscheidungsschlacht" kommt, bei der jeder
einzelne Tote, ob mit oder ohne Uniform, einer zu viel ist, noch ein
Hinweis auf etwas, was ich schon an anderer Stelle zum Thema Massaker schrieb:
William Blum, Ex-Mitarbeiter des US-Aussenministeriums und Autor des
Buches "Killing Hope" über die US-Interventionen seit 1945, macht in dem
Text "Putting Syria into some perspective" vom 6. April 2012 auf von Wikileaks veröffentlichten E-Mails des privaten Nachrichtendienstes Stratfor aufmerksam. Danach meinen die privaten Geheimdienstler, dass mit den Massaker-Meldungen eine Intervention wie in Libyen
provoziert werden soll. Blum weist daraufhin, dass Stratfor Massaker
durch die Armee für unwahrscheinlich hält, weil die syrischen Truppen
darauf eingestellt worden seien, bei ihrem Kampf gegen die "Rebellen" hohe
Opferzahlen unter Zivilisten zu vermeiden, die zu einer Intervention
aus "humanitären Gründen" führen könnten. Nachlesbar ist das auch in
einem Beitrag der Huffington Post vom 19. Dezember 2011.
Das wiederum könnte erklären, warum die "Rebellen" Meldungen zufolge
wie schon in Homs auch in Aleppo Zivilisten als "Schutzschilde"
missbraucht. So wird das Vorgehen der Armee behindert. Und wenn sie doch
angreift, gehen die toten Zivilisten auf ihr Konto ... Das UNESCO-Kulturerbe in Aleppo ist da auch nur ein willkomenes Opfer.
aktualisiert: 1.35 Uhr
Nachtrag vom 12.8.12: "UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat der bewaffneten syrischen Opposition die Eskalation von Gewalt in der Stadt Aleppo vorgeworfen." (Quelle: RIA Novosti, 11.8.2012)
aktualisiert: 1.35 Uhr
Nachtrag vom 12.8.12: "UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat der bewaffneten syrischen Opposition die Eskalation von Gewalt in der Stadt Aleppo vorgeworfen." (Quelle: RIA Novosti, 11.8.2012)
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenDer Kommentar wurde nur deshalb gelöscht, weil er sich mit einem anderen Text von mir als diesem zu Aleppo beschäftigte. Aber danke für den Hinweis zum Text zur Doku "Israel und die Bombe".
Löschen