Gesammelte Nachrichten und Informationen zum Ukraine-Konflikt und dessen
Hintergründen, ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit, und fast
ohne Kommentar
• Donezk: Kiewer Truppen beschiessen weiter Ortschaften
"Die
ukrainische Armee hat seit Freitag 99 Mal Ortschaften in der
selbsterklärten Donezker Volksrepublik unter Beschuss genommen, wie ein
Sprecher des Verteidigungsamtes der DVR RIA Novosti mitteilte.
„Seit Freitag sind 99 Verstöße gegen den Waffenstillstand registriert worden“, sagte der Gesprächspartner der Agentur.
Nach
Angaben des Verteidigungsamtes standen die Städte Gorlowka und Donezk
sowie die Orte Spartak, Losowoje, Saizewo und Schabitschewo unter
Beschuss. „Gegen die Ortschaften wurden 25 Panzergeschosse und 74
Granaten mit Kaliber 82 mm und 120 mm abgefeuert“, hieß es. ..." (Sputnik, 13.6.15)
• Berichte über Tschechen und Slowaken bei den Aufständischen
"Bürger
aus EU-Ländern rücken aus, um in der Ostukraine gegen die EU und die
NATO zu kämpfen. Nach Angaben der Deutschen Wirtschafts Nachrichten
(DWN) wollen Ausländer dort sogar eigene Formationen bilden.
„Slowaken
und Tschechen, die derzeit in der Ostukraine mit Freiwilligen-Milizen
gegen ukrainische Armee kämpfen, wollen eine eigene Truppe
zusammenstellen, die der sogenannten internationalen Brigade der 15.
Armee angehören soll“, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten
Beitrag.
DWN schreibt weiter, dass die Brigade eine große Anzahl von
tschechischen und slowakischen Staatsangehörigen hat. „Sie sind mit
einer monatlichen Vergütung von etwa 340 Euro ausgestattet. Sie leben
in Baracken und sind mit Panzern und Schützenpanzern bewaffnet“, zitiert
DWN aus dem Nachrichtenportal aktuality.sk.
Ein Slowake habe dem
Portal seine politische Motivation mitgeteilt: „Die EU wird von uns als
Diktatur und die NATO als aggressiver Pakt wahrgenommen. Das hier ist
unsere Art, die EU und die NATO zu bekämpfen.“
Zur Bewaffnung der
Milizen habe der Slowake gesagt, dass beispielsweise ältere
Nagant-Revolver und Mossin-Repetiergewehre aus der Zeit des Zweiten
Weltkrieges eingesetzt würden. „Hinzu kommen Kalaschnikows der Kaliber
5,45 mm und 7,62 mm, Panzerabwehrwaffen – unter anderem des Typs PTUR,
Panzerabwehr-Granatwerfer der Klasse RPG und alle weiteren Waffen, die
erbeutet werden“, wurde der Kämpfer von DWN zitiert.
„Auf den Vorwurf
der Beteiligung russischer Offiziere oder Kommandanten am
Ostukraine-Konflikt, sagt der Mann: ‚In unserer Einheit gibt es nicht
einen russischen Kommandanten. Russland hilft uns politisch und
moralisch. Außerdem versorgen sie uns mit humanitärer Hilfe, welche mehr
als notwendig ist. Das russische Militär muss nicht hier an Ort und
Stelle sein.‘“ ..." (Sputnik, 12.6.15)
• Chevènement: Der Ukraine-Konflikt als Lackmustest
Die Wochenzeitung Le Monde diplomatique hat in ihrer Juni-Ausgabe vom 12.6.15 einen Text des französischen Politikers und Ex-Ministers Jean-Pierre Chevènement veröffentlicht, im französischen Original unter dem Titel "Crise ukrainienne, une épreuve de vérité", in der deutschen Ausgabe simpel unter dem Titel "Die Ukrainefrage". Chevènement,
der den Angaben zufolge im Auftrag des französischen Präsidenten
Francois Hollande bereits im Mai 2014 mit dessen russischen Amtskollegen
Wladimir Putin zusammentraf, kritisiert in dem Text deutlich den
Westen und dessen Politik, aber auch dessen antirussische
Stimmungsmache. Er schreibt u.a.:
"... Vorhersehbar war die
Ukrainekrise schon seit der Orange Revolution (2004) und dem ersten
Anlauf zum Nato-Beitritt (2008). Doch sie wäre vermeidbar gewesen, wenn
die Europäische Union die Verhandlungen über ein Assoziierungsabkommen
mit der Ukraine auf die seit 2003 anvisierte EU-russische Partnerschaft,
inklusive einer Freihandelszone 'von Lissabon bis Wladiwostok'
abgestimmt hätte.
Die EU hätte die enge Verflechtung der
ukrainischen und russischen Volkswirtschaften berücksichtigen müssen.
Und sie hätte sich nicht von den Anhängern der Nato-Osterweiterung
instrumentalisieren lassen dürfen. Stattdessen manövrierte brüssel die
Ukraine in die unmögliche Lage, zwischen Europa und Russland wählen zu
müssen. ...
Dass viele Ukrainer von der EU träumen, ist
verständlich. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob die Kommission das
mandat hatte, für die Normen und Standards der EU jenseits ihrer Grenzen
zu werben. Die Demonstranten auf dem Maidan wurden von prominenten
Politikern aus Europa, und vor allem aus den USA, ermutigt. NGOs und
westliche Medien starteten einen wahren Informationskrieg. Es ist
fraglich, ob die offene Unterstützung der Demonstranten, deren
Ordnungsdienst vor allem von den rechtsextremen Organisationen Rechter
Sektor und Swoboda gestellt wurde, nicht darauf hinauslief, das Projekt
der EU mit den Initiativen der Nato oder gar der USA und ihrer
Geheimdienste zu verwechseln.
Präsident Janukowitsch hat
zweifellos viele Fehler gemacht, aber er war immerhin gewählt. Seine
nicht verfassungskonforme Absetzung kann man als Revolution oder
Staatsstreich ansehen. In Moskau entschied man sich für die zweite
Interpretation. ...
Im Fall Krim stellte Putin die
strategischen Interessen Russlands im Schwarzen Meer über alle anderen
Erwägungen – auch aus der Befürchtung heraus, dass die neue ukrainische
Regierung den Pachtvertrag, der Russland die Flottenbasis von Sewastopol
bis 2042 sichert, nicht einhalten würde. ...
Noch Anfang
Mai 2014 hatte der russische Präsident seine Bereitschaft erklärt, den
Konflikt friedlich zu lösen. Er forderte die russischsprachigen Regionen
auf, eine innerukrainische Lösung zu finden. ...
Was in
der Ukraine stattfindet, ist ein Stellvertreterkrieg. Auf der einen
Seite stehen die ukrainische Armee und die 'Freiwilligenbataillone', die
von den USA und ihren verbündeten unterstützt werden, auf der anderen
die 'Separatisten', die sich auf die russischsprachige Bevölkerung
stützen, und natürlich auch auf Russlands Beistand, der sich als
humanitäre Hilfe ausgibt. Die Fortsetzung dieses Konflikts könnte die
Ukraine zum ewigen Zankapfel zwischen der EU und Russland machen. Mit
einem breit angelegten ideologischen Kreuzzug sind die USA bestrebt,
Russland zu isolieren und zugleich ihre Kontrolle über den Rest Europas
zu verstärken.
Die Verfechter eines neuen Kalten Krieges
beschreiben Rusland als Diktatur, die ein prinzipieller Feind der
universellen Werte ist und die UdSSR wiedererrichten will. Für jeden,
der das heutige Russland kennt, ist diese beschreibung überzogen, ja
nachgerade eine Karikatur. Putins Popularität beruht auf zwei Erfolgen:
dem ökonomischen Aufschwung des Landes, dessen Bruttoinlandsprodukt in
den 1990er Jahren um die Hälfte geschrumpft war, und der Tatsache, dass
er die Auflösung des Staates verhindern konnte. Putins Vision für
Russland ist nicht imperial, sondern national: Modernisierung und
Wahrung der Sicherheitsinteressen, wie sie jeder Staat hat. ...
Wir erleben ein Umschreiben der Geschichte, als hätte der Antikommunismus den Kommunismus überlebt.
Doch
die materielle Basis des Kalten Kriegs – die Konfrontation zweier
wirtschaftlich und ideologisch antagonistischer Systeme – existiert
nicht mehr. Der russische Kapitalismus hat zwar seine Besonderheiten,
aber es ist ein Kapitalismus unter anderen. ... Die eigentliche Frage,
um die es in der aktuellen Ukrainekrise geht, lautet aber, ob Europa in
der Lage ist, als unabhängiger Akteur in einer multipolaren Welt
aufzutreten, oder ob es sich mit seiner dauerhaften Unterordnung unter
die USA abfindet. Die Russophobie der medien erinnert in ihrer
Einseitigkeit an den Golfkrieg 1990/91. Die Konditionierung der
öffentlichen Meinung beruht auf Unbildung und Unkenntnis der heutigen
russischen realität; vielleicht hanedelt es sich auch um ein bewusst
polarisierendes, also manipulatives ideoligisches Konstrukt.
Russland
demonstriert heute eine Fähigkeit zur Selbstbehauptung. Und Frankeich
hat die Aufgabe, nach dem Normandie-Format, das auf seine Initiative
zurückgeht, das übergeordnete Interesse Europas zu vertreten. ... In der
Ukrainekrise scheint sich Merkels konservatives Deutschland viel zu
sehr nach den USA zu richten. Berlin könnte versucht sein, die
traditionelle 'Ostpolitik' gegenüber Russland aufzugeben, um Zugriff auf
die Ukraine zu gewinnen. 2010 gab es in der Ukraine 1800 Beteiligungen
von deutschen Unternehmen, von französischen nur 50.
Die
Ukraine stellt die natürliche Erweiterung des zentraleuropäischen
Reservoirs an billigen Arbeitskräften dar. Das ist ein
Wettbewerbsvorteil für die deutsche Industrie, die mit Lohnsteigerungen
in Mittel- und Osteuropa klarkommen muss. ..."
• Ukraine-Krieg Thema bei Putin-Besuch in Italien
"Der
Krieg in der Ukraine war das große Thema bei Putins Besuch in Italien.
Der Papst rief zu Frieden auf. Der russische Staatschef und Italiens
Premier bekräftigen die Wichtigkeit des Minsker Abkommens.
Papst
Franziskus hat bei einer Privataudienz mit dem russischen Präsidenten
Wladimir Putin zu gemeinsamen Anstrengungen für eine Lösung des
Ukraine-Konflikts aufgerufen. Franziskus habe in dem etwa 50 Minuten
langen Treffen »bekräftigt, dass eine aufrichtige und große Anstrengung
nötig ist, um den Frieden zu realisieren«, teilte der Vatikan am
Mittwochabend mit. Zuvor war Putin mit Italiens Regierungschef Matteo
Renzi zusammengetroffen und hatte wenige Tage nach dem G7-Gipfel eine
Zusammenarbeit mit der Gruppe der sieben führenden Wirtschaftsnationen
ausgeschlossen. Russland sei zu bilateralen Kontakten mit den
Mitgliedern bereit, sagte Putin bei einem Besuch auf der Expo in
Mailand. Früher habe Russland mit dem Gremium zusammengearbeitet und
eine »alternative Sichtweise« beigetragen. »Unsere Partner haben
entschieden, dass sie diese Alternative nicht mehr brauchen.« ...
Die
Krise in der Ukraine war neben der Situation im Nahen Osten auch das
Hauptthema bei der zweiten Privataudienz für Putin bei Papst Franziskus.
Der Argentinier bat laut Vatikansprecher Federico Lombardi darum, dass
sich in der Ukraine »alle Parteien einbringen, um die Beschlüsse von
Minsk umzusetzen«. Er schenkte Putin eine Medaille mit einem
Friedensengel und lud nach Vatikanangaben zur »Errichtung einer Welt der
Solidarität und des Friedens« ein. ...
Die Beziehungen
zwischen Italien und Russland gelten als weniger angespannt als zwischen
Moskau und anderen EU-Ländern und den USA. Jedoch sei der Handel
zwischen den Ländern 2014 um zehn Prozent und im ersten Quartal 2015 um
25 Prozent eingebrochen, sagte Putin. Russland werde auch so andere
Partner finden, doch müssten vorteilhafte Kontakte nicht unbedingt
abgebrochen werden. »Früher oder später werden die Einschränkungen
enden, mit denen wir heute zu tun haben.« Renzi erklärte, man sei sich
mit Russland einig, dass das Minsker Friedensabkommen umgesetzt werden
müsse." (Neues Deutschland, 12.6.15)
• Ölmulti Shell will sich aus Ostukraine zurückziehen
"Der
britisch-niederländische Energiemulti Shell erwägt die Einstellung
eines Fracking-Projekts in der Ostukraine. Aufgrund »höherer Gewalt«
habe der Konzern das Projekt zur Erschließung des Gasfeldes Jusiwska
bereits seit längerer Zeit nicht weiterverfolgen können, teilte Shell
mit Blick auf die Kampfhandlungen in der Gegend mit. Die Bedingungen für
das Projekt hätten sich verändert, so Shell. Mit dem Fracking-Vorhaben
wollte die Ukraine ihre Abhängigkeit von importierten Energieträgern aus
Russland reduzieren. Shell hatte bereits im Juli 2014 von einem Fall
der »höheren Gewalt« gesprochen – was üblicherweise ein Code dafür ist,
das ein Unternehmen, ohne Strafe zu befürchten, aus einem Vertrag
aussteigen kann. Das Projekt ist zum Teil in der Gegend der umkämpften
ostukrainischen Stadt Donezk sowie nahe der Frontlinie zwischen
ukrainischen Regierungstruppen und Unabhängigkeitskämpfern angesiedelt." (junge welt, 12.6.15)
• Russisches Pipelineprojekt durchkreuzt westliche Interessen
"Moskaus
Pipelineprojekt »Turkish Stream« stellt Vasallentreue von
Mitgliedsstaaten und Kandidaten gegenüber dem »Westen« auf die Probe
Ab
2019 will Russland der Ukraine den Gashahn zudrehen. »Der
russisch-ukrainische Gastransitvertrag wird nicht verlängert, ein neuer
ist nicht geplant«, sagte der Vizevorstandschef des Staatskonzerns
Gasprom, Alexander Medwedew, am Dienstag in Moskau. Davon betroffen
wären neben der Slowakei und Ungarn auch viele Balkanländer. Ihre
zukünftige Gasversorgung ist mit der Aufgabe des Projekts »South Stream«
in Frage gestellt. Die Pipeline sollte russisches Gas über Bulgarien
nach Europa leiten. Jedoch wurde das Vorhaben von der EU solange
blockiert, bis Moskau schließlich die Reißleine zog.
Im
vergangenen Dezember präsentierten Russland und die Türkei ein neues
Projekt: »Turkish Stream« soll russisches Gas ebenfalls durch das
Schwarze Meer in die Türkei transportieren. Von dort könnte es über
Griechenland und bei Bedarf bis nach Westeuropa weitergepumpt werden.
Doch die Pläne stehen im Widerspruch zu den geopolitischen Interessen
der USA. Mit allen Mitteln will Washington die Länder des Balkans –
allen voran Griechenland – an sich zu binden. Dabei wird jeder noch so
zaghafte Versuch einer Kooperation mit Russland torpediert. Jüngstes
Opfer dieser Politik war Mazedonien.
Der mazedonische
Präsident Nikola Gruevski wollte die westlichen Sanktionen gegen
Russland nicht mittragen; im März gab Skopje zudem bekannt, sich an
»Turkish Stream« beteiligen zu wollen. Anschließend kam es in der
ehemaligen jugoslawischen Republik zu politischen Spannungen: Anfang Mai
lieferten sich kosovo-albanische Separatisten eine mehrstündige
Schießerei mit der Polizei in der zweitgrößten Stadt Kumanovo, bei der
mindestens 22 Menschen starben. Kurz darauf rief die sozialdemokratische
Opposition zu Massenprotesten auf, um die Regierung zu stürzen. Ende
Mai beugte sich Gruevski dem Druck des Westens und erklärte, sich nicht
gegen den Willen von Washington und Brüssel an »Turkish Stream«
beteiligen zu wollen.
Die Nachricht aus Mazedonien wurde
auch in anderen Ländern verstanden: Am 28. Mai gab der serbische
Premierminister Aleksandar Vučić am Rande eines Wirtschaftsgipfels in
der albanischen Hauptstadt Tirana gegenüber der US-Nachrichtenagentur AP
bekannt, die »Gasquellen für Serbien diversifizieren« zu wollen. ...
Serbien
und Mazedonien haben sich mit der einseitigen Zuwendung zum Westen ins
Abseits manövriert. Mittlerweile ist auch unter den EU-Staaten ein
Wettlauf um den Zugang zu »Turkish Stream« entstanden. So soll der
slowakische Premierminister Robert Fico bei einem Besuch in Moskau
Anfang Juni gegenüber seinem russischen Amtskollegen Dimitri Medwedew
vorgeschlagen haben, die geplante Pipeline »Eastring« an »Turkish
Stream« anzuschließen. Die Leitung würde durch Ungarn, Rumänien und
Bulgarien führen, jedoch an Serbien und Mazedonien vorbei. Der Direktor
des russischen Fonds für nationale Energiesicherheit, Konstantin
Simonow, sagte gegenüber Sputnik News, die beide Länder müssten nun
»ihre Position überdenken«. Der Wettlauf um die Versorgung russische Gas
hat begonnen." (junge Welt, 12.6.15)
• Donezk: Westen schaut bei Kiewer Verstössen gegen Minsk II weg
"Die
Kiewer Armee setzt nach Angaben aus Donezk die verbotene reaktive
Artillerie ein, weil sie keine Angst vor OSZE-Beobachtern hat. „Die
ukrainische Seite tut das, weil der Westen einfach hinwegschaut“, sagte
der Vorsitzende des Volksrates der selbst ernannten Republik Donezk,
Andrej Purgin, am Donnerstag.
„Der unverhüllte Einsatz von
Raketengeschossen zeugt davon, dass Kiew vor nichts mehr Angst hat und
600 OSZE-Beobachter, die sich auf dem Territorium der Republik
aufhalten, einfach ignoriert… Niemand bestraft, allen ist es im Grunde
egal. Deshalb gerät die Ukraine außer Rand und Band. Das Vorgehen Kiews
wird vor allem von Europa und von den Normandie-Politikern (Angela)
Merkel und (Francois) Hollande geduldet. Sie verschließen schlicht die
Augen, obwohl sie mit ihren Unterschriften die Erfüllung der Minsker
Abkommen garantiert hatten“, kritisierte Purgin.
Er machte die ukrainischen Machthaber für die Eskalation des Konflikts im Donbass verantwortlich. ..." (Sputnik, 11.6.15)
• Poroschenko: Kein Bürgerkrieg in der Ostukraine – Zahl der Truppen seit Minsk II verdoppelt
"Wie
der ukrainische Präsident Petro Poroschenko erneut behauptet hat, gibt
es im Osten des Landes keine zivilen Konflikte oder Bürgerkrieg.
„Ich
sagte es immer und werde es auch immer sagen: Wir haben keinen zivilen
Konflikt, wir haben keinen Bürgerkrieg. Wir werden unser Land niemals
und niemandem weggeben“, äußerte Poroschenko bei einem Arbeitsbesuch
in Mariupol (Süden der Region Donetsk). In der Hafenstadt am Asowschen
Meer inspiziert der Staatschef den Bau militärischer
Befestigungsanlagen.
"Aber wir müssen (sie — d. Red.) nur
dann befreien, wenn wir stark genug sind und starkes Militär haben, und
wir werden mit der ganzen Welt befreien", sagte der ukrainische
Präsident. ..." (Sputnik, 11.6.15)
"Seit
Beginn der Waffenruhe mit den Milizen hat die Ukraine laut Präsident
Petro Poroschenko ihr Truppenaufgebot in der abtrünnigen Industrieregion
Donbass (Donezbecken) mehr als verdoppelt.
„Die
zahlenmäßige Stärke unserer bewaffneten Gruppierung ist von 22.000 am
15. Februar auf 55.000 Mann gewachsen“, sagte Poroschenko am Donnerstag
in Mariupol. In der Hafenstadt am Asowschen Meer inspiziert der
Staatschef den Bau militärischer Befestigungsanlagen. Laut ihm handelt
es sich bei den 55.000 Soldaten nur um Angehörige der Streitkräfte. Über
die Stärke anderer Kiew-treuer Verbände machte er keine Angaben.
Zuvor
bereits hatten die selbsterklärten Volksrepubliken Donezk und Lugansk
der Regierung in Kiew vorgeworfen, die Mitte Februar in Minsk
vereinbarte Waffenruhe für eine Verstärkung der Truppen zu nutzen. Nach
Angaben der Volksmilizen hat das ukrainische Militär in der vergangenen
Woche seine Artillerieangriffe intensiviert.
Der Generalstab in Kiew gestand ein,
schwere Waffen eingesetzt zu haben, die laut den Friedensvereinbarungen
von Minsk aus dem Frontgebiet hätten abgezogen werden müssen. Dies sei
nötig gewesen, um eine Offensive der Milizen zurückzuschlagen, hieß es
aus Kiew. ..." (Sputnik, 11.6.15)
• Moskau: USA stiften Kiew zu Kriegsfortsetzung an
"Das
russische Außenministerium hat die USA beschuldigt, die Regierung in
Kiew zur Fortsetzung des Krieges in der abtrünnigen Industrieregion
Donbass aufzuwiegeln.
„Anders als Russland, unternehmen die
Vereinigten Staaten keine realen Anstrengungen, um die Krise in der
Ukraine zu beenden und die humanitäre Katastrophe in Donezk und Lugansk
abzuwenden“, erklärte das Moskauer Außenamt am Donnerstag. Hingegen
würden die USA „Kiew zur Fortsetzung des mörderischen Bruderkriegs
anregen“. ..." (Sputnik, 11.6.15)
• Washington droht Moskau mit schärferen Sanktionen
"Die
USA und die anderen G7-Staaten zeigen sich bereit, neue Sanktionen
gegen Russland zu verhängen, um im Zusammenhang mit der Situation in der
Ukraine weiteren Druck auszuüben, teilte
das Weiße Haus am Mittwoch nach einem Treffen von US-Vizepräsident
Joseph Biden mit dem ukrainischen Premier Arseni Jazenjuk mit.
„Der
Vizepräsident betonte, dass die USA und ihre G7-Verbündeten bereit
sind, als Gegenmaßnahme zu den Handlungen Russlands weitere umfassende
Sanktionen zu verhängen, wenn es nötig sein wird“, heißt in einer
in diesem Zusammenhang unterbreiteten Mitteilung des Weißen Hauses.
Unter
anderem verwies Biden darauf, dass “die USA und ihre G7-Partner auf
einen weiteren Druck auf Russland abzielen, bis die Minsker
Vereinbarungen einschließlich Rückgabe des ukrainischen Teiles der
Grenze unter die Kontrolle der Ukraine sowie Abzug aller russischen
Soldaten und Waffen vom ukrainischen Territorium voll und ganz erfüllt
worden sind“. ..." (Sputnik, 11.6.15)
"Russland
hält in Sachen Sanktionen an dem Prinzip der Gegenseitigkeit fest und
würde keinerlei neue Sanktionsschritte ohne Antwort belassen, wie der
Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, am Donnerstag
zu Journalisten sagte.
„Russland hat wiederholt sein
Festhalten an dem Prinzip der Gegenseitigkeit in Sachen Sanktionen
bekräftigt. Selbstverständlich werden irgendwelche Sanktionsschritte –
im Hinblick auf das Gegenseitigkeitsprinzip — nicht unbeantwortet
bleiben“, so Peskow." (Sputnik, 11.6.15)
• Jazenjuk: Starke Armee als Garant für Minsk II
"Eine
starke ukrainische Armee ist nach Ansicht von Premier Arseni Jazenjuk
eine Voraussetzung für die Realisierung der Minsker
Friedensvereinbarungen für die Ost-Ukraine.
„Wir erwarten, dass das sogenannte Minsker Abkommen ein gutes Mittel für die Deeskalierung der Situation sein kann“, sagte er in einem CNN-Interview.
„Wir sind immer noch der Ansicht, dass dies die einzige Lösung ist.
Damit aber diese Lösung lebensfähig sein kann, müssen die diplomatischen
Bemühungen mit einer starken ukrainischen Armee unterstützt werden.
„Wir
müssen die Einheit zwischen der EU und den USA bewahren und gemeinsam,
kühn und effektiv gegen die von der Russischen Föderation angeführte
Aggression handeln.“ Nach Jazenjuks Worten befinden sich „mehr als
10.000 russische Militärstiefel“ auf dem Territorium der Ukraine.
Am
Dienstag war Jazenjuk mit einer Gruppe von US-Senatoren
zusammengetroffen, um Wege zu einer möglichen militärischen
Unterstützung der Ukraine zu erörtern. ..." (Sputnik, 10.6.15)
• Donezk weiter unter Beschuss durch Kiewer Truppen
"Donezk
kommt nicht zur Ruhe: In der Nacht hat die ukrainische Armee die
Hauptstadt der nicht anerkannten „Donezker Volksrepublik“ nach Angaben
der örtlichen Behörden mehrfach unter Beschuss genommen. Vor diesem
Hintergrund verspricht der ukrainische Premier Arseni Jazenjuk in den
USA eine Rückholung der abtrünnigen Industrieregion.
Durch
den nächtlichen Beschuss wurden acht Häuser in verschiedenen
Stadtvierteln, mehrere Heizwerke sowie der Bahnhof beschädigt, wie die
Stadtverwaltung am Dienstag mitteilte. Nach Angaben der Donezker
Volkswehr wurde eine Zivilistin in ihrem eigenen Haus getötet. Die
Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
(OSZE) bestätigten, dass auf dem Gelände des Bahnhofs mindestens drei
Geschosse eingeschlagen waren.
Der Vizechef der Volkswehr,
Eduard Bassurin, beschuldigte das ukrainische Militär, insgesamt 26
Geschosse aus Mörsern, Panzern und Granatwerfern auf Gebiete der
„Volksrepublik“ abgefeuert zu haben. Die ukrainische Armee warf
ihrerseits den Milizen vor, 40 Mal das Feuer eröffnet und dadurch gegen
die im Februar vereinbarte Waffenruhe verstoßen zu haben. Die Sprecherin
des Kiewer Verteidigungsministeriums, Viktoria Kuschnir, beteuerte,
dass die Regierungsarmee sämtliche schweren Waffen aus dem Frontgebiet
abgezogen habe. Nach Angaben der Volkswehr zog das Militär seine Waffen
nur teilweise ab. Das meiste schwere Kriegsgerät befinde sich weiter an
der Frontlinie.
Vor diesem Hintergrund hat der ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk bei einem Arbeitsbesuch in Washington versichert,
Kiew werde nicht nur das Donezbecken (Donbass), sondern auch die
Schwarzmeerhalbinsel Krim wieder unter seine Kontrolle bringen. ..." (Sputnik, 9.6.15)
• Marsch der Faschisten an die Front und durch die Institutionen
Jörg Kronauer gibt in Heft 6/2015 der Zeitschrift konkret einen aktuellen Überblick über die Aktivitäten der ukrainischen Faschisten:
"...
Die Freiwilligenmilizen, die im Osten der Urkaine kämpfen –
üblicherweise natürlich an der Seite der Regierungstruppen –, sind von
Anfang an ein Sammelbekcen all jener gewesen, die schon auf dem Majdan
zu Gewalt gegriffen hatten und nach Janukowitschs Sturz die an Russland
orientierten Kärfte im Donbass niederwerfen wollten. Unter ihnen waren
Faschisten wie etwa diejenigen vom Rechten Sektor überproportional
vertreten. Mehrere Milizen werden von bekannten Aktivisten der extremen
ukrainischen Rechten geführt, etwa das Bataillon des Rechten Sektors,
dessen Chef Dmitro jarosch sich schon Mitte der neunziger jahre in der
militanten Faschistenszene herumgetrieben und sich seit 2005 als Boss
der gewalttätigen Organisation Tryzub ('Dreizack') einen Namen gemacht
hatte, bevor er auf dem Majdan zur 'nationalen Revolution' aufrief.
Bekannt
geworden ist daneben vor allem das Bataillon Asow, in dem Neonazis auch
aus Westeuropa kämpfen und das als Symbol die Wolfsangel benutzt, die
in der Ukraine zuletzt von der SS-Division 'Das Reich' verwendet worden
war, als diese in den vierziger Jahren dort mordete. Asow-Führer Andrij
Bilezkij gehöt seit Beginn der 2000er Jahre dem Spektrum faschistischer
Gewalttäter in der Ukraine an. Zur parteiförmig orientierten Rechten
hingegen zählte der Kommandant des Bataillons Dnipro 1, Jurij Bereza:
Bevor er sich in den Bürgerkrieg in der Ostukraine warf, war er im
Kongress Ukrainischer Nationalisten (KUN) aktiv, die direkt auf die alte
Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) des NS-Kollaborateurs
Stepan Banderta rekuriert.
Dass sich langjährige Aktivisten
der militanten ukrainischen faschistenszene heute in den
Frewilligenbataillonen sammeln, liegt nahe: Ihnen ist der Kampf gegen
die stärker an Russland als an Kiew orientierten Aufständischen im
Donbass eine Herzensangelegenheit. ..."
Kronauer schreibt mit
Blick auf die jüngsten Auseinandersetzungen zwischen dem vom Oligarchen
Ihor Kolomojskij finanzierten Rechten Sektor und der Kiewer Führung, die
zur Umstellung der militärischen Zentrale der Faschistentruppe durch
Armeeeinheiten führten und mit der Ernennung von Jarosch zum Berater des
ukrainischen Generalstabes endeten: "Die Macht der faschistsichen Bataillone ist zur Zeit nicht zu brechen.
Das
liegt neben ihrer militärischen Bedeutung und ihrer oligarchischen
Anbindung auch an ihrer teils hohen Popularität. 'Die Bevölkerung
goutiert die Kampfhandlungen mehrheitlich, es findet eine Glorifizierung
des Militärs statt', musste der maijdannahe Politikwissenschaftler
Anton Schechowzow bereits im Oktober 2014 einräumen: 'Waffenträger sind
populär geworden.' Anfang Mai berichtete die 'FAZ', der Führer des
bataillons Donbass, Semen Sementschenko, werde 'in Teilen der
Öffentlichkeit' sogar 'wie ein Nationalheld verehrt'. Seine Anhänger
hatten den mann bereits im vergangenen Sommer aufgefordert, einen Marsch
auf Kiew zu starten und dort eine Militärdiktatur zu errichten. ..."
Zum "im Westen beliebten Märchen vom faschistenfreien ukrainischen Parlament" stellt Kronauer u.a. fest: "...
Nicht nur dass neben Jarosch sechs weitere Swoboda-Politiker per
Direktmandat in die Werchowna Rada einziehen konnten, darunter Michailo
Holowko aus Ternopil, ...; auch Andrij Bilezkij ist so beliebt, dass er
ein Direktmandat in Kiew gewann. ... Das ist der Kommandeur des
Bataillons Asow, der einst als Führer der neonazistischen
Sozial-Nationalen Versammlung die 'historische Mission' der Ukraine
darin sah, 'die weißen Rassen der welt in einem letzten Kreuzzug für ihr
Überleben anzuführen'. ...
Weil die Milizionäre so beliebt
sind, ließen alle heutigen Regierungsparteien einige von ihnen auf ihren
Wahllisten kandidieren oder banden sie anderweitig ein. Bilezkij wurde
in einen eigens geschaffenen 'Militärrat' der Partei 'Volksfront' von
Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk integriert. Von den 18 Milizionären,
die einen Sitz im ukrainischen parlament gewinnen konnten, standen zehn
auf der Wahlliste der 'Volksfront' oder auf andere Weise in
unmittelbarem Kontakt zu ihr. ...
Mit Tetjana Tschornowol
zog eine ehemalige Aktivistin der faschistischen Partei UNA-UNSO auf
'Volksfront'-Ticket in die Werchowna Rada ein. ... Nebenbei: Erster
stellvertretender Vorsitzender des Parlaments ist Andrij Parubij, 1991
Mitgründer der Sozial-Nationalen Partei der Ukraine (2004 umbenannt in
Swoboda). 2004 hat er die Partei zwar verlassen, als 'Kommandant des
Majdan' bewies er aber immer noch ein glückliches Händchen für die
zahlreichen randalierenden Faschisten. Und natürlich gehört Oleh
Ljaschko mit seiner 22köpfigen Fraktion dem Parlament an. ...
'Freudne
und Kameraden' finden leute wie Jarosch inzwischen an so mancher
Schaltstelle in der 'befreiten' Ukraine. Als etwa Ende Oktober 2014 ein
gewisser Wadim Trojan zum Polizeichef der Oblast Kiew ernannt wurde,
kündigte der in der Hauptstadt mit Direktmandat gewählte Parlamentarier
Borislaw Beresa, ein führender Aktivist von Jaroschs Rechtem Sektor,
gutgelaunt an, man werde von nun an eng mit den Sicherheitskräften
kooperieren. Kein Wunder: Trojan war zuvor stellvertretender Führer des
Bataillons Asow gewesen, ... Zur selben zeit sorgte Juri
Michatschischins Arbeitsplatzwechsel in der Ukraine für ein gewissens
Aufsehen. Michaltschischin war 2012 für Swoboda in das ukrainische
Parlament gewählt worden, er galt als einer der Chefideologen der
Partei. ... Immerhin hatte er einst ein
Joseph-Goebbels-Forschungszentrum gegründet ... und die Shoah zu 'einem
Lichtblick in der europäischen Zivilisation' erklärt. Im Spätsommer 2014
hatte es ihn zunächst in eine Miliz im Osten der Ukraine gezogen, bevor
er im Herbst einen Posten beim ukrainischen Geheimdienst antrat. Seine
Stellung dort beschrieb Michaltschischin selbst so: 'Leiter der
Propaganda- und Analyseeinheit'.
Während so mancher Faschist
den Marsch durch die Institutionen angetreten hat, heizen rechte
Gewalttäter das politische Klima in der Ukraine weiter an. ..."
• Kein Staatsstreich ohne die Faschisten
Die Nachdenkseiten veröffentlichten am 21.5.15 einen Auszug aus Ulrich Heydens Buch „Ein Krieg der Oligarchen. Das Tauziehen um die Ukraine“: "...
Wer den Maidan begreifen will, kommt mit Schubladendenken nicht weiter.
In Donezk traf ich Anhänger einer Föderalisierung der Ukraine, die mir
allen Ernstes erzählten, sie hätten mit den örtlichen MaidanAktivisten
sehr gute Diskussionen gehabt und einige Gemeinsamkeiten festgestellt.
Doch
dass der Einfluss der Nationalisten und Rechtsextremen auf diese
spontane Massenbewegung ständig wuchs, ist ein Fakt. Was war der Grund?
Die extremen Rechten waren die Einzigen, die auf außerordentliche,
außerparlamentarische Situationen vorbereitet waren. Sie hatten sich
bereits an der orangenen Revolution 2004 beteiligt, veranstalteten
paramilitärische Trainingslager, führten regelmäßig straff organisierte
Fackelmärsche zum Andenken an ihr Vorbild Stepan Bandera (1909 – 1959)
durch und träumten von einer »nationalen Revolution«, nicht aber von der
EU. In einer im Januar 2014 veröffentlichten Erklärung sprach sich der
Rechte Sektor gegen den Beitritt der Ukraine zur EU aus. Diese sei eine
Struktur »zur Unterdrückung der europäischen Völker».
Dass
sich der Massenprotest in der Ukraine entzündete, weil Präsident Viktor
Janukowitsch das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht unterzeichnen
wollte, störte den Rechten Sektor nicht im Geringsten, ein ganz anderes
Ziel auf die Tagesordnung zu setzen: Die »nationale Revolution«. Dass
dieses Ziel noch nicht aufgegeben wurde, zeigen auch die immer
wiederkehrenden Drohungen eines »dritten Maidan«. Diese Forderung kommt
insbesondere aus den Reihen der von Rechtsextremen gebildeten
Freiwilligen-Bataillone, die in der Ostukraine gegen die Separatisten
kämpfen und ihre militärischen Aktionen nicht immer mit dem Oberkommando
der ukrainischen Armee abstimmen. ...
Die zersplitterten
Gruppen machten im Dezember 2013 einen klugen Schritt. Sie schlossen
sich zum Rechten Sektor zusammen. Mit dabei waren der von Dmitri Jarosch
geführte Trisub (Dreizack), die von Andrij Belitzki geführten
»Patrioten der Ukraine«, Swoboda und Fußball-Ultras. Eben durch die
Bündelung der Kräfte gelang es den Rechten, dem Maidan ihr radikales
Konzept eines Staatsumsturzes aufzudrücken.
Ideologische
Vorarbeit hatte die Regierung von Viktor Juschtschenko (2005 – 2010)
geleistet. In der Ostukraine wurden russische Filme vermehrt in
ukrainischer Synchronisation gezeigt. Und im ganzen Land wurde der
»Holodomor«, die Hungerkatastrophe von 1932/33, mit einem Gedenktag
begangen. Mit dem Holodomor habe Stalin versucht, das ukrainische Volk
zu vernichten, so die Sichtweise der Juschtschenko-Regierung. Dabei
hatte es Anfang der 1930er Jahre Hungerkatastrophen auch in
Nordkasachstan und im russischen Kuban gegeben.
Die rechten
Gruppen auf dem Maidan traten immer militanter auf, und wer sich ihnen
in den Weg stellte, wurde nicht geschont. Am 19. Januar 2014 bekam
Vitali Klitschko beim Versuch den Sturm auf eine Polizeisperre vor dem
Regierungsviertel zu stoppen, von einem Radikalen eine volle Ladung
weißes Pulver aus einem Feuerlöscher ins Gesicht, so dass sich der
ehemalige Boxer erst einmal zurückziehen musste. Klitschko hatte sich
bei den Radikalen schon am 1. Dezember 2013 unbeliebt gemacht. Damals
hat er den Sturm der Gruppe »Bratstwo« (Bruderschaft) auf die
Präsidialverwaltung als Diskreditierung des Maidan kritisiert. Bei dem
Sturm wurden Ketten, Molotowcocktails und ein Schaufelbagger eingesetzt.
Nach Mitteilung der Innenbehörde wurden über 100 Polizisten verletzt.
Andere Beteiligte am Maidan gingen noch weiter. Sie sprachen von einer
durch das Janukowitsch-Regime eingefädelten Provokation, die das Ziel
habe, den Maidan zu diskreditieren. Doch Beweise für diese These wurden
nicht vorgelegt."
Ulrich Heyden: Ein Krieg der Oligarchen. Das Tauziehen um die Ukraine.
Paperback, 177 Seiten, EUR 12,90
PapyRossa Verlag, Köln 2015
ISBN 978-3-89438-576-7
• Finanzexperte: Ukraine braucht bis zu 100 Milliarden Dollar Finanzhilfe
"60
bis 100 Milliarden Euro müssten extern in die Ukraine gepumpt werden,
um das Land vor dem Staatsbankrott zu retten, so Gunter Deuber, Leiter
der volkswirtschaftlichen Osteuropa-Analyse bei der Raiffeisen Bank
International. Dieses Geldinstitut gehört zu den größten Auslandsbanken,
die in der Ukraine aktiv sind.
Wie der Experte sagte, macht
dabei der Russlandhandel immer noch etwa 20 Prozent des ukrainischen
Auslandshandels aus. „Russland ist immer noch der wichtigste
Wirtschaftspartner der Ukraine, und eine völlige Isolation gibt es
sowieso nicht von Russland.“ Eine Vertiefung dieser
Wirtschaftsbeziehungen wäre für Kiew sehr wichtig. „Dann wäre es auch
denkbar oder möglich, dass sich Russland am finanziellen Wiederaufbau
oder auch an der Sanierung der Ukraine beteiligt. Was unseres Erachtens
sehr wichtig wäre und ist gerade auch ein Thema der aktuellen
Umschuldung der Staatsschulden der Ukraine.“
„Diese 60 bis
100 Milliarden sind eine Gesamtsumme, die öffentliche Gelder, aber auch
substanzielle privatwirtschaftliche Investitionen beinhaltet“,
erläuterte Deuber. „Grob zur Hälfte sind es Gelder des öffentlichen
Sektors, sprich langfristige EU-Finanzierungen, Co-Finanzierungen, und
der Rest wären privatwirtschaftliche Investitionen, die notwendig sind.
Und hier wird es natürlich auch noch sehr viele Hürden zu überwinden
geben, denn aktuell ist die internationale Bereitschaft, die
Bereitschaft westeuropäischer Firmen in die Ukraine zu investieren,
in substantiellen Summen, sehr gering.“
Einen eventuellen
Wettbewerbsvorteil für die Ukraine im Vergleich zu den sehr
wettbewerbsstarken Nachbarn wie die Slowakei, Polen oder Ungarn könnte
in einem speziellen Wirtschaftsformat bestehen, das weiterhin einen
Zugang zum russischen Markt ermöglichen würde, meinte er. ..." (Sputnik, 18.5.15)
→ hier geht's zu Folge 218
→ alternative Presseschau aus ukrainischen, ostukrainischen und russischen Quellen
→ die täglichen Berichte der OSZE-Beobachtermission in der Ukraine
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