Am 1. März dieses Jahres war in der ZEIT zu lesen: "Damals Srebrenica, heute Homs. Die Welt darf nicht mehr zuschauen, wie ein Volk massakriert wird." Zwei Bosnier liefern die propagandistische Munition. Als Gaddafi 2011 weggebombt wurde, musste Misrata für den Vergleich herhalten, u.a. in der Süddeutschen: "Jeder Krieg hat einen Ort, der zum Symbol für Macht oder Ohnmacht der Welt wird: Sarajewo, Grosny und nun Misrata." Im Focus wurde Misrata zum zweiten Srebrenica. In Cicero war am 24. April 2011 Folgendes dazu zu lesen: "Immerhin scheint vorerst die Gefahr gebannt, dass Misrata zu einem zweiten Sarajewo oder gar einem neuen Srebrenica wird. Die Belagerung der bosnischen Hauptstadt 1992 bis 1996 und das Massaker in Srebrenica 1995 waren grausame Wendepunkte in den Balkankriegen. Sie haben Europa und die USA zum Eingreifen gezwungen und am Ende (im Kosovo) sogar dazu geführt, dass Deutschland wieder zu den Waffen griff." Nun also Homs, auch wenn sich die bewaffneten sogenannten Rebellen erst einmal zurückgezogen haben aus der Stadt und immerhin erfreulicherweise die dort verbliebene Zivilbevölkerung nicht länger zur Geißel ihres Krieges gegen die syrische Armee genommen haben.
Was bleibt, ist die Kriegshetze mit den immer gleichen Propaganda-Mitteln. Wie in Jugoslawien so in Libyen und nun auch in Syrien. Ich habe vor einiger Zeit neben einem interessanten Text der BBC von 2004 zu den angeblichen Massakern der Serben in Sarajewo, der diese Legende in Frage stellte, einen passenden Beitrag aus einer Zeitschrift der österreichischen Armee von 2005 gefunden. Darin heißt es u.a.: "So alt wie die Kriegsberichterstattung ist auch der damit verbundene Konflikt zwischen Wahrheit, Desinformation und Täuschung. Trotz des Bestrebens der Journalisten, professionell, umfassend und wahrheitsgetreu über einen Krieg zu berichten, war und ist es ihnen auf Grund der Militärzensur, aus Gründen der Geheimhaltung oder aus politischen Rücksichten oft nicht möglich, ein realistisches Kriegsbild zu zeichnen." Und dann wird am Beispiel Jugoslawien und auch der angeblichen Massaker der Serben in Sarajewo festgestellt: "Die diversen Beispiele zeigen, welche Gewaltbereitschaft durch Propaganda, Desinformation und Manipulation von Meinungen geweckt werden kann."
Zu Srebrenica sei in dem Zusammenhang auf zwei interessante Texte von George Pumphrey hingewiesen, in denen er sich mit den Meldungen über das vermeintliche Massaker von 1995 auseinandersetzt: "Srebrenica" und "Sechs Quellen der Srebrenica Legende" (PDF-Datei). Im Fall des Krieges gegen Jugoslawien 1999 wegen des Kosovo und angeblicher serbischer Verbrechen dort hat der Bundeswehrgeneral a.D. Heinz Loquai, der für die OSZE im Kosovo war, in zwei Büchern den Weg in diesen vermeidbaren Krieg nachgezeichnet. Bei der AG Friedensforschung ist ein Interview mit ihm dazu nachzulesen. In einem weiteren Interview stellte er klar: "Es ging nicht um die "humanitäre Katastrophe", sondern um die NATO". Ich finde diese Parallelen frappierend.
Die Propagandamaschinerie, die gegen Syrien eingesetzt wird, ist erprobt und bekannt. Sie wurde schon mehrfach beschrieben, so unter anderem von Andreas Elter in seinem Buch "Die Kriegsverkäufer: Geschichte der US-Propaganda 1917-2005", von Mira Beham in "Kriegstrommeln. Medien, Krieg und Politik", von Jörg Becker und Mira Beham in „Operation Balkan: Werbung für Krieg und Tod“, von John Mc Arthur in "Schlacht der Lügen" oder von Norman Solomon und Reese Erlich in "Angriffsziel Irak. Wie die Medien uns den Krieg verkaufen“. Das immer gleiche Muster funktioniert in erschreckender Weise immer wieder. In dem erwähnten Beitrag aus Österreich schreibt Autor Georg Geyer, Oberst des österreichischen Heeres: "Die Wahrheit im Krieg - so die Schlussfolgerung - ist eine eher zweitrangige Sache." Nun bleibt nur noch ab zu warten, ob diese wiederholte und fortgesetzte Propaganda ihr Ziel am Ende auch in Syrien erreicht.
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