Im Schweizer Tages-Anzeiger (den ich
als Lektüre nur empfehlen kann, allein wegen der zum Teil anderen, eben
Schweizer Sicht) vom 29. Februar 2012 habe ich folgendes interessante
Interview zu Syrien und zur Frage, ob da ein Diktator sein Volk
abschlachtet, gefunden:
"Die Mehrheit der Syrer steht offenbar hinter Assad"
Bashar al-Assad lässt seine Gegner einsperren, foltern und ermorden – so der Tenor in den meisten Medien. Doch ist die Situation wirklich so eindeutig? Orient-Experte Günter Meyer differenziert das gängige Bild.
Herr Meyer, was spielt sich zurzeit in Syrien ab?
Das Land steuert geradewegs auf einen Bürgerkrieg zu. Und wieder einmal hat der Konflikt auch einen religiösen Ursprung. Konservative und militante sunnitische Islamisten sehen nun die Möglichkeit, das schiitische Regime zu stürzen. Sie sind die treibende Kraft des Widerstands. Es läuft alles darauf hinaus, dass sich eine sunnitische Allianz mit den Monarchien auf der Arabischen Halbinsel – allen voran Saudiarabien und Katar – sowie den Sunniten im Irak, im Libanon und in der Türkei gewaltsam den Sturz Präsident Bashar al-Assads herbeiführen will. Eine Komponente, die bisher in der Medienberichterstattung ausser Acht gelassen wurde.
Die syrische Bevölkerung besteht aus über 60 Prozent Sunniten. Ist es nicht verständlich, wenn sich eine Mehrheit gegen die regierende Minderheit erhebt?
Ein Führungswechsel im Sinne eines demokratischen Systems wäre berechtigt. Doch was zurzeit in Teilen Syriens stattfindet, ist nichts anderes, als eine ethnische Säuberung. Zwar berichten die internationalen Medien von den Angriffen der syrischen Armee auf einen sunnitischen Stadtteil in Homs, wo sich die Aufständischen verschanzt haben, dass jedoch seit Monaten in anderen Stadtteilen sunnitische Scharfschützen Jagd auf die alevitische Wohnbevölkerung machen, wird nicht erwähnt. Es passieren schreckliche Dinge, die verschwiegen werden. (Anm. d. Red.: Aleviten sind Teil der schiitischen Gemeinschaft. Sie machen rund 10 Prozent der syrischen Bevölkerung aus. Zu ihnen gehört auch Bashar al-Assad).
..." [Anmerkung von mir: Die Redaktion meint wahrscheinlich die Alawiten - HS]
Mehr kann hier nachgelesen werden.
"Die Mehrheit der Syrer steht offenbar hinter Assad"
Bashar al-Assad lässt seine Gegner einsperren, foltern und ermorden – so der Tenor in den meisten Medien. Doch ist die Situation wirklich so eindeutig? Orient-Experte Günter Meyer differenziert das gängige Bild.
Herr Meyer, was spielt sich zurzeit in Syrien ab?
Das Land steuert geradewegs auf einen Bürgerkrieg zu. Und wieder einmal hat der Konflikt auch einen religiösen Ursprung. Konservative und militante sunnitische Islamisten sehen nun die Möglichkeit, das schiitische Regime zu stürzen. Sie sind die treibende Kraft des Widerstands. Es läuft alles darauf hinaus, dass sich eine sunnitische Allianz mit den Monarchien auf der Arabischen Halbinsel – allen voran Saudiarabien und Katar – sowie den Sunniten im Irak, im Libanon und in der Türkei gewaltsam den Sturz Präsident Bashar al-Assads herbeiführen will. Eine Komponente, die bisher in der Medienberichterstattung ausser Acht gelassen wurde.
Die syrische Bevölkerung besteht aus über 60 Prozent Sunniten. Ist es nicht verständlich, wenn sich eine Mehrheit gegen die regierende Minderheit erhebt?
Ein Führungswechsel im Sinne eines demokratischen Systems wäre berechtigt. Doch was zurzeit in Teilen Syriens stattfindet, ist nichts anderes, als eine ethnische Säuberung. Zwar berichten die internationalen Medien von den Angriffen der syrischen Armee auf einen sunnitischen Stadtteil in Homs, wo sich die Aufständischen verschanzt haben, dass jedoch seit Monaten in anderen Stadtteilen sunnitische Scharfschützen Jagd auf die alevitische Wohnbevölkerung machen, wird nicht erwähnt. Es passieren schreckliche Dinge, die verschwiegen werden. (Anm. d. Red.: Aleviten sind Teil der schiitischen Gemeinschaft. Sie machen rund 10 Prozent der syrischen Bevölkerung aus. Zu ihnen gehört auch Bashar al-Assad).
..." [Anmerkung von mir: Die Redaktion meint wahrscheinlich die Alawiten - HS]
Mehr kann hier nachgelesen werden.
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