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Freitag, 19. April 2013

Ein Blick auf das nordkoreanische "Schreckgespenst"

Was sich hinter dem nordkoreanischen "Schreckgespenst" verbirgt, davon ist nur wenig bekannt. Ein interessanter Beitrag dazu gewährt einen der seltenen Blicke darauf.
Dirk Reber, der für die Welthungerhilfe arbeitet und schon mehrmals in Nordkorea war, versucht in einem Beitrag für die NachDenkSeiten vom 18. April 2013 die schiefe Perspektive auf das Land etwas gerade zu rücken. Und weil das nicht nur interessant ist, sondern auch ein paar Klischees korrigieren helfen könnte, gebe ich den Beitrag auszugsweise wieder:
"Die Welthungerhilfe arbeitet als eine der wenigen europäischen Hilfsorganisationen seit über 15 Jahren in Nordkorea: Wir leben vor Ort und haben Kontakt zu den Menschen. Seit dem Beginn unserer Arbeit im Jahre 1997 haben wir in Nordkorea sehr viele Einblicke bekommen und zahlreiche Veränderungen wahrgenommen. Wir sind auch gegenwärtig vor Ort, wurden nicht aufgefordert das Land zu verlassen, haben tagtäglich Kontakt zu unseren Mitarbeitern in Pyongyang, haben unsere Projektaktivitäten nicht eingestellt und sehen auch keinerlei Belege oder Anzeichen einer gegenwärtigen oder aufkommenden Hungersnot."
Nahrungsmittel wichtiger als politische Ideologie, stellt Reber fest. Er macht darauf aufmerksam, dass in Folge der naturräumlichen Bedingungen nur ca. 20 Prozent der Fläche Nordkoreas landwirtschaftlich genutzt werden können. Hinzu kämen sehr schwieirige klimatische Bedingungen für die Landwirtschaft, mit eiskalten Wintern von Dezember bis Februar und starkem Monsumregen von Juli bis September. Ein wichtiger Faktor sei "eine mangelnde staatliche Leistungsfähigkeit". Es fehle an Dünger, modernen Maschinen und Ersatzteilen, sowie an Treibstoff und Strom. "Dennoch ist die Hungersnot der 90er Jahre schon seit vielen Jahren überwunden und die Nothilfe ist inzwischen von Selbsthilfeprojekten abgelöst worden." ...
Die Ernährungssicherung konnte in den Projektregionen stabilisiert werden, so Reber in dem Beitrag. Es fehle aber weiterhin in Nordkorea eine flächendenkende Versorgung mit hochwertigen Nahrungsmitteln wie reichhaltiges Gemüse und Obst, Fisch und Fleisch. Das habe zur Folge, dass vor allem Kleinkinder von einer chronischen Fehlernährung betroffen seien. Gegenwärtig sei besonders spürbar, wie unsicher die Grundversorgung ist. "Ende April ist der Beginn der Mangelperiode, weil die Vorräte der letzten Ernte aufgebraucht sind und die nächste Ernte erst ab Oktober zur Verfügung steht. Die Menschen in Nordkorea haben daher momentan andere Sorgen als den bestehenden Konflikt oder militärische Mobilmachung: die Beschaffung von Nahrungsmitteln für die Sicherung der Existenz der eigenen Familie."
Laut Reber gibt es Veränderungen in dem asiatischen Land, dem Stillstand, Isolation und sogar die Bedrohung des Weltfriedens vorgeworfen werden. Doch diese Veränderungen "geschehen langsam und im Kleinen" und würden in den großen Schlagzeilen untergehen. Das Wirtschaftssystem Nordkoreas, basierend auf der Staatsphilosophie „Juche“, sei planwirtschaftlich ausgerichtet und wird im Allgemeinen verantwortlich gemacht für die chronischen Mängel in allen Lebensbereichen. Es würden zwar größere Reformen bisher ausbleiben, so der Autor, um durch ein modernisiertes Wirtschaftssystem auch die Versorgung der Bevölkerung verbessern zu können. "Im Sommer 2002 wurden erste wirtschaftliche Reformen durchgeführt, die ländlichen Genossenschaften stellen seitdem ihre Betriebspläne mit mehr Eigenverantwortung auf, d.h. sie können freier entscheiden, was sie anbauen, und den Überschuss selbst vermarkten." Verbunden mit dem Engagement der internationalen Gemeinschaft seien die Wirkungen der Reformen seit einigen Jahren deutlich spürbar, die Ernährungssituation der ländlichen Bevölkerung habe sich erheblich verbessert. 
"Annäherung und Vertrauensbildung", das ist für Reber der Schlüssel. Den Hilfsorganisationen werde vorgeworfen, ihre Arbeit diene nicht allein den Menschen, sondern gezwungenermaßen auch dem Systemerhalt. "Trotz chronischer Notlage in sämtlichen Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens haben wir es in Nordkorea mit willensstarken und intakten staatlichen Strukturen zu tun. Vieles verläuft sehr bürokratisch, nicht zuletzt durch die restriktive Kommunikationspolitik." Die Arbeit und die Anwesenheit der Hilfsorganisationen sei nicht ohne Folgen geblieben. "Seit über fünfzehn Jahren arbeiten Nordkoreaner und Ausländer zusammen, bauen gegenseitige Vorurteile ab. Nordkoreaner haben erkannt, dass Ausländer nicht amerikanische Spione sind, und Ausländer haben erkannt, dass Nordkoreaner nicht alle im Stechschritt marschierende Roboter sind. Statt Zuteilung und Verordnung erleben wir gemeinsames Planen und Durchführen. ... Organisationen wie die Welthungerhilfe sind eines der wenigen Fenster, das die Nordkoreaner zur Außenwelt haben. Neben Studienreisen und Langzeitpraktika sehen sie durch die Zusammenarbeit wie „Zivilgesellschaft“ funktioniert. Dadurch wurde etwas geschaffen, was in der ganzen Bandbreite des Nordkorea-Konfliktes untergeht: gegenseitiges Vertrauen."

Hier geht's zum vollständigen Beitrag "Der Nordkorea-Konflikt aus Sicht der Welthungerhilfe: Es geht um die Menschen" auf den NachDenkSeiten

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