Angeblich geht es in und um Syrien um Demokratie, Freiheit und
Menschenrechte. Ausgerechnet die USA
behaupten das. In letzter Zeit häufen sich Berichte und Analysen, dass der
syrische Konflikt längst von religiösen Motiven dominiert wird und auch die
politische Opposition in den Hintergrund gedrängt ist.
„Ich bin mir dessen sicher, dass die
Konfrontation einen religiösen Charakter aufzuweisen hat. Es geht um Konflikte
zwischen Sunniten und Schiiten, Sunniten und Alawiten oder Christen. Eben hier
verläuft die Frontlinie, nicht aber in den politischen Aufrufen oder
Verletzungen von Rechten und Freiheiten. Ich sage Ihnen sogar mehr: Einfache
Menschen meinen, Bashar al Assads Problem sei, dass er nicht hart genug sei. Er
sei außerstande, die Macht so zu halten, wie das sein Vater getan hat. Eben
deshalb habe er zu viel Demokratie zugelassen, und die Situation sei jetzt ins
Wanken geraten. Das Volk unterstützt ihn nicht einfach, sondern vertritt den
Standpunkt, dass die einzig mögliche Macht im Nahen Osten nur die harte Macht
sein könne, und dass der Weg zur Demokratie evolutionär sein müsse. Deshalb
weist das Problem kein politisches Motiv auf, das ist kein Kampf um Freiheit
und Demokratie. Das Problem besteht im Schüren des zwischenkonfessionellen
Haders.“
Das stellt kein Politikexperte fest, sondern
der russische Journalist Wjatscheslaw Krasjko in einem Beitrag von Radio Stimme Russlands. Er war kürzlich mehrere Wochen in Syrien und
beschreibt, was er erlebte und sah.
Es ist nur ein Augenzeugenbericht, aber ein
interessanter, weil er auch manche Experteneinschätzung bestätigt. Selbst beim ZDF
sind sie schon dahinter gekommen: "Waffenlieferungen befeuern den
Syrien-Konflikt". Wem nutzt der
religiös dominierte Konflikt, dieser Bürgerkrieg um den richtigen Glauben?
Warum arbeitet die CIA bei der
Kontrolle der Waffenlieferungen an syrische "Rebellen" auch mit der Muslimbruderschaft zusammen, wie die New York Times berichtete?
Ein zerrissenes Syrien mit einer geschwächten
Zentralmacht lässt sich leichter für westliche Interessen ausnutzen und steht
diesen nicht mehr störend im Wege. So simpel und brutal ist das. In Irak kann
das seit 2003 beobachtet werden. Dafür werden die blutigen Auseinandersetzungen
zwischen Sunniten und Schiiten dort in Kauf genommen und zum Teil befeuert,
auch weil sie verhindern, dass es wieder zu so etwas wie nationaler Einheit im
Irak kommt. Jim Holt hat das Muster für das Land zwischen Euphrat und Tigris in
Le Monde diplomatique 12/2007
beschrieben: "Wenn es die USA geschafft hätten, im Irak eine starke,
demokratische Regierung aufzubauen, die sich dank einer eigenen Armee und
Polizei selbst wirksam schützen kann, und wenn die US-Truppen anschließend
abgezogen wären - was hätte diese irakische Regierung daran hindern können, wie
jedes andere Regime im Nahen und Mittleren Osten die Kontrolle über seine
eigenen Ölquellen zu übernehmen?"
Es geht jetzt auch in Syrien darum, einen neuen "failed state" zu schaffen, der leichter unter Kontrolle zu bringen und zu
halten ist. Und wenn dafür religiöse brutale Extremisten ausgehalten und
benutzt werden müssen, die als Minderheit die Bevölkerungsmehrheit
einschüchtern.
Für die eigenen Interessen und den eigenen Profit war
den herrschenden Kreisen des Westens bisher noch jedes Mittel recht, bis hin zu
faschistischen Diktaturen, die tatsächlich Krieg gegen die eigene Bevölkerung
führten (Chile, Argentinien, Griecheland, usw.), anders als Syriens Präsident
Bashar al-Assad. Wie ich schon mal in einem Kommentar schrieb: Es wäre auch
verwunderlich, wenn es anders wäre. Das Prinzip "Killing Hope", das
William Blum beschreibt, gilt weiter.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen