Reporter deutscher Medien begleiten meist die "Rebellen". Berichte von der anderen Seite sind eher selten. Der britische Reporter Robert Fisk liefert derzeit auch solche. In der britischen Zeitung The Independent sind derzeit Fisks Berichte aus Syrien zu lesen. Am 26. April 2013 veröffentlichte die Zeitung einen Beitrag ihres Reporters über Soldaten der syrischen Armee. Weil solche Texte in bundesdeutschen Medien kaum zu finden sind, habe ich den Bericht übersetzt (Hier ist der Origialbeitrag in der Ausgabe vom 26.4.2013 von The Independent zu finden. Hinweise auf eventuelle Übersetzungsfehler sind willkommen.):
Sie können für Syrien kämpfen, nicht für Assad. Sie können auch gewinnen: Robert Fisk berichtet aus Syrien
Der Tod schleicht sich an das syrische Regime ebenso an wie an die Rebellen. Aber an der Frontlinie des Krieges ist die Armee des Regimes nicht in der Stimmung, sich zu ergeben - und behauptet, sie brauche keine chemischen Waffen
Sie können für Syrien kämpfen, nicht für Assad. Sie können auch gewinnen: Robert Fisk berichtet aus Syrien
Der Tod schleicht sich an das syrische Regime ebenso an wie an die Rebellen. Aber an der Frontlinie des Krieges ist die Armee des Regimes nicht in der Stimmung, sich zu ergeben - und behauptet, sie brauche keine chemischen Waffen
Wolken hängen drückend tief über der Frontlinie der syrischen Armee auf einem Berggipfel im äußeren Norden von Syrien.
Regen hat gerade den Schnee abgelöst, taucht diese stark geschützte Festung in einen Sumpf aus Schlamm und stehenden Pfützen, wo Soldaten mit dem Wind in ihren Gesichter auf Beobachtungsposten stehen, ihre alten T-55 Panzer - die alten Warschauer Pakt-Schlachtrosse der 1950er Jahre – tropfen unter den Schauern, ihre Spuren im Schlamm, jetzt nur noch als Artilleriegeschütze genutzt. Sie sind "Schrott-Panzer" - Debeba Khurda – sage ich zu Oberst Mohamed, der Kommandeur der syrischen Armee-Spezialeinheit in dieser trostlosen Landschaft, und er grinst mich an. "Wir nutzen sie für die statische Verteidigung", sagt er offen. "Sie bewegen sich nicht."
Vor dem Krieg - oder "die Krise", wie Präsident Bashar al-Assads Soldaten gezwungen sind, ihn zu nennen – war Jebel al-Kawaniah eine TV-Übertragungsstation. Aber als die Anti-Regierungs-Rebellen sie eroberten, sprengten sie die Türme, holzten den Tannenwald ab, um ein freies Schußfeld zu schaffen, und bauten Erdwälle, um sich vor dem Feuer der Regierungstruppen zu schützen. Die syrische Armee erkämpfte sich die Hügel im Oktober letzten Jahres zurück, durch das Dorf Qastal Maaf – das jetzt zerstört und plattgewalzt an der alten Straße bis zur türkischen Grenze bei Kassab liegt – und stürmte das Plateau, das jetzt ihre Frontlinie ist.
Auf ihren Karten gab die syrische Armee dem „Kawaniah Mountain“ einen Codenamen nach ihren eigenen militärischen Koordinaten. Er wurde „Punkt 45“ genannt – Punkt 40 liegt östlich durch die Düsternis der Berge – und sie verteilen ihre Truppen in Zelten unter den Bäumen von zwei benachbarten Hügeln. Ich klettere auf einen der T-55 und kann sie durch den Regen zu sehen. Es gibt dumpfe Explosionen über dem Tal und das gelegentliche "Pop" von Handfeuerwaffen und, eher beunruhigend, Oberst Mohamed weist darauf hin, dass der nächste Wald immer noch in den Händen seiner Feinde ist, kaum 800 Meter entfernt. Ein Soldat sitzt im Panzerturm mit einem schweren Maschinengewehr und lässt seine Augen nicht von den Bäumen.
Es ist immer eine unheimliche Erfahrung, unter Bashar al-Assads Soldaten sitzen. Das sind die "bad guys" des Regimes, heißt es im Rest der Welt – obwohl in Wahrheit die Geheimpolizei dieses Landes diesen Titel verdient – und ich bin mir sehr wohl bewusst, dass diesen Männer gesagt worden ist, dass ein westlicher Journalist in ihre Schützengräben und Befehlsunterstände kommt. Sie baten mich, nur ihre Vornamen zu verwenden, aus Angst, dass ihre Familien getötet werden können; sie erlauben mir, alles zu fotografieren, was ich wünsche, bloß nicht ihre Gesichter – eine Regel, die die Rebellen manchmal von Journalisten aus dem gleichen Grund erbitten – aber jeder Soldat und Offizier, den ich sprach, darunter ein Brigadegeneral, gaben mir ihren vollen Namen und ihre IDs.
Solch ein Zugang zu der syrischen Armee war fast unvorstellbar vor ein paar Monaten und es gibt gute Gründe, warum. Die Armee glaubt, dass sie endlich wieder Boden zurückgewinnt gegenüber der Freien Syrischen Armee und den islamistischen al-Nusra-Kämpfern und den verschiedenen Al-Kaida-Ablegern, die derzeit einen Großteil des ländlichen Raumes von Syrien beherrschen. Von Punkt 45 sind sie kaum anderthalb Meilen von der türkischen Grenze entfernt und beabsichtigen, das Gelände dazwischen einzunehmen. Außerhalb Damaskus haben sie ihren blutigen Weg gekämpft durch zwei von den Rebellen kontrollierte Vororte. Während ich zu den Hügel-Positionen schlich, drohte den Rebellen der Verlust der Stadt Qusayr außerhalb von Homs während gleichzeitig die Opposition beschuldigt wurde, in großem Umfang Zivilisten zu töten. Die Hauptstraße von Damaskus nach Latakia an der Mittelmeerküste wurde von der Armee wiedereröffnet. Und die Einheiten, die ich bei Punkt 45 traf, waren von einer anderen Sorte Mensch als die Soldaten, die verdorben waren von 29 Jahren Quasi-Besatzung im Libanon, die kampflos nach Syrien zurückkamen im Jahr 2005, die Disziplin der Soldaten rund um Damaskus eher ein Witz als eine Bedrohung für irgendjemand. Bashars Special Forces erscheinen nun zuversichtlich, rücksichtslos, politisch motiviert, eine Gefahr für ihre Feinde, ihre Uniformen smart, ihre Waffen sauber. Die Syrer haben sich längst an die Behauptungen Israels gewöhnt – zwangsläufig wiederholt von der „Echo-Maschine“ in Washington –, dass Bashars Truppen chemische Waffen eingesetzt hätten; wie ein Geheimdienst-Offizier in Damaskus bissig bemerkte: „Warum sollten wir chemische Waffen einsetzen, wenn unsere Mig-Flugzeuge und ihre Bomben unendlich mehr Zerstörung anrichten?“ Die Soldaten am Punkt 45 gaben Übertritte zur Freien Syrische Armee zu, ebenso die riesigen Verluste ihrer eigenen Männer – zwangsläufig als „Märtyrer“ bezeichnet – und machten kein Geheimnis aus ihren eigenen Opferzahlen in den gewonnenen und verlorenen Schlachten.
Ihr letzter "Märtyrer" am Punkt 45 wurde von einem Rebellen-Scharfschützen vor zwei Wochen erschossen, der 22-jährige Special Forces-Soldat Kamal Aboud aus Homs. Er starb wenigstens als Soldat. Oberst Mohamed beklagt, dass Soldaten auf Urlaub mit Messern hingerichtet wurden, wenn sie in feindliches Gebiet kamen. Ich erinnere mich, dass die UNO diese Armee wegen Kriegsverbrechen anklagt und erinnere Oberst Mohamed daran – dessen vier Schusswunden in seinen Armen zeigen, dass er seine Soldaten von vorn führt, nicht von einem Bunker aus –, dass seine Soldaten sicherlich bestimmt waren, die Golanhöhen von Israel zu befreien. Israel ist im Süden, sage ich, und hier kämpft er sich nach Norden in Richtung Türkei. Warum?
„Ich weiß, aber wir bekämpfen Israel. Ich trat in die Armee ein, um Israel zu bekämpfen. Und jetzt bekämpfe ich Israels Handlanger. Und die Werkzeuge von Saudi-Arabien und Katar, auf diese Weise kämpfen wir für Golan. Dies ist eine Verschwörung und der Westen hilft den ausländischen Terroristen, die nach Syrien kamen, die gleichen Terroristen, die Sie versuchen, in Mali zu töten.“ Das hatte ich vorher gehört, natürlich. Die "Moamarer", die Verschwörung, sitzt bei allen Interviews in Syrien neben mir. Aber der Oberst räumt ein, dass die beiden syrischen T-55, die jeden Morgen auf Punkt 45 Granaten abfeuern, die selben alten Kriegs-Gefährte wie seinen eigenen Panzer und damit Zwillingspaare sind, dass seine Feinde ihre Artillerie von der Regierungsarmee übernommen haben und dass zu seinen Gegnern Männer aus der Armee Bashar al-Assads sind.
Auf dem Weg nach Qastel Maaf, auf der Autobahn bis zur türkischen Grenze, erzählt mir ein General, die Armee habe gerade zehn Saudis, zwei Ägypter und einen Tunesier getötet – ich habe keine Papiere gesehen, die das beweisen – aber die Soldaten am Punkt 45 zeigen drei Funkgeräte, die sie ihren Feinden abgenommen haben. Eine trägt das Markenzeichen „HXT Commercial Terminal“, die beiden anderen sind „made by Hongda“ und die Gebrauchsanweisungen sind in Türkisch. Ich frage sie, ob sie die Kommunikation der Rebellen abhören. "Ja, aber wir verstehen sie nicht", sagt ein Major. "Sie sprechen türkisch und wir verstehen kein Türkisch." Sind es Türken oder turkmenische Syrer aus den Dörfern im Osten? Die Soldaten zucken mit den Achseln. Sie sagen, sie haben auch arabische Stimmen gehört, mit libyschen und jemenitischen Akzenten. Und angesichts der Tatsache, dass die große und gute Nato derzeit besessen ist von "ausländischen Dschihadisten" in Syrien, vermute ich, dass diese syrische Soldaten die Wahrheit sagen.
Die schmalen Wege dieser schönen Landschaft im Norden verbergen die Bösartigkeit der Kämpfe. Cluster von roten und weißen Rosen überwuchern die Mauern der verlassenen Häuser. Ein paar Männer kümmern sich um die vielen Orangenplantagen, die um uns herum leuchten, eine Frau kämmt ihr langes Haar auf einem Dach. Der See von Balloran glitzert in der Frühlingssonne zwischen Bergen, die noch mit Pulver aus Schnee gekrönt sind. Es erinnert mich erschreckend an Bosnien. Einige Meilen weiter sind die Dörfer immer noch bewohnt, eine christliche griechisch-orthodoxe Gemeinde von zehn Familien mit einer Kirche, gewidmet der Marienerscheinung einer Frau namens Salma, ein moslemisches Alawiten-Dorf, dann ein moslemisches Sunniten-Dorf in der Nähe der Front, aber immer noch koexistierend; der Geist des alten säkularen, nicht-sektiererischen Syriens, das zurückkehren werde, sobald der Krieg vorbei ist, wie beide Seiten versprechen - mit immer weniger Glaubwürdigkeit.
Dann bin ich in einem zertrümmerten Dorf namens Beit Fares, wo Hunderte von syrischen Soldaten zu sehen sind, die in den umliegenden Wäldern patrouillieren. Ein anderer General greift in seine Tasche und zeigt ein Handy-Video der Armee von toten Rebellen. "Alle sind Ausländer", sagt er. Ich sehe genau wie die Kamera verweilt bei den bärtigen Gesichtern, manche verzerrt in Angst, andere im traumlosen Schlaf des Todes. Sie wurden zusammen gehäuft. Und, am unheimlichsten von allem, sehe ich einen Militärstiefel, der zweimal auf die Köpfe der Toten niedergeht. An die Wand des Schützengrabens hat jemand geschrieben: "Wir sind Soldaten des Assad - zur Hölle mit Euch Hunden der bewaffneten Gruppen von Jabel al-Aswad und Beit Shrouk."
Dies sind die Namen einer Reihe von kleinen Dörfern, die immer noch in den Händen der Rebellen sind – die Dächer ihrer Häuser sind von Punkt 45 zu sehen – und Oberst Mohamed, ein 45-jähriger Veteran des Libanon-Krieges zwischen 1993 und 1995, zählt die anderen auf: Khadra, Jebel Saouda, Zahiyeh, al-Kabir, Rabia ... Ihr Schicksal erwartet sie. Ich frage die Soldaten, wie viele Gefangene sie in ihren Kämpfen nahmen, mit lauter Stimme sagen sie "Keine". Was, frage ich, selbst wenn sie behaupten, 700 "Terroristen" in einem Gefecht getötet zu haben? "Keine", antworten sie wieder.
Gegenüber einem zerschossenen Schulgebäude ist ein völlig zerstörtes Haus. „Ein lokaler Terroristenführer starb dort mit all seinen Männern“, erzählt der Oberst. „Sie haben sich nicht ergeben.“
Ich bezweifle, dass sie die Chance dazu hatten. Aber bei Beit Fares entkamen einige Rebellen zu Jahresbeginn – berichtet General Wasif von Latakia - mit ihrem lokalen Führer, ein syrischer Geschäftsmann. Wir betreten die ruinierte Villa des Mannes auf den Hügeln dieses verlassenen Turkmenen-Dorfes – die Bewohner sind jetzt in türkischen Flüchtlingslagern, erzählt mir der General – und es scheint, dass der Geschäftsmann wohlhabend war. Die Villa ist umgeben von bewässerten Obstgärten mit Zitronen-, Pistazien- und Feigenbäumen. Es gibt einen Basketballplatz, einen leeren Swimmingpool, Kinderschaukeln, ein zerbrochener Marmor-Brunnen - in dem noch türkisch beschriftete Dosen mit gefüllten Weinblättern liegen - und marmorummauerte Wohnzimmer und Küche und eine feine Platte über der vorderen Tür sagt auf arabisch: "Gott segne dieses Haus." Es scheint, das hat er nicht.
Ich pflücke einige Feigen aus dem verlassenen Obstgarten des Geschäftsmannes. Die Soldaten tun das Gleiche. Aber sie schmecken scharf und zu sauer und die Soldaten spucken sie aus, sie bevorzugen die Orangen, die an der Straßenseite hängen. General Fawaz spricht mit einem anderen Offizier und hebt eine explodierte Rakete auf, um sie zu begutachten. Das Geschoss ist vor Ort hergestellt, die Schweißnaht unprofessionell – aber identisch mit all den Qassam-Raketen, die die palästinensische Hamas-Bewegung aus dem Gazastreifen auf Israel feuert. "Jemand aus Palästina erzählt den Terroristen, wie diese zu machen sind", sagt General Fawaz. Oberst Mohamed bemerkt ruhig, dass, als sie das Dorf stürmten, sie Autos und Lastwagen mit türkischen Militär-Nummernschildern fanden - aber keine türkischen Soldaten.
Es ist eine seltsame Beziehung mit der Türkei hier oben. Recep Tayyip Erdogan mag Assad verurteilen, aber die nächste türkische Grenzstation anderthalb Meilen entfernt bleibt offen, nur noch der Grenzposten verbindet die Türkei und das von der Regierung kontrollierte syrische Territoriums. Einer der Offiziere bezieht sich auf eine alte Geschichte über den Umayyad-Kalifen Muawiya, der gesagt hat, dass er ein dünnes Stück seines eigenen Haares behalten hat, „um mich mit meinen Feinden zu verbinden“. "Die Türken haben diese eine Grenze mit uns offen gelassen", sagt der Offizier, "um nicht das Haar von Muawiya zu zerschneiden." Er lächelt nicht, und ich verstehe, was er sagt. Die Türken wollen immer noch eine physische Verbindung mit dem Assad-Regime aufrecht erhalten. Erdogan kann nicht sicher sein, dass Bashar al-Assad diesen Krieg verlieren wird.
Viele der Soldaten zeigen ihre Wunden; wertvoller für sie, vermute ich, als Orden oder Rangabzeichen. Außerdem haben die Offiziere bereits ihre Goldinsignien an der Front entfernt - anders als Admiral Nelson wollen sie von den morgendlichen Scharfschützen der Rebellen abgeschossen werden. Die Morgendämmerung scheint die tödlichste Zeit. Auf einer Straße zeigt mir ein Unterleutnant seine eigenen Wunden. Es ist ein Kugeleinschuss unter seinem linken Ohr. Auf der anderen Seite seines Kopfes läuft eine grausame lila Narbe nach oben in Richtung seines rechten Ohres. Der Schuss ging richtig durch den Hals und er überlebte. Er war glücklich.
So waren die Soldaten der Special Forces, die nach versteckten Landminen suchten, im westlichen Sprachgebrauch IED. Ein junger syrischer Artillerie-Offizier in Qastal Maaf zeigt mir die zwei eiserne Granaten, die unter der Straße begraben waren. Eine von ihnen ist fast zu schwer für mich, sie anzuheben. Die Sicherung ist türkisch beschriftet. Eine Antenne verband den Sprengkörper mit dem Auslöser eines Rebellen in Sichtweite für die Detonation. Ein technischer Minen-Detektor - "unsere ganze Ausrüstung ist russich", rühmen die Soldaten - alarmierte die Patrouille vor dem Sprengkörper,bevor die Soldaten darüber liefen.
Aber der Tod schwebt über der syrischen Armee, wie er auch ihre Feinde verfolgt. Der Flughafen in Latakia ist nun ein Ort des ständigen Klagens. Kaum dass ich ankomme, finde ich weinende Familien mit tränenüberströmten Gesichter vor dem Terminal, auf die Leichen ihrer Soldaten- Söhne und -Brüder und –Ehemänner wartend, Christen zum größten Teil, aber auch Muslime, die Mittelmeerküste ist das Kernland der Christen und Alawiten und eine Minderheit der Sunniten. Eine christliche Frau wird von einem alten Mann zurückgehalten, als sie versucht, sich auf die Straße zu legen, Tränen strömen über ihr Gesicht. Ein Lastwagen neben der Abflughalle ist mit Kränzen beladen.
Eine für die Familien der Hinterbliebenen verantwortlicher General sagt mir, dass der Flughafen zu klein für diese trauernde Menge ist. „Die Hubschrauber bringen unsere Toten hierher aus dem ganzen nördlichen Syrien", sagt er. „Wir müssen nach all diesen Familien suchen und rausfinden, wo sie wohnen, aber manchmal gehe ich zu ihnen um ihnen vom Tod des Sohnes zu berichten und finde heraus, dass sie bereits drei Söhne als Märtyrer verloren haben. Es ist zu viel.“ Vergessen Sie „Private Ryan“. Ich sehe neben dem Kontrollturm einen verwundeten Soldaten humpelnd auf einem Bein, ein Verband bedeckt teilweise sein Gesicht, seinen Arm um einen Kameraden, als er zum Terminal hinkt.
Militärstatistiken, die ich sah, lassen schließen, dass 1.900 Soldaten aus Latakia in diesem schrecklichen Krieg getötet wurden, weitere 1.500 aus Tartus. Aber das muss hinzugerechnet werden zu den Zahlen der von Alawiten und Christen bewohnten Dörfer in den Hügeln oberhalb von Latakia, um die individuellen Kosten zu verstehen. Hayalin zum Beispiel, ein Dorf von 2.000 Seelen, hat 22 Soldaten verloren und 16 weitere gelten als vermisst. Das bedeutet real 38 Tote. Viele wurden in Jisr al-Shughur im Juni 2011 getötet, als die syrische Armee 89 Tote durch einen Rebellen-Hinterhalt verlor. Ein Dorfbewohner namens Fouad berichtet von einem Überlebenden aus dem Nachbardorf kam. „Ich rief ihn an, um zu fragen, was mit den anderen Männern passiert ist“, erzählte er. „Er sagte: ‚Ich weiß es nicht, weil sie meine Augen rausschnitten.‘ Er sagte, dass ihn jemand abführte und er dachte, er würde exekutiert werden, aber fand sich in einem Krankenwagen wieder und wurde ins Krankenhaus in Latakia gemacht.“ Einer der Toten von Jisr al-Shughur wurde nach Hayalin zurückgebracht, aber Verwandten fanden in seinem Sarg nur seine Beine. „Der neueste Märtyrer aus Hayalin wurde erst vor zwei Tagen getötet“, erzählte mir Fouad. „Er war ein Soldat namens Ali Hassan. Er hatte gerade geheiratet. Sie konnten nicht einmal seinen Körper zurückbringen. "
Das Dröhnen der 24 syrischen Kampfhubschrauber auf dem Vorfeld hinter dem Terminal zeigen die Kraft der Regierungs-Waffen. Aber Soldaten erzählen ihre eigenen Geschichten von Angst und Einschüchterung. Dass die Rebellen die Familien der Regierungssoldaten bedrohen ist eine seit langem anerkannte Tatsache. Aber ein Soldat hat mir trostlos erzählt, wie seinem älteren Bruder befohlen wurde, ihn zu überreden, die Armee verlassen. „Als ich mich weigerte, brachen sie meinem Bruder die Beine“, sagte er. Als ich fragte, ob andere diese Erfahrung geteilt haben, wurde ein 18-jähriger Soldat zu mir gebracht. Die Beamten boten, den Raum zu verlassen, als ich mit ihm sprach.
Er war ein intelligenter junger Mann, aber seine Geschichte war einfach und unvorbereitet erzählt. Es war keine Propagandarede. „Ich komme aus der Provinz Idlib und sie kamen zu meinem Vater und sagten, sie brauchte mich dort“, erzählte er. „Aber mein Vater weigerte sich und sagte: ‚Wenn Sie meinen Sohn wollen, gehen Sie und bringen Sie ihn her - und wenn Sie das tun, werden Sie mich hier nicht finden, um ihn zu begrüßen.‘ Dann schickte mein Vater die meisten seiner Familie in den Libanon. Mein Vater und meine Mutter sind immer noch da, und sie sind immer noch bedroht.“ Ich erzähle den Offizieren später, dass ich nicht glaube, dass jeder syrische Überläufer wegen seiner bedrohten Familie die Armee verlasse, dass einige Soldaten zutiefst mit dem Regime nicht einverstanden sind. Sie sind einverstanden, aber bestehen darauf, dass die Armee stark bleibt.
Oberst Mohamed, der militärische Strategie mit Politik mischt, sagt, dass er den ausländischen "Anschlag" gegen Syrien als wiederholte Version des Sykes-Picot-Abkommen des Ersten Weltkriegs ansieht, als Großbritannien und Frankreich unter sich heimlich die Aufteilung des Nahen Ostens - einschließlich Syrien - ausmachten. „Jetzt wollen sie das Gleiche tun“, sagt er. „Großbritannien und Frankreich wollen den Terroristen Waffen geben, um uns zu spalten, aber wir wollen ein vereintes Syrien, in dem alle unsere Leute zusammen leben, demokratisch, sich nicht um ihre Religion kümmern, aber friedlich leben ...“ Und dann kam das Knirschen. „... unter der Leitung von unserem Vorkämpfer Dr. Bashar al-Assad.“
Aber es ist nicht so einfach. Das Wort „Demokratie“ und der Name von Assad passen für viele in Syrien nicht sehr gut zusammen. Und ich denke eher, dass die Soldaten der offiziellen Syrischen Arabischen Armee für Syrien statt für Assad kämpfen. Aber sie kämpfen und vielleicht, jetzt, gewinnen sie einen aussichtslosen Krieg. Bei Beit Fares besteige ich einmal mehr die Brustwehr und der Nebel steigt aus den Bergen. Dies könnte Bosnien sein. Das Land ist atemberaubend, die grau-grünen Hügel gehen in blaue samtene Berge über. Ein wenig Himmel. Aber die Früchte entlang dieser Front sind wirklich bitter.
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