US-Vizepräsident Joe Biden war dieser Tage wieder
einmal in Kiew, wo seit Februar 2014 Kräfte regieren, die als Zöglinge
und Handlanger der USA zu bezeichnen sind. Doch Biden schien mit jenen
unzufrieden zu sein, wie u.a. in der Online-Ausgabe der Badischen Zeitung am 9. Dezember 2015 zu lesen war:
"US-Vize-Präsident mahnt bei seiner Rede in Kiew eindringlich, endlich die Korruption einzudämmen. ...
Biden sparte nicht mit kritischen Worten und rief die ukrainischen Politiker dazu auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. ...
Biden ermahnte die "politische Klasse" des Landes, die nötigen Reformen in Verwaltung, Wirtschaft und Justiz endlich umzusetzen. "Jeder einzelne von Ihnen weiß, was zu tun ist", sagte er. ...
Wie bei seinen Treffen am Montag, als Biden eine lange Unterredung mit Präsident Poroschenko hatte, legte der US-Politiker seinen Fokus auf das Thema Korruption. "Korruption ist wie ein Krebsgeschwür und es gibt in Europa kein Land, in dem Korruption derart stark auftritt", sagte Biden. Die Organisation Transparency International stuft die Ukraine in einem Ranking der am wenigsten korrupten Länder auf Platz 142 von 175 ein. Den Menschen in der Ukraine sei es nicht zuzumuten, so Biden, dass dies von der Politik geduldet werde. Die Regierung tue nicht genug: "Eine Anti-Korruptionsbehörde aufzumachen und einen Anti-Korruptions-Staatsanwalt zu bestellen, reichen bei weitem nicht", tadelte Biden. ..."
Den Tadel sprach mit Biden ausgerechnet ein hochrangiger Politikdarsteller aus dem Land aus, aus dem zum Beispiel die Online-Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung vom 8. Dezember 2015 Folgendes berichte:
"Das Parlament des Gliedstaates New York gilt als Sumpf der Korruption: Führende Politiker wurden jüngst schuldig gesprochen oder verantworten sich derzeit vor Gericht. ...
Der Filz betrifft Republikaner und Demokraten – wohl darum war er kein politisches Thema in Albany. Dafür ist die Justiz nun aktiv. Vergangene Woche wurde der Demokrat Sheldon Silver, bis vor kurzem Vorsitzender des Unterhauses, nach einem fünf Wochen dauernden Jury-Verfahren in sieben Anklagepunkten der Korruption, des Amtsmissbrauches und des Vertrauensbruchs schuldig gesprochen. Das Strafmass ist noch nicht festgesetzt, doch drohen ihm in jedem der Anklagepunkte bis zu zwanzig Jahre Gefängnis. Gleichzeitig findet ein Prozess gegen den Republikaner Dean Skelos statt, den Vorsitzenden des Senats (Oberhaus). Silver und Skelton bildeten, zusammen mit dem Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, das führende Trio des Gliedstaates.
Der 71-jährige Silver – er vertrat Lower Manhattan inklusive Wall Street und das Gebiet, in dem das World Trade Center stand, im Unterhaus – dient seit dem Jahr 1976 als Volksvertreter. 21 Jahre lang hatte er den Vorsitz des Unterhauses inne, elf Mal wurde er auf diesen Posten wiedergewählt. Er galt als einer der einflussreichsten und mächtigsten Politiker des Gliedstaates New York. ...
Sowohl Silvers als auch Skelos' Verteidiger argumentierten, dass ihre Mandanten bloss laut den geltenden Traditionen gehandelt hätten. In Albany würden Angelegenheiten eben auf diese Weise gehandhabt, und da Gesetzgebern gestattet sei, Nebenbeschäftigungen nachzugehen, sei ihnen nichts vorzuwerfen. ..."
Wäre ich ein Ukrainer, würde ich mich fragen: Was will denn dieser Vertreter eines Landes, in dem Korruption "den geltenden Traditionen" zugerechnet wird, von uns? Dieser Vertreter aus dem Mutterland der Oligarchie, die selbst ein Ex-US-Präsident beklagt und die dort tatsächlich historische Tradition ist, begründet von den "robber barons". Die sind gewissermaßen das Vorbild für die heutigen mittel- und osteuropäischen Oligarchen, worauf Michael Ehrke 2007 in einer Nebenbemerkung in seinem Text "Die Europäische Union und der postkommunistische Raum" hinwies.
Wahrscheinlich gilt einfach ein altes Sprichwort: "Wie der Herr so's G'scherr". Vielleicht gibt es das auch auf ukrainisch.
"US-Vize-Präsident mahnt bei seiner Rede in Kiew eindringlich, endlich die Korruption einzudämmen. ...
Biden sparte nicht mit kritischen Worten und rief die ukrainischen Politiker dazu auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. ...
Biden ermahnte die "politische Klasse" des Landes, die nötigen Reformen in Verwaltung, Wirtschaft und Justiz endlich umzusetzen. "Jeder einzelne von Ihnen weiß, was zu tun ist", sagte er. ...
Wie bei seinen Treffen am Montag, als Biden eine lange Unterredung mit Präsident Poroschenko hatte, legte der US-Politiker seinen Fokus auf das Thema Korruption. "Korruption ist wie ein Krebsgeschwür und es gibt in Europa kein Land, in dem Korruption derart stark auftritt", sagte Biden. Die Organisation Transparency International stuft die Ukraine in einem Ranking der am wenigsten korrupten Länder auf Platz 142 von 175 ein. Den Menschen in der Ukraine sei es nicht zuzumuten, so Biden, dass dies von der Politik geduldet werde. Die Regierung tue nicht genug: "Eine Anti-Korruptionsbehörde aufzumachen und einen Anti-Korruptions-Staatsanwalt zu bestellen, reichen bei weitem nicht", tadelte Biden. ..."
Den Tadel sprach mit Biden ausgerechnet ein hochrangiger Politikdarsteller aus dem Land aus, aus dem zum Beispiel die Online-Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung vom 8. Dezember 2015 Folgendes berichte:
"Das Parlament des Gliedstaates New York gilt als Sumpf der Korruption: Führende Politiker wurden jüngst schuldig gesprochen oder verantworten sich derzeit vor Gericht. ...
Der Filz betrifft Republikaner und Demokraten – wohl darum war er kein politisches Thema in Albany. Dafür ist die Justiz nun aktiv. Vergangene Woche wurde der Demokrat Sheldon Silver, bis vor kurzem Vorsitzender des Unterhauses, nach einem fünf Wochen dauernden Jury-Verfahren in sieben Anklagepunkten der Korruption, des Amtsmissbrauches und des Vertrauensbruchs schuldig gesprochen. Das Strafmass ist noch nicht festgesetzt, doch drohen ihm in jedem der Anklagepunkte bis zu zwanzig Jahre Gefängnis. Gleichzeitig findet ein Prozess gegen den Republikaner Dean Skelos statt, den Vorsitzenden des Senats (Oberhaus). Silver und Skelton bildeten, zusammen mit dem Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, das führende Trio des Gliedstaates.
Der 71-jährige Silver – er vertrat Lower Manhattan inklusive Wall Street und das Gebiet, in dem das World Trade Center stand, im Unterhaus – dient seit dem Jahr 1976 als Volksvertreter. 21 Jahre lang hatte er den Vorsitz des Unterhauses inne, elf Mal wurde er auf diesen Posten wiedergewählt. Er galt als einer der einflussreichsten und mächtigsten Politiker des Gliedstaates New York. ...
Sowohl Silvers als auch Skelos' Verteidiger argumentierten, dass ihre Mandanten bloss laut den geltenden Traditionen gehandelt hätten. In Albany würden Angelegenheiten eben auf diese Weise gehandhabt, und da Gesetzgebern gestattet sei, Nebenbeschäftigungen nachzugehen, sei ihnen nichts vorzuwerfen. ..."
Wäre ich ein Ukrainer, würde ich mich fragen: Was will denn dieser Vertreter eines Landes, in dem Korruption "den geltenden Traditionen" zugerechnet wird, von uns? Dieser Vertreter aus dem Mutterland der Oligarchie, die selbst ein Ex-US-Präsident beklagt und die dort tatsächlich historische Tradition ist, begründet von den "robber barons". Die sind gewissermaßen das Vorbild für die heutigen mittel- und osteuropäischen Oligarchen, worauf Michael Ehrke 2007 in einer Nebenbemerkung in seinem Text "Die Europäische Union und der postkommunistische Raum" hinwies.
Wahrscheinlich gilt einfach ein altes Sprichwort: "Wie der Herr so's G'scherr". Vielleicht gibt es das auch auf ukrainisch.
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