Der Autor glaubt tatsächlich, dass nun Staatsterrorismus der Geschichte
angehört. Es ist eben alles eine Frage der Definition. Das, was westliche
Staaten seit Jahrzehnten oder mindestens ein Jahrhundert lang weltweit
betreiben, mit ihren Geheimdiensten und Drohnen, allen voran die USA mit der
CIA und ihren anderen Geheimdiensten, und was alle Kategorien von Terrorismus
erfüllt, ist natürlich kein solcher, weil das ist ja der Kampf für Freiheit,
Demokratie und Menschenrechte.
Dass es Gaddafi mit allem, was er tat, ohne die Politik des Westens so nicht
gegeben hätte, angefangen von dem Sturz des Königs 1969 bis hin zu der
Unterstützung von Gruppen, die sich selbst als Befreiungsbewegungen verstehen
und von uns als Terroristen bezeichnet werden, und bis hin zu seiner Anbiederung
an die neoliberalen Führungszirkel von IWF und Weltbank und Einladungen an die
westlichen Staaten, mit Libyen doch wieder Handel zu treiben, dass die Rolle
des Westens bei der ganzen Geschichte weiter reicht als die erwähnten Besuche
und Lobhudeleien bei und für Gaddafi seit 2003, darüber kein Wort in der
Süddeutschen Zeitung. Entscheidend ist: Endlich ist ein neuer Hitler-Nachfahre
gefunden, ein neuer "Fürst der Finsternis" ... Mal schauen, wer als
nächstes diese Rolle zu übernehmen hat, da Gaddafi sie ja nun nicht mehr
spielen kann.
Ich frage mich bloss, was das mit seriösem Journalismus zu tun hat.Dass es auf jeden Fall differenzierter geht und auch
im Fall Gaddafi alles nicht so einfach ist, wie wir es uns manchmal wünschen,
hat der Politikwissenschaftler Werner Ruf am 22. Oktober im Neuen Deutschland gezeigt. Auch das
sollte noch mehr Leser finden.
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