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Mittwoch, 10. Oktober 2012

Syrien: Schutz- und Flugverbotszone auf Umwegen

Die türkischen Angriffe auf syrische Armeeeinheiten im Grenzgebiet nach den Granaten von syrischem Gebiet könnten dem Ziel dienen, doch noch die seit langem geforderte "Schutzzone für Flüchtlinge" samt Flugverbotszone einzurichten. Darauf deutet zum einen hin, dass die Türkei ihre vermeintlichen Gegenangriffe nicht wirklich beendet (siehe auch hier)und dass zum anderen die syrische Armee sich aus dem Grenzgebiet zurück zieht, eigentlich als Maßnahme, um die Situation zu entspannen. Das Ergebnis wäre ein Gebiet ohne Kontrolle durch die syrische Armee, frei zur Übernahme durch die "Rebellen", die von der Türkei aus agieren und durch diese selbst und andere Staaten unterstützt werden. Doch während die syrische Armee sich zurückzieht, verstärkt die türkische Armee ihre Einheiten im Grenzgebiet. Inzwischen rüstet auch die NATO verbal auf, ungeachtet der syrischen Entspannungssignale und Entschuldigungen.
Dass mehr dahinter stecken könnte als nur die an sich berechtigte Antwort des souveränen Staates Türkei auf vermeintliche Grenzverletzungen durch Truppen des souveränen Staates Syrien, diese Vermutung drängt sich angesichts der beschriebenen Vorgänge regelrecht auf. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch die syrische Regierung warnt, dass eine "befreite Zone" in Nordsyrien eingerichtet werden soll, die schon lange von der Türkei und den "Rebellen" samt exiloppositionellem Syrischen Nationalrat (SNC) gefordert wird. Das bestätigte auch der türkische Politikwissenschaftler Kamer Kasim in einem Interview mit dem österreichischen Standard: "Das Problem ist, dass natürlich derlei 'Unfälle' im Grenzgebiet immer wieder passieren und weiterhin passieren werden. Das ist die eigentliche Gefahr, da dies wiederum die Türkei unter Zugzwang bringen würde.
Daher denke ich, dass die Türkei eine andere Möglichkeit der Prävention (die sogenannte Pufferzone, Anm.) suchen muss. Um das zu erreichen, wurden auch gestern UNO und NATO eingeschaltet. Es geht also nicht um das Ausrufen des NATO-Bündnisfalls, sondern um die Umsetzung einer Pufferzone im türkisch-syrischen Grenzgebiet. All das wäre natürlich nicht geschehen, wenn die von der Türkei früh geforderte Pufferzone etabliert worden wäre."
Inzwischen erhielt die Vermutung neue Nahrung, dass die Granaten auf das türkische Dorf Akcakale nicht von der syrischen Armee stammten, sondern von "Rebellen", die sich in dem Grenzgebiet Gefechte mit der syrische Armee liefern. In dem Blog "Syrien Info" ist zu lesen: "Die türkische Zeitung Yurt schreibt in ihrer aktuellen Ausgabe, die Granaten die auf Akçakale abgefeuert wurden, stammen aus NATO-Beständen. Damit ist klar, nicht das syrische Militär hat geschossen, die diese Munition gar nicht besitzt, sondern die von der NATO angeheuerten Terroristen selber. Wieder eine inszenierte Provokation, um einen Grund für einen Krieg gegen Syrien zu haben.
Laut dem Chefredakteur von Yurt, Merdan Yanardag, hat die Zeitung verlässliche Informationen erhalten, die Türkei hat die Granaten an die sogenannte Free Syrian Army (FSA) geliefert, welche fünf türkische Zivilisten in Akçakale tötete und zahlreiche verletzte.
'Diese Informationen bestätigen, die falsche Politik der Erdogan-Regierung steckt hinter dem Beschuss der Stadt mit Mörsergranaten, die fünf Türken das Leben kostete,' schrieb Yanardag."

Nachtrag: Hinweise darauf, dass die Granaten auf Akcakale aus einer anderen Quelle als angeblich von der syrischen Armee stammen können, gab es schon in den Kommentaren zu dem Beitrag "Vergeltung und Versuchung" von Lutz Herden auf freitag.de, was ich heute aber erst bemerkte.
Interessant und passend ist auch, was Ulrich W. Sahm auf hagalil.com schreibt: "Der syrische Beschuss türkischer Dörfer, jordanischer Stellungen und der von Israel kontrollierten Golanhöhen geht nach Einschätzungen israelischer Militärs mit hoher Wahrscheinlichkeit von der syrischen Opposition aus. Das berichteten das israelische Fernsehen und der Rundfunk…" Die Methode "Gleiwitz" scheint tatsächlich wieder angewandt worden zu sein.

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