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Mittwoch, 11. Dezember 2013

Diskussion um Sarin in Damaskus

Ein Journalist fragt, was die US-Regierung vor dem mutmaßlichen Giftgasangriff am 21. August in einem Vorort von Damaskus wusste. Ein Blogger meint, der Autor irrt.

Seymour Hersh, einer der erfahrensten investigativen Journalisten, sorgt mit einem Beitrag für die Onlineausgabe der London Review of Books, veröffentlicht am 8. Dezember, für Diskussionen. Darin schreibt er über Hinweise, dass die US-Regierung unter Präsident Barack Obama sehr wohl vor dem mutmaßlichen Giftagsangriff am 21. August in einem Vorort von Damaskus Informationen hatte, dass auch Gruppen unter den "Rebellen" wie die Al-Nusra-Front in der Lage seien, Sarin herzustellen. Er zitiert eine Reihe von Quellen aus dem Regierungs- und Geheimdienstapparat der USA, die darauf hindeuten, dass die Kriegstreiber in der Obama-Administration das Ereignis nutzen wollten, um in den Krieg in und gegen Syrien direkt eingreifen zu können. Deshalb sei der mutmaßliche Chemiewaffeneinsatz der syrischen Regierungsseite bzw. dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad zugeschrieben worden.

Soweit meine zugegebenermaßen sehr knappe Zusammenfassung. Die junge Welt und die Süddeutsche Zeitung haben u.a. Hershs Hauptaussaugen etwas ausführlicher wiedergegeben. Inzwischen hat sich der Blogger Eliot Higgins, bekannt als "Brown Moses", in einem Beitrag für das US-Magazin Foreign Policy dazu geäußert. Er meint, Hersh würde außer acht lassen, dass es sehr wohl Hinweise gebe, dass die am 21. August mutmaßlich eingesetzte Munition nur von der syrischen Armee oder anderen Kräften der Regierungsseite eingesetzt werden konnte. Higgins verweist dabei auf Videos bei YouTube, die genau das belegen würden. Am Ende erklärt er u.a. dem gestandenen Journalisten Hersh, dass das richtige Verständnis von Opensource-Quellen im Internet wie YouTube-Videos zu den Schlüsselqualifikationen von investigativen Journalisten gehöre.

Ich halte den Hinweise des Bloggers für bedenkenswert, bezweifle aber, dass das fleißige und akribische Studium von Viedos im Internet wie er es betreibt ausreicht, zu beschreiben und gar zu verstehen, was tatsächlich in einem Konflikt wie dem in Syrien passiert. So stützt sich Higgins auch bei seiner Kritik an dem auf verschiedene Informationen verweisenden Hersh bezüglich Sarin in den Händen von Al-Nusra allein auf die Aussagen des US-Chemiewaffenexperten Dan Kaszeta. Er ignoriert dabei u.a. all die zahlreichen Zweifel an den entsprechenden Aussagen in dem Bericht der UN-Kontrolleure udn deren Hinweise auf mögliche Manipulationen an den Beweismitteln, auf die ich auch schon hingewiesen habe. Die Frage des erfahrenen Journalisten, um wessen Sarin es sich am 21. August gehandelt haben könnte, kann auch der fleißige Blogger nicht beantworten.

Für Hersh ist es eine Ironie des Geschehens, dass nach der Zerstörung des Chemiewaffenarsenals der syrischen Regierungstruppen die Al-Nusra-Front und ihre islamistischen Verbündeten in Syrien die Einzigen mit Zugang zu den Zutaten sein könnten, mit denen sich Sarin herstellen lässt. Unterdessen halten die Zerstörung das Landes und die Kakophonie der Gewalt in diesem von außen angeheizten Krieg an. Ein Ende bleibt außer Sicht, die Mainstream-Medien berichten nur noch spärlich – bis zur nächsten Gräueltat, dem nächsten Massaker.

Nachtrag vom 12.12.13: Democrazy Now hat am 9. Dezember ein Interview mit Seymour Hersh veröffentlicht.

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