Robert Fisk durfte im ARD-Brennpunkt am 2. Mai
zwar kurz bezweifeln, ob Bin Laden "der Anführer" von Al Qaida war
und darauf hinweisen, dass die Gruppen in diesem Netzwerk keine Anweisungen von
einer "Zentrale" oder einem "Chef" bekommen, doch die
Journalisten bezeichneten vorher und nachher weiter den Hingerichteten als
"Al Qaida-Chef". Dagegen handeln die uniformierten Staatsterroristen auf direkten Befehl Obamas. Doch nicht Obama wurde getötet,
sondern Osama.
Um es klar zu stellen und eventuellen Missverständnissen vorzubeugen: Ich
bin gegen die gezielte Tötung oder Hinrichtung von wem auch immer. Wer ein
Verbrechen begangen hat, gehört vor ein Gericht gestellt und dann muss ihm das
Verbrechen auch nachgewiesen werden. Und so müsste inzwischen auch Barack Obama
wie sein Vorgänger George W. Bush wegen Staatsterrorismus vor ein Gericht
gestellt werden ...
Lutz Herden hat Recht, wenn er
angesichts der Hinrichtung Bin Ladens an das Mittelater erinnert. Wolfgang
Lieb stellt in einem Text auf den NachDenkSeiten fest:
"Die Liquidation selbst eines Massenmörders ohne vorheriges
Gerichtsverfahren ist Lynchjustiz. Und Lynchjustiz wird als rechtswidrige
Bestrafung einer Person in nahezu allen Rechtsstaaten geächtet." Die Frage
ist, wer gibt Barack Obama und denjenigen, in deren Auftrag er die Rolle des
Weltpolizisten ausführt, das Recht dazu? Sie wollen anderen mit Bomben, Special
Forces und gesteuerten Revolutionen Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaat
beibringen und missachten gleichzeitig all das, was sie da predigen.
Lutz Herden hat auch Recht, wenn er schreibt: "Die Entgrenzung aller
Maßstäbe ist zur Tugend verklärt, Auge um Auge, Gewalt gegen Gewalt." Als
ich die Nachricht von Bin Ladens Ermordung hörte, fragte ich mich sofort, wann
die Meldung kommt, dass eine US-Spezialeinheit Gaddafi hingerichtet hat. Und
dann Assad, Ahmedinadschad, Chavez ... Es gibt ja noch einige vermeintliche
"Schurken", die angeblich die westliche Freiheit bedrohen ... Dass
die US-Special Forces sowas können, wenn sie von der Leine gelassen werden,
haben sie ja wieder mal bewiesen. Ob Obama auf die Fähigkeiten seiner
Terroristen im Staatsdienst verzichten kann?
Max Liebermann sagte einst, dass er gar nicht so viel fressen könne, wie er
kotzen möchte ... Immer wieder werde ich an diesesn überlieferten Ausspruch
erinnert, den der Maler von sich gab, als die Nazis an die Macht kamen ... Oder
mit Wolfgang Lieb gesagt bzw. geschrieben: "Wie man die Kopfschüsse in
Pakistan – wie Gabor Steingart im Morning
briefing des Handelsblatts schreibt – als 'Riesenerfolg für die westliche
Welt' bejubeln kann, lässt einen an den Werten dieser 'westlichen Welt'
zweifeln."
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